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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im März 2009

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. März um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Otto Pilzer
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Der Winter neigt sich dem Ende zu - wir spüren dies seit geraumer Zeit sogar an den Temperaturen. An der zunehmenden Tageslänge konnten wir es schon lange beobachten und so ist es keine allzu große Überraschung mehr, dass am 20. März nach astronomischen Gesichtspunkten der Frühling beginnt. Es herrscht Tag- und Nachtgleiche, d.h. die Sonne befindet sich genauso lange über dem Horizont wie darunter. Die Zeit, unserem Hobby zu frönen, wird damit schon deutlich kürzer, wie in letzter Zeit. Hinzu kommt Ende des Monats die Umstellung auf Sommerzeit, die uns Sternguckern dann eine weitere Stunde Beobachtungszeit am Abend raubt. Aber momentan ist das noch nicht dramatisch, da es zum Zeitpunkt, für den die abgebildete Sternkarte gilt (15. März, 21 Uhr MEZ), bereits eineinhalb Stunden dunkel ist.

Auf der westlichen Hemisphäre sind noch alle aus den letzten Monaten bekannten Wintersternbilder versammelt, wenngleich einige von ihnen wegen der horizontnahen Dunstschichten schon an Brillanz einbüßen. Das Band der Winter-Milchstraße, das sich von Norden kommend in einer leichten Kurve entlang der Sternbilder Kassiopeia, Fuhrmann, Zwillinge und Einhorn nach Süden zieht, ist nicht so deutlich auszumachen, wie wir das von der Sommer-Milchstraße gewohnt sind. Der Grund ist, dass wir am Winterhimmel auf die Außenbereiche unserer Heimatgalaxie blicken und nicht in Richtung Zentrum. Da unser Sonnensystem etwa im äußeren Drittel der Milchstraße positioniert ist, treffen wir mit unserem Blick nach außen auf weniger Materie und damit Helligkeit, als in Gegenrichtung (Zentrum). Das Resultat ist eine "dunklere" Milchstraße.

Östlich des NS-Meridians hat sich der Frühlings-Sternhimmel breit gemacht. Spica ist gerade eben als letzter Stern des Frühlingsdreiecks aufgegangen. Die beiden anderen Sterne dieser Hilfskonstruktion, Arktur im Bärenhüter und Regulus im Löwen, finden sich schon geraume Zeit über dem Horizont. Zwischen dem Löwen und den Zwillingen kulminiert das Tierkreissternbild Krebs. Da seine Sterne nicht heller als etwa 3,5mag sind, ist diese Konstellation recht unauffällig, mit etwas Geduld aber trotzdem eindeutig zu identifizieren. Was dieses Sternbild so interessant macht, ist der eingebettete offene Sternhaufen M44, namentlich Praesepe oder Krippe genannt. Er gehört in die Reihe der schönsten Sternhaufen für das bloße Auge oder für das Fernglas. Mit dem "unbewaffneten" Auge kann man zwar keine der weniger als 6mag hellen Einzelsterne erkennen, jedoch verrät sich der Haufen durch die Vielzahl seiner Mitglieder als diffuser Fleck mit einer Gesamthelligkeit von 3mag. Mit einem Feldstecher hat man den Eindruck, in ein Schatzkästchen mit lauter kleinen Brillanten zu blicken - ein wirklich lohnendes, ja unbedingtes Muss für den Hobby-Sterngucker.

Die meisten Planeten machen sich im März ziemlich rar. Abgesehen vom Glanzlicht Saturn kann nur noch die Venus, der "Abendstern" der letzten Monate, in den ersten beiden Wochen tief im Westen aufgesucht werden. Der Ringplanet Saturn entschädigt uns jedoch für diesen "Planetenmangel". Er gelangt am 8. März in Opposition zur Sonne, das bedeutet, er steht ihr von der Erde aus gesehen genau gegenüber. Saturn geht also auf, wenn die Sonne untergeht und umgekehrt, ist damit die ganze Nacht hindurch sichtbar und ein begehrtes Ziel von Teleskopbesitzern. Der 0,5mag helle Saturn befindet sich momentan unterhalb des Löwen und kann damit leicht identifiziert werden, weil sich keine hellen Sterne in seiner unmittelbaren Umgebung befinden. Neben der Helligkeit erreicht auch sein scheinbarer Durchmesser in diesem Monat mit knapp 20 Bogensekunden das Maximum.

Der eigentliche Leckerbissen bei Saturn ist jedoch sein Ringsystem, das ihn von jedem anderen Planeten unterscheidet. Um es genau beobachten zu können, sind relativ hohe Vergrößerungen nötig (ab 50-fach), die uns nur ein Fernrohr bieten kann. Wenn Sie selbst keines besitzen, hilft vielleicht der Besuch der nächsten Sternwarte weiter (z.B. öffentliche Beobachtungstermine für Sternwarte Laufen unter "http://astronomy.meta.org/"). Neben dem Ring kann man durch ein Teleskop bei mittelmäßiger Luftruhe auch die nach seinem Entdecker benannte Cassinische Teilung sehen. Das ist eine von den Saturnmonden hervorgerufene Lücke; wir sehen so einen hellen inneren Ring und einen etwas lichtschwächeren äußeren Ring. Große Teleskope und Raumsonden haben gezeigt, dass Saturns Ringsystem in Wirklichkeit aus Tausenden Einzelringen besteht.

Der außergewöhnlichste Grund, seinen Blick gerade jetzt auf Saturn zu richten, ist jedoch die spektakuläre Kantenstellung seiner Ringe. Sie sind momentan nur wenige Grad geöffnet, wir blicken also beinahe in die Äquatorebene des Planeten mitsamt seiner Ringe hinein. Während seiner Umlaufzeit von knapp 30 Jahren um die Sonne tritt dieses Schauspiel nur zweimal auf; wir müssten uns also mindestens weitere 15 Jahre gedulden, würden wir es diesmal verpassen - was mir sicherlich nicht passiert.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2009-03-01