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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2008

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Die Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Otto Pilzer
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Das Jahr ist beinahe vergangen und wir haben am 21. Dezember, dem Tag des astronomischen Winteranfangs, den kürzesten Tag und folglich die längste Nacht des Jahres erreicht. Für Amateurastronomen sind diese langen, klaren Nächte ideal - nicht nur wegen der Länge, sondern besonders wegen der Klarheit der Luft. Bekanntlich kann die kalte Luft nicht so viel Wasserdampf aufnehmen wie warme. Das führt auch dazu, dass bei kalter Luft die Bodenwärme besonders schnell in den Raum entweichen kann, die Nächte werden schnell kalt.

Bereits der Anfang des Monats beginnt spektakulär. Dicht beieinander stehen am 1. Dezember die feine Sichel des Mondes, Venus und Jupiter in der Abenddämmerung. Gegen 18.00 h MEZ bedeckt sogar der Mond die Venus! Man ist versucht zu sagen: ein verfrühter Stern von Bethlehem steht am Himmel! Also nicht versäumen, am Abend nach Südwesten zu schauen, um sich dieser schönen Konstellation zu erfreuen. Leider gibt danach der Riesenplanet Jupiter mit seinem bereits deutlich kleiner werdenden scheinbaren Durchmesser von 30 Bogensekunden seine Abschiedsvorstellung, er verschwindet im Laufe des Monats vom Abendhimmel und am 24. Januar steht er bereits in Konjunktion zur Sonne. Die Venus hingegen beherrscht zunehmend als Abendstern den südwestlichen Himmel, sie überholt sogar in Hinblick auf die Helligkeit den Jupiter und wird damit zum alles überstrahlenden "Stern" des Westhimmels. Der sonnennächste Planet Merkur, der Götterbote, ist für uns den ganzen Monat unsichtbar, ebenso wie der Mars, der uns vor genau einem Jahr durch seine Oppositionsstellung in Atem gehalten hatte und der jetzt hinter der Sonne in einem Abstand von riesigen 370 Millionen Kilometern seine Bahn um unseren Zentralstern zieht. Der Saturn wiederum, rechtläufig im Sternbild Löwen, ist weiterhin ein gut zu beobachtendes Objekt am Himmel. Mitte des Monats geht er schon deutlich vor Mitternacht auf. Sein scheinbarer Durchmesser im Fernrohr von ca. 20 Bogensekunden macht den Ringplaneten, dessen Ring zurzeit allerdings nur noch als Strich wahrnehmbar ist, zum markantesten Planeten des Monats. Der grünlich erscheinende Planet Uranus im Wassermann ist was für die frühen Abendstunden. Er kulminiert Mitte des Monats gegen 18.00 h, ist also gut zu beobachten, wohingegen der rechtläufig im Steinbock ziehende Neptun nur, und das auch nur im ersten Drittel des Monats, ein Objekt für das Fernrohr ist. Aufsuchkärtchen (Internet, Astronomie-Jahrbuch) erleichtern dabei die Suche.

Durch das frühe Einsetzen der Nacht bleibt viel Zeit, sich den Sternschnuppen zu widmen. Der Sternschnuppenstrom der Geminiden tritt in der Zeit vom 6. bis zum 16. Dezember auf. Wie der Name schon sagt, befindet sich der scheinbare Ursprungsort, man sagt auch Radiant dazu, im Sternbild der Zwillinge nahe bei Kastor und Pollux, also in der Ekliptikebene. Sein Maximum erreicht der Strom in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember. Bis zu 120 Meteore stündlich mit durchaus auch hellen Objekten kann man erwarten. Allerdings stört das Licht des Mondes etwas, so dass die lichtschwächeren Meteore möglicherweise dem Auge verborgen bleiben werden. Die Geminiden sind mit einer mittleren Geschwindigkeit von 35 km je Sekunde langsamer als die bekannteren Perseiden.

Weniger bekannt ist der Sternschnuppenstrom der Ursiden. Sein Radiant liegt im Kleinen Bär. Ursprung für diesen Strom ist der Komet 8P/Tuttle. Da die Ursiden ihr scharf ausgeprägtes Maximum am 22. Dezember früh am Morgen erreichen und der Kleine Bär zu diesem Zeitpunkt hoch am Himmel steht, sind die Halswirbel beim Beobachten gefragt! Also den Hals mit einem Schal warm einpacken, damit man sich kein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk in Form eines steifen und schmerzhaften Halswirbels einhandelt. Ungefähr 20 Meteore je Stunde sind im Maximum zu erwarten, allerdings streuen die Raten von Fall zu Fall und das Maximum fällt zudem in die Morgendämmerung. Dies ist deutlich weniger als bei den Geminiden, dafür stört das Mondlicht nicht.

Das Sommerdreieck, aus Deneb, Wega und Atair gebildet, ist seines dritten Sterns, Atair im Adler, beraubt, der bereits untergegangen ist. Die beiden anderen, Wega in der Leier und Deneb im Schwan als Zirkumpolarstern dümpeln am nordwestlichen Horizont herum. Die Herbststernbilder sind nach Westen abgewandert. Das sternreiche Sternbild Perseus ist jetzt besonders zum Beobachten geeignet, denn es befindet sich in schöner Betrachtungshöhe ziemlich genau im Zenit. Im Osten beherrschen jetzt die Wintersternbilder wie der Orion, der Stier mit den Plejaden, der Grosse Hund mit Sirius, die Zwillinge mit Kastor und Pollux, die Himmelssphäre. Auch in einer Stadt mit ihren den Nachthimmel aufhellenden Straßenlaternen und nach oben streuenden Kirchenbeleuchtungen und Sportplatzflutern fällt auf, dass der östliche Himmel im Gegensatz zum westlichen voller heller Sterne scheint. Der Orionnebel hat sich bereits in eine Höhe von 30 Grad aufgeschwungen und ist bestens zu beobachten. Der mit freiem Auge deutlich sichtbare Nebelfleck verdichtet sich im Fernrohr zu einem wunderbar anzuschauenden, riesigen Nebel mit eingebetteten, blau leuchtenden, jungen Sternen. Auch die Andromeda-Galaxie im Westen links oberhalb des Vierecks des Pegasus steht noch in einer Höhe von 60 Grad am Himmel, die zum Betrachten einlädt. Immerhin ist sie die unserer eigenen Milchstrasse am nächsten gelegene Galaxie und damit besonders interessant. Der Fuhrmann hoch im Osten mit einem der hellsten Sterne der Nordhalbkugel, Alpha Aurigae, Kapella genannt, lädt zum Betrachten ein. Kapella ist einer der sechs Sterne des Wintersechsecks. Der Name des Hauptsterns im Fuhrmann geht, wie so viele der Sterne der nördlichen Hemisphäre, auf die griechische Mythologie zurück und bedeutet so viel wie "kleine Ziege". Zeus soll auf Kreta von einer Ziege genährt worden sein. Zum Dank dafür wurde sie an den Sternhimmel versetzt. Kapella ist ein Doppel-Doppelsternsystem in einer Entfernung von 42 Lichtjahren. Die zwei Hauptkomponenten Aa und Ab, die nicht visuell, sondern spektroskopisch nachgewiesen werden können, gehören den gelben Riesensternen an. Besonders zu erwähnen sei noch das aus vielen unscheinbaren, schwach leuchtenden Sternen bestehende Sternbild Fluss Eridanus, von dem wir nur den nördlichen Teil zu sehen bekommen. Sein Hauptstern Achenar am Südende des Eridanus ist ständig unter unserem Horizont. Der zweithellste Stern Beta Eridani, der Ausgangspunkt des Flusses Eridanus, befindet sich nur drei Grad nördlich von Beta Orionis, dem bekannten Stern des Orions, Rigel.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2008-12-01