- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema Januar 2009: "Astrofotografie - kann ich das auch?"Südlicher Himmelspol, 60 Minuten belichtet mit Fischauge-Objektiv auf Diafilm Fuji Provia 100F (Brennweite 16mm, Blende 4). Der senkrecht verlaufende Streifen rechts vom Pol ist die südliche Milchstraße. Als kleine diffuse Flecken erkennt man links vom Pol die Kleine und Große Magellansche Wolke, beides Nachbargalaxien unserer Milchstraße. Schön zu sehen sind auch die unterschiedlichen Farben der Sterne, die ein Maß für deren Oberflächentemperatur darstellen. Quelle: Aufnahme des Autors. [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Wer kennt sie nicht, die tollen und zumeist farbenprächtigen Fotografien in der Astronomie. Fast täglich begegnen wir ihnen im Fernsehen und Internet, in Zeitungen und Zeitschriften. Vor allem Diavorträge und Planetarien begeistern den Besucher, kann die Projektion im Dunkeln doch einen sehr realistischen Eindruck vom Sternenhimmel vermitteln. Bei vielen Sternfreunden kommt deshalb im Laufe der Zeit der Wunsch auf, das mit eigenen Augen Gesehene auch auf ein Foto zu bannen. Aber aller Anfang ist schwer - zumindest wenn man die herausragenden Fotos zum Maßstab nimmt, die in den Medien veröffentlicht werden. Aber diesem Anspruch sollte man als Anfänger nicht erliegen, führt er doch nur zu Frustration. Wie die Bilder auf dieser Seite beweisen, ist es nämlich durchaus möglich, ansprechende Fotos vom Sternenhimmel aufzunehmen, ohne den großen Aufwand zu betreiben, der auf diesem Gebiet sonst nötig ist.
Wie soll das gehen?Grundsätzlich lassen sich Astrofotos in zwei Gruppen einteilen, in "nachgeführte" und "nicht nachgeführte" Aufnahmen. Die Sterne (wie auch die Sonne) stehen nicht fix am Firmament, sondern bewegen sich wegen der Erddrehung im Laufe einer Nacht von Osten nach Westen. Bei nachgeführten Aufnahmen wird die Kamera dieser Sternbewegung "nachgeführt", die Erddrehung also ausgeglichen. Wegen der dabei erforderlichen Genauigkeit ist dies ein schwieriges Unterfangen, mit hohem instrumentellem Aufwand verbunden und für den Anfänger daher nicht geeignet. Nicht nachgeführte Aufnahmen verzichten auf die Kompensation der Erddrehung, was jedoch mit einem Nachteil verbunden ist: Die Sterne erscheinen auf dem Foto nicht mehr punktförmig, sondern werden wegen der relativ langen Belichtungszeiten zu Strichen auseinandergezogen - es entsteht eine sogenannte Strichspuraufnahme. Geeignet in Szene gesetzt, kann das Motiv trotzdem zu einer eindrucksvollen Aufnahme werden. Mit kürzeren Belichtungszeiten lassen sich Sterne aber auch annähernd punktförmig abbilden, wenn man hochempfindliches Filmmaterial einsetzt.
Die AusrüstungDas wichtigste Utensil ist natürlich die Kamera. Ob es sich um ein Digitalmodell oder um eine "analoge" Kamera für chemischen Film handelt ist egal. Auch hier gilt das oft für Fernrohre verwendete Astronomen-Sprichwort: "Jede Kamera(-Optik) findet ihren Himmel". Für die nachfolgend beschriebenen Aufnahmetechniken eignen sich bevorzugt Objektive mit kurzer Brennweite, also sogenannte Weitwinkel- bis Normalobjektive. Der zweitwichtigste Ausrüstungsgegenstand ist ein stabiles Fotostativ mit Kugelkopf, so dass ein "verwacklungsfreier Blick" zum Himmel möglich wird. Wenn es sich um eine analoge Kamera handelt, mag zusätzlich ein Drahtauslöser mit Feststeller hilfreich sein, damit man den Auslöseknopf nicht permanent betätigen muss, was mit Sicherheit zum Verwackeln der Aufnahme führen würde. Besorgt werden muss in diesem Fall auch noch ein Film mit eher höherer Empfindlichkeit (200-800 ASA). Der Autor bevorzugt Diafilme, weil sie eine reproduzierbare Entwicklung garantieren. Bei Papierabzügen neigen Fotolabore gerne zum "Verbessern" der Bilder, was Astroaufnahmen oft ruiniert. Nicht selten hört man die Aussage "Da war ja nichts drauf".
Und so wird´s gemacht!Schauen wir uns zuerst einmal an, wie die Digitaltechnik in der Astrofotografie eingesetzt werden kann. Digitale Kameras haben die ungünstige Eigenschaft, dass ihr Bildsensor selbst ohne Lichteinfall im Laufe der Aufnahme immer stärker gesättigt (d.h. belichtet) wird. Schuld daran ist der Dunkelstrom im Bildsensor, der die sinnvollen Belichtungszeiten auf etwa 1 bis 10 Minuten begrenzt (abhängig von Kameraqualität, Temperatur und eingestelltem ASA-Wert). Für kurz belichtete Aufnahmen reicht das jedoch völlig aus, v.a. dann, wenn man auf möglichst punktförmige Sternabbildungen Wert legt.
Wie geht man vor? Zuerst wird die Kamera auf ein Stativ montiert und mittels Kugelkopf auf das Objekt ausgerichtet. Die Kameraempfindlichkeit sollte auf 200 bis 800 ASA und die Objektivbrennweite (Zoom) auf Weitwinkel eingestellt werden. Optimal ist, wenn die Kamera die manuelle Einstellung von Blende und Belichtungszeit zulässt. Die Blende sollte ganz geöffnet werden (kleine Blendenzahl, z.B. 2,8 oder 4) und die Belichtungszeit kann nach Bedarf eingestellt werden (z.B. 1 Minute). Auf diese Weise wurde die zweite Aufnahme direkt über diesem Absatz belichtet. Der große Vorteil der Digitaltechnik ist, dass das Ergebnis sofort begutachtet werden kann. Der Anfänger kann nach Belieben experimentieren und dabei in kurzer Zeit viel Erfahrung gewinnen. Bei ähnlicher Vorgehensweise können diese Bilder natürlich auch genauso mit einer analogen Kamera gewonnen werden. Die eigentliche Domäne des chemischen Films bleibt jedoch nach wie vor die Langzeitfotografie. Belichtungszeiten von 20 Minuten bis zu mehreren Stunden sind mit Digitalkameras wegen dem Dunkelstrom grundsätzlich nicht machbar. Hier ist die chemische Fotografie nach wie vor ungeschlagen. Nur so lässt sich z.B. die abgebildete Himmelspol-Aufnahme realisieren, die in Namibia belichtet wurde (südlicher Pol). Vielleicht verspüren Sie nun Lust, Ihre Kamera auch einmal zum Himmel zu richten. Der nördliche Himmelspol (z.B. Kamera auf den Polarstern ausrichten) und viele andere Motive warten auf Sie. Bernhard Kindermann
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