- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im August 2008Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr MESZ (22 Uhr MEZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die Sterngucker können im August wieder aufatmen - endlich werden die Nächte spürbar länger, so dass man nicht erst bis Mitternacht warten muss, um lichtschwache Objekte beobachten zu können. Trotzdem begann der Monat mit einem astronomischen Paukenschlag am Taghimmel, der partiellen Sonnenfinsternis am gestrigen Freitag. Im letzten Beitrag wurde darüber ausführlich berichtet und ich hoffe, Sie hatten um die Mittagszeit Gelegenheit, dieses Schauspiel ein wenig mitzuverfolgen. Zu den weiteren Objekten, die man auch schon in der Dämmerung gut beobachten kann, gehören die Planeten. So ist der Gasriese Jupiter momentan am Abendhimmel optimal zu beobachten, wenn man von seiner horizontnahen Position im Sternbild Schütze mal absieht. Sicher haben manche schon die Wolkenbänder seiner Atmosphäre im Fernrohr gesehen. Auch der große rote Fleck, ein gigantischer Wolkenwirbel von mehrfacher Erdgröße mit Windgeschwindigkeiten bis zu 400 Stundenkilometer, ist im Rhythmus der Jupiterrotation von 9 Stunden und 50 Minuten immer wieder für einige Stunden zu sehen. Durch die im Vergleich zur Erde mehr als doppelt so schnelle Rotation erscheint der Riesenplanet im Fernrohr deutlich abgeplattet. Interessant sind auch die vier hellsten Monde, die sich meist wie eine kurze Perlenkette um die Äquatorebene des Jupiters reihen. Galileo Galilei hat sie im Jahre 1610 bei den ersten praktischen Beobachtungen mit seinem selbstgebauten 20-fach vergrößernden Fernrohr entdeckt. Dabei bemerkte er, dass zeitweise nicht alle Monde sichtbar waren; die gerade nicht sichtbaren Trabanten mussten sich wohl vor oder hinter dem Planeten befinden. Die daraus abgeleitete Hypothese, dass sich Himmelskörper auch um andere Körper als die Erde bewegen, die Erde (und damit Rom mit dem Papst) somit nicht das alleinige rotatorische Zentrum der Welt sein konnten, brachte ihn in Konflikt mit der Kirche. Aus Angst vor den Folterinstrumenten schwor er seinen richtigen Theorien ab. Erst nach seinem Tod bahnte sich mit dem kopernikanischen Weltbild die Wahrheit seinen Weg und statt der Erde wurde die Sonne in den Mittelpunkt unseres Planetensystem gesetzt. Schon mit einem guten Feldstecher ab etwa 10-facher Vergrößerung können Sie die Beobachtungen dieses Naturforschers nachvollziehen. Mit einem kleinen Fernrohr und einer gehörigen Portion Ausdauer (ein bis zwei Beobachtungen pro Nacht, mind. 2 Wochen lang) können die Positionsveränderungen genau dokumentiert und daraus sogar Bahndurchmesser und Umlaufzeiten der vier Galileischen Monde abgeleitet werden - im Prinzip nicht schwierig, jedoch nur was für "hyperaktive" Beobachter. Die restlichen der fünf hellen Planeten bleiben in diesem Monat leider unbeobachtbar, weil sie zu nahe bei der Sonne stehen. Entschädigt werden wir dafür jedoch mit dem jährlich wiederkehrenden Sternschnuppenstrom der Perseiden, im Volksmund auch Laurentiustränen genannt. Das Maximum ist am 12. August zu erwarten, aber auch einige Tage um diesen Termin herum wird man immer wieder einzelne Meteore sichten können. Der nahende Vollmond am 16. August stört zwar etwas bei der Beobachtung, jedoch steht er so weit südlich, dass er am 12. bereits gegen 1 Uhr MESZ untergeht. In der zweiten Nachthälfte kann man sich also ungestört auf die Jagd nach den Sternschnuppen machen. Da der Radiant im Sternbild Perseus im Laufe der Nacht immer höher steigt, dürfte kurz vor Beginn der Dämmerung die Meteorrate am höchsten sein - abhängig von den sonstigen Bedingungen (atmosphärische Durchsicht, störendes Umgebungslicht) kann auf 5 bis 20 Meteore pro Stunde gehofft werden.
Die SommermilchstraßeAuch die Beobachtung des Sternenhimmels muss im August nicht mehr zu kurz kommen, ist es zur Monatsmitte doch bereits ab 22 Uhr ausreichend dunkel. Von Norden nach Süden quer über das ganze Firmament erstreckt sich das diffuse Band der Milchstraße. Wir sind Teil der Milchstraße, unserer diskusförmigen Heimatgalaxie, befinden uns jedoch nicht in deren Zentrum sondern mehr im äußeren Drittel. Das Zentrum liegt in Richtung der Sternbilder Schütze und Skorpion, die wir um 23 Uhr am Süd-/Südwesthorizont finden können. Leider ist in unseren geografischen Breiten vom Band der Milchstraße in diesem Bereich nur selten etwas zu erkennen. Erst mit den nördlich angrenzenden Sternbildern Schild und Adler hebt sich ihr diffuses Leuchten vom durch künstliche Lichtquellen aufgehellten Horizontdunst ab. Diejenigen, die ihren Sommerurlaub im Süden verbringen, haben oft bessere Karten, weil die Südsternbilder entsprechend höher über dem Horizont stehen. Im Sternbild Schwan gelangt die Milchstraße bis fast in den Zenit und senkt sich entlang der Konstellationen Kepheus, Kassiopeia und Perseus gegen Norden, bis sie im Fuhrmann unter den Horizont sinkt. Es wären nun zig außergewöhnliche Objekte zu nennen, die sich im und um das Milchstraßenband tummeln - gehen Sie selbst auf die Suche. Mit einem Fernglas in den Sternenfluten "Spazierensehen" fesselt fast jeden, den Einsteiger und den langjährigen Amateur. Eine Liege an einem dunklen Standort in einer klaren und trotzdem noch lauen Augustnacht, das sind beste Voraussetzungen für ein entspanntes Seherlebnis unter freiem Himmel. Und wenn sich die Gedanken dann vom Alltäglichen lösen und man erkennt, dass man Teil - ja sogar "Produkt" - dieses Wunders ist, so mag die Frage aufkommen: Beobachtet das Universum sich selbst? Bernhard Kindermann
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