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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2009

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Die Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. der Feldstecher-Objekte M13 und M92 vgl. den Text. Otto Pilzer
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So schnell geht die Zeit! Eben war noch Winter und die Wintersternbilder wie der prächtige Orion standen dominierend am Südhimmel und nun ragen nur noch seine nördlichen Sterne mit den drei Gürtelsternen knapp über den Horizont. Für den Verlust dieses fast jedem bekannten Wintersternbildes rücken glücklicherweise weitere schön anzuschauende nach - wie der Krebs mit dem hellen Sternhaufen Praesepe, die Jungfrau mit dem Hauptstern Spica, dem Bärenhüter (Bootes) mit dem hellen Riesenstern Arcturus und dem Löwen mit Regulus. Sie beherrschen ab jetzt den Süden und Südosten des Frühlingshimmels.

Regulus, der Hauptstern des Löwen, ist eigentlich ein Dreifach-System von Sternen. Drei Sterne, von denen der hell leuchtende Regulus mit einer Masse von 4,4 mal der Sonnenmasse der massereichste ist und damit schon zu den Riesensonnen zählt, umkreisen also einen gemeinsamen Schwerpunkt. Allerdings sind die zwei masseärmeren Begleiter des Regulus zu leuchtschwach und auch wegen der Riesenentfernung von 77 Lichtjahren optisch viel zu dicht beieinander, als dass sie in einem Amateur-Fernrohr getrennt werden könnten.

Für das unbewaffnete Auge leicht zu trennen ist hingegen das Doppelsternpaar Mizar und Alcor im Sternbild Großer Wagen, der jetzt gut sichtbar in großer Höhe über dem Horizont im Norden steht. Bereits in der Antike war dieses Sternenpaar bekannt und der Stern Alcor diente schon früh als Augenprüfer. Bei einem Abstand der beiden Sterne von 12 Bogenminuten ist also die Trennung für das an die Dunkelheit adaptierte menschliche Auge, das zwei gleichhelle Sterne mit einem Abstand von 2 Bogenminuten gerade noch trennen kann, kein Problem. Mizar selbst erscheint als visueller Doppelstern mit einem scheinbaren Abstand von 14,4 Bogensekunden, ist damit mit einem Amateurfernrohr aufzulösen, zumal sich die Helligkeiten der beiden Komponenten mit 2,3mag und 4,0mag nicht allzu stark unterscheiden. Tatsächlich ist Mizar ein Vierfach-System mit je zwei Doppelsternen, deren Struktur allerdings visuell nicht aufgelöst, sondern nur spektroskopisch nachgewiesen werden kann.

Was gibt es noch Interessantes in diesem Monat? Da wäre noch die sternarme Konstellation Haar der Berenice zu nennen. Die vielen Galaxien und Nebel, die dieses Sternbild bietet, sind nur was für Besitzer von besonders lichtstarken Fernrohren. Warum sich hier nicht so viele Sterne finden lassen, erklärt sich aus der Tatsache, dass wir in den galaktischen Norden blicken, d.h. senkrecht zur Ebene der Milchstraße. Und in dieser Richtung erscheinen die Sterne unserer Galaxie gewissermaßen ausgedünnt.

Wenn man noch ein oder zwei Stunden Beobachtungszeit anhängen kann, dann ist der Herkules im Osten schon so weit aufgegangen, dass es sich lohnt, den spektakulären Kugelhaufen M13, zwischen Zeta und Eta Her gelegen, aufzusuchen. Schon mit einem Feldstecher kann man den 5,9mag hellen und 23 Bogenminuten messenden Sternhaufen entdecken. Viel interessanter wird der Blick aber mit einem lichtstarken Fernrohr und entsprechender Vergrößerung (150- bis 200-fach). Dann sind die Einzelsterne aufgelöst und der Kern des Kugelhaufens bleibt trotzdem noch im Bildfeld des Okulars. Ebenfalls im Herkules, jedoch schwieriger aufzufinden ist der mit 6,5mag etwas lichtschwächere und nur halb so große Kugelsternhaufen M92. Tief am nördlichen Horizont und damit im Dunstbereich der Atmosphäre steht die sternreiche Cassiopeia. Noch erwähnen will ich die auffällige und schön anzuschauende Nördliche Krone zwischen Bootes und Herkules.

Von den Planeten muss man in diesem Monat besonders den Merkur hervorheben. Der Merkur zählt ja nicht gerade zu den Planeten, die jeder schon häufig zu sehen bekommen hat. Ist das Wetter in der Sichtbarkeitsperiode des Merkur ein paar Tage trübe und der Himmel bedeckt, schon ist der Merkur wieder weg! Aber diesmal sollte es eigentlich klappen. Nachdem er in der ersten Woche des April unsichtbar bleibt, erklimmt er fast vier Wochen lang am Abendhimmel eine Höhe von mehr als 10 Grad über dem Horizont. Nie mehr im ganzen restlichen Jahr wird er so gut zu sehen sein. Da kann man nur hoffen, dass der als launisch bekannte Monat diesmal mit den Hobby-Astronomen ein Einsehen hat. Und schließlich sollte sich der April besonders auch im Astronomiejahr 2009 (der Astronomietag für Deutschland und die Schweiz wird ja schließlich am 4. April abgehalten!) zusammen reißen und ausnahmsweise mal von der freundlichen Seite zeigen.

Die restlichen sichtbaren Planeten sind bis auf den Saturn allesamt am Morgenhimmel zu finden. Dabei zeigt sich eine Reihe von besonderen Konstellationen. Venus und Mars stehen am 18. April in Konjunktion und damit nahe beieinander am Morgenhimmel. Der Jupiter ist bereits früher aufgegangen und zieht etliche Grad weiter westlich seine Bahn. Einige Tage später, am 22., gesellt sich noch zu der hübschen Konstellation von Venus und Mars die schmale Sichel des abnehmenden Mondes dazu (am 25. ist dann Neumond). Welch ein Anblick! Da lohnt sich das frühe Aufstehen. Der Saturn bewegt sich immer noch rückläufig im südlichen Teil des Sternbilds Löwe. Seine Opposition hat er ja bereits hinter sich. Anfang des nächsten Monats kehrt er in seiner Schleife um, wird somit wieder rechtläufig. Leider ist seine Ringebene kaum noch gegen die Sichtlinie geneigt, so dass der Ring nur noch als dünner Fortsatz links und rechts des Äquators wahrgenommen werden kann. Entschädigt wird man durch die jetzt besonders gute Sichtbarkeit der Schatten, welche die ja hauptsächlich in der Äquatorebene des Saturns laufenden Monde auf die Oberfläche des Planeten werfen. Allerdings sind die Schattenwürfe der Monde nur beim größten Mond Titan (Durchmesser 5150km) leicht zu erkennen. Die übrigen großen Saturnmonde Rhea, Dione und Tethis werfen einen Schatten, der nur in sehr guten Fernrohren bei exzellenter Sicht beobachtet werden kann. Uranus und Neptun sind erst gegen Monatsende in der Morgendämmerung zu sehen. An Sternschnuppenschwärmen sind nur die Lyriden vom 16.-25. April erwähnenswert (Maximum am 22. um ca. 10 Uhr morgens). Der Radiant liegt etwa 7 Grad südwestlich von Vega in der Leier. Der Schwarm geht auf den äußerst selten wiederkehrenden Kometen Thatcher (C/1861 G1) zurück, der bei einer Umlaufzeit von 400 Jahren wahrscheinlich bisher nur einmal beobachtet worden ist.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2009-04-01