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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Oktober 2008: "Beobachtungstipps für Einsteiger"

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Abnehmender Mond mit einer Phase von 77%, wie er sich in einem schwach vergrößernden Fernrohr darstellt. Bild: Walter Conrad
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Da hat man nun ein kleines Fernrohr mit Sucher und parallaktischer Montierung erworben und ist richtig heiß darauf, dieses zum Himmel zu richten. Als erste Devise gilt, sich am Himmel zu orientieren, damit die Suche nach den begehrten Objekten auch von Erfolg gekrönt wird. In Gedanken werden die Sternbilder sortiert, die einem im Gedächtnis geblieben sind: der Orion mit den drei Gürtelsternen und dem berühmten Orionnebel, der Grosse und der Kleine Wagen, das Himmels-W, der Polarstern, der Sirius, das Siebengestirn und der Andromeda-"Nebel". Wie findet man nun all die Objekte am Sternenhimmel, die einem schon seit Langem im Kopf herumschwirren, um sie genauer unter die "Lupe" zu nehmen?

Für den Anfang ist es sicherlich nützlich, eine drehbare Sternkarte oder ein astronomisches Orientierungsbüchlein mit allen nördlichen Sternbildern oder auch beides zu erwerben. Sie kosten nicht viel und erleichtern einem doch erheblich die "himmlische" Orientierung. Meist liegt auch dem Fernrohr ein Heftchen mit den wichtigsten Objekten am Himmel bei, welches für den Anfang gute Dienste leistet. Und schließlich kann man die auf diesen Webseiten (bzw. in den die Sternkarten und Texte druckenden Tageszeitungen) monatlich erscheinenden Sternenhimmel-Artikel mit Sternkarte sehr gut für diesen Zweck verwenden.

Also suchen wir uns, ausgerüstet mit einer am besten roten Taschenlampe, einen geeigneten Beobachtungsplatz mit möglichst freier Rundumsicht. Ost, West, Nord, Süd sind als begeisterter Hobby-Astronom schnell ausgemacht (notfalls zehn Minuten den Sternhimmel beobachten und feststellen, wo die Sterne auf- bzw. untergehen, dann ist die Ost-West-Richtung erfasst). Nun wird das Stativ waagrecht und grob nach Norden ausgerichtet. Eine Libelle aus dem Baumarkt und ein Kompass erweisen sich als hilfreich. Auf der Höhenskala an der Montierung stellen wir den Polwinkel ein (Angaben dazu liefert jede geografische Karte über den Breitengrad des Beobachtungsortes). Sollte die Montierung des Fernrohres auch noch einen Polsucher aufweisen, ist man bereits vom Feinsten ausgerüstet und die Aufstellung wird zum Kinderspiel.

Nun suchen wir erstmal mit freiem Auge das Sternbild aus, welches wir untersuchen wollen, sagen wir den Orion. Das Fernrohr ist ungefähr auf den gewünschten Stern, zum Beispiel den Stern Beteigeuze (im Orion der Stern links oben) eingestellt. Wir blicken durch den Sucher und sehen -- nichts! Es erfordert nämlich ein bisschen Übung, um das Fernrohr so auszurichten, dass der Stern auch tatsächlich im Sucher erscheint. Mit Geduld und Spucke erreicht man nach einiger Zeit die notwendige Fertigkeit. Ist der Stern im Sucher und der Sucher justiert (was man bereits bei der ersten Inbetriebnahme des Fernrohres tun kann), sollte er auch bei niedriger Vergrößerung im Okular des Fernrohres auftauchen. Wer sich noch etwas Gutes antun will, kann sich einen Schnellsucher bauen oder für wenig Geld fertig kaufen. Mit diesem am Fernrohr angebrachten Hilfsgerät, meist Starpointer oder Visiersucher genannt, kann man sich das grobe Anpeilen des Objektes stark erleichtern. Sie funktionieren etwa so wie die Kimme-Korn-Zielvorrichtung an einem Jagdgewehr.

Nun können wir überprüfen, ob wir bei der Aufstellung des Fernrohres geschludert haben oder nicht. Beim Nachdrehen der Montierung über die Rektaszensionsachse, das ist die Achse der scheinbaren Drehbewegung der Sterne am Himmel, sollte der Stern nicht aus der Mitte des Bildfeldes wandern, sonst stimmt die Aufstellung des Fernrohrs nicht und muss korrigiert werden (wie gesagt: Besitzer eines Polsuchers sind da fein heraus). Da wir schon mal beim Orion sind, so bietet sich ein Blick auf den Orionnebel an. Die vier Trapezsterne sind schnell gefunden und schon haben wir den Nebenfleck im Okular. Wenn das Auge nachtadaptiert ist (20 Minuten bei Dunkelheit dürften dazu reichen), wird sich der Nebel in seiner ganzen Pracht darbieten. Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass sich der Nebel dem Auge so darstellt, wie er in vielen Fotografien abgelichtet ist. Dennoch ist der visuelle Eindruck am Fernrohr, besonders natürlich mithilfe einer lichtstarken Optik, bei entsprechender Dunkelheit des Sternhimmels überwältigend. Nach dem Orionnebel der zweit bekannteste "Nebel" ist die Andromeda-Galaxie. Diese wird bereits in kleineren Instrumenten als heller, ovaler Nebelfleck wahrgenommen.

Sehen wir mal von den vielen weiteren interessanten Objekten in der Sternen- und Nebelwelt, die es zu entdecken und erforschen gilt, ab und wenden uns den Planeten, Mond und Sonne zu. Von den Planeten werden wohl der Jupiter, Saturn und Mars am Häufigsten beobachtet. Da es hier gilt, das Abbild des Planeten im Okular so groß und kontrastreich wie möglich darzustellen, sind einige Dinge zu beachten. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Planetenbeobachtung ist eine stabile, verwacklungsfreie Montierung. Das kann man nicht genug betonen, weil so manche Hersteller von Fernrohren diesem Punkt der Ausrüstung nicht genügend Sorgfalt widmen. Im Zweifel also lieber etwas mehr Geld für eine robuste und stabile Montierung ausgeben. Denn nicht allzu selten trägt eine wackelige Montierung dazu bei, sein Hobby zu vernachlässigen oder sogar aufzugeben, weil das Bild im Okular so rein gar nicht mehr aufhören will, auf und ab zu tanzen! Die maximale Vergrößerung sollte man allerdings nur dann einsetzen, wenn das sog. Seeing, also die Homogenität der Atmosphäre am Nachthimmel, ausreichend gut ist. Auch die Helligkeit des Objektes selbst muss diese Vergrößerung verkraften können, sonst wird das Abbild arm an Kontrast. Hilfreich bei der Planetenbeobachtung kann auch ein Planetenfilter sein (meist ein Gelb- oder Grünfilter, einzuschrauben in das Filtergewinde des Okulars). Manchmal liegt dem Fernrohr bereits ein solches Filter als Zubehör bei.

Wenn auf dem heimischen Balkon oder der Terrasse das Streulicht der Straßenbeleuchtung den Blick in die Sternen- und Nebelwelt beeinträchtigt, dann bleibt immer noch der Mond übrig mit seinen Maren, Gebirgszügen und Kratern und entschädigt einen reichlich für fehlende Dunkelheit. Denn auch im Zeitalter der Weltraumfahrt hat der Mond seine Attraktivität keineswegs eingebüßt. Und an einem klaren Tag kann man schließlich auch noch die Sonne ins Visier nehmen, die Grundlage unserer Existenz im Weltall! Schon mit der Sonnenfinsternisbrille, die jeder noch irgendwo in der Schublade hat, kann man Details auf der Oberfläche erkennen. Leider ist die Sonne derzeit wenig aktiv und es gibt fast keine Sonnenflecken zu bestaunen. Wenn man die Sonne durch das Fernrohr betrachten möchte, so ist eines ganz besonders wichtig, nämlich mit allergrößter Vorsicht zu Werke zu gehen, damit auf keinen Fall das Auge geschädigt wird. Also niemals mit blossem Auge oder gar mit nicht explizit dafür ausgelegten optischen Geräten in die Sonne schauen, dies kann zur Erblindung führen! Die Sonnenfolienfilter vor dem Objektiv müssen immer fest mit dem Tubus bzw. dem Objektivhalter verbunden werden, damit sich auf keinen Fall der Filter unbemerkt lösen kann. Besonders bei einem Linsenfernrohr ist darauf zu achten, dass das meist nur aufgesteckte Taurohr vor der Objektivlinse mit Klebefolie oder ähnlichem fest mit dem Tubus verbunden wird.

Diese kleine Einführung ist dafür gedacht, dass die vielleicht auftretenden Anfangsschwierigkeiten schnell gemeistert werden und dass Freude und Genuss am Beobachten des heimischen Nachthimmels sich mehr und mehr zu einer Liebhabertätigkeit ausweiten können.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2008-10-01