- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema November 2008: "Erste Beobachtungsobjekte"Das Sternbild Orion ist wohl das markanteste Wintersternbild. Man kann sich darunter gut den Himmelsjäger Orion mit seinem Gürtel und seinem Schwert vorstellen. Darin finden wir den Orion-Nebel, ein in jeder Hinsicht dankbares Objekt. Quelle: Wikimedia Commons [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Es ist soweit! Irgendetwas hat unser Interesse an der Astronomie geweckt, sei es nun ein Bericht im Fernsehen, ein Vortrag, der Besuch einer Sternwarte oder einfach eine helle Sternschnuppe, die am nächtlichen Himmel aufleuchtete. Und nun haben wir beschlossen der Sache tiefer auf den Grund zu gehen und mal selber zu sehen, was da so am Himmel zu finden ist. Ja, und jetzt stehen wir da, haben ein dunkles Plätzchen gefunden und schauen hinauf und sehen Sterne, Sterne, Sterne ... Aber welche sind das und was gibt es noch? Wenn wir Glück haben, dann steht der Mond am Himmel, den kennen wir und wir haben wenigstens schon ein Objekt erkannt. Aber weiter geht es ohne Hilfsmittel fast nicht. Oder? Na ja, ein kleines bisschen schon: Wenn uns aus der Schulzeit noch das Bild des Großen Wagens geläufig ist, dann werden wir diesen leicht finden und haben mit dem mittleren Deichselstern Mizar schon ohne Hilfsmittel einen Doppelstern, den man mit bloßem Auge erkennen kann. Direkt über ihm sitzt nämlich Alkor, "das Reiterlein". Und über die fünffache Verlängerung der Hinterkante des Wagenkastens nach oben kommen wir zum Polarstern, dem Hauptstern des Kleinen Wagens, und haben damit auch die Nordrichtung gefunden, die uns zur weiteren Orientierung am Himmel hilfreich ist. Aber dann müssen wir zu Hilfsmitteln greifen. Doch so schwierig ist das auch nicht: denn da wäre ja zunächst mal die Sternkarte, die sich jeden Monat auf dieser Seite befindet. Mit ihr können wir andere Sternbilder identifizieren und die sichtbaren Planeten finden. Mit einer größeren Sternkarte oder einem entsprechenden Büchlein, das wir in jeder Buchhandlung erhalten können, erschließen sich uns die helleren Sterne der Sternbilder mit Namen und Details. Damit können wir uns daran machen, die wenigen mit bloßem Auge sichtbaren Deep-Sky-Objekte aufzusuchen. Da wären der bekannte und leicht zu beobachtende offene Sternhaufen der Plejaden (M 45, das Siebengestirn) im Stier und die schon etwas schwerer zu erkennende Krippe (M 44, Praesepe) im Krebs, ebenfalls ein offener Sternhaufen. Dann die zwei benachbarten offenen Sternhaufen h und chi im Perseus. Bei sehr dunklem Himmel kann man versuchen den Kugelsternhaufen M 13 im Herkules zu finden. Mit einer Helligkeit von 5.8 mag liegt er schon fast außerhalb unserer Möglichkeiten. Dafür ist M 31, die Andromeda-Galaxie, wieder leichter zu beobachten, wobei man allerdings nur den Kern als unscharfen grauen Flecken erkennen kann. Auch der Orion-Nebel M 42, ein Gasnebel, kann gefunden werden. Aber dann wäre es schon gut, auf ein optisches Hilfsmittel zurückgreifen zu können - beispielsweise einen Feldstecher, den ja heute fast jeder hat. Ein Fernglas mit einer Größe von 10x50 ist optimal für astronomische Zwecke geeignet. Da können wir die vorher genannten Objekte schon genießen, auf dem Mond spazieren gehen und den Lauf der großen Jupitermonde verfolgen. Da wir das System genau von der Seite sehen, stehen die Monde in einer Reihe und sind deswegen besonders leicht zu erkennen. Auf diese Weise erschließt sich uns schon eine so große Zahl von Objekten, dass sie hier aus Platzgründen nicht mehr aufgezählt werden können. Ist dadurch unsere Begeisterung gestiegen, können wir an den Kauf eines kleinen Fernrohrs denken, das unsere Möglichkeiten noch vergrößert. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir selbst mit einem großen Fernrohr nicht die Bilder sehen können, die wir aus der Zeitung oder dem Fernsehen kennen. Diese werden mit Riesenfernrohren, die noch dazu an ausgesuchten Stellen des Erdballs platziert sind, gewonnen. Oder es sind Aufnahmen von Satelliten und zum Teil aus Bereichen des nicht-sichtbaren Teils des Spektrums. Trotzdem sollte man nicht übersehen, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob ich mir so ein Bild ansehe oder das gleiche Objekt selbst am Himmel gefunden habe. Damit man dieses Vergnügen aber auch wirklich genießen kann und nicht mit leichten Erfrierungen (Winter) oder wegen Genickstarre (zenitnahe Objekte) entnervt aufgibt, sollte man sich entsprechend ausrüsten. Warme Kleidung, vielleicht sogar Handschuhe sind wichtig, denn die kühlere Jahreszeit bietet mit den längeren Nächten und dem dunkleren Himmel die besten Gelegenheiten. Bei Verwendung eines Feldstechers ist es vorteilhaft und besonders entspannend, wenn man sich im Liegestuhl ausstreckt und dabei die Arme auf die Lehnen aufstützen kann. Bei einem ruhigen Bild kann man viel mehr Einzelheiten erkennen und es ist auch leichter, eine bestimmte Stelle wieder zu finden. Ein Leckerbissen für das freie Auge aber auch für Feldstecher und Fernrohr ist das Band der Milchstraße. Den besten Blick darauf hat man im Sommer, wo wir auch auf das Zentrum der Milchstraße im Sternbild des Schützen blicken. In diesem Bereich erschließen sich schon dem Feldstecher einige der vielen Nebel. Mit dem Fernrohr kann man von einem zum anderen wandern. Leider haben wir zur Sommerzeit nicht den dunkelsten Himmel. Daher sollte man die Milchstrasse auch in der übrigen Zeit des Jahres aufsuchen, selbst wenn man dabei nur in die Randgebiete unserer eigenen Galaxie schauen kann. Wenn wir dann noch eine Sternkarte, eine kleine Taschenlampe mit Rotlicht und eine Thermoskanne mit gutem Kaffee in Reichweite haben, dann wird der nächtliche Spaziergang am Himmel sicher ein Erfolg. Gerardo Inhester
Zum Sternenhimmel November 2008
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