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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2009

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Otto Pilzer
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Im Mai nähern wir uns schon dem astronomischen Sommer und die Nacht beginnt immer später. Der Sonnenuntergang verzögert sich von 20.16 Uhr (MESZ) am 1. auf 20.53 Uhr am 31. Mai, während der Aufgang sich entsprechend von 5.56 Uhr auf 5.20 Uhr verfrüht. Dies sind alles Zeiten für unser Gebiet, denn je weiter man nach Norden kommt, umso länger werden die Tage im Sommer. Außerdem wurden diese Werte für den idealen Horizont berechnet; bei höheren Bergen oder anderen Hindernissen verspäten sich die Aufgänge bzw. verfrühen sich die Untergänge. Die Nächte sind außerdem auch nicht mehr so dunkel, da die Sonne tagsüber höher am Himmel steht, dafür aber nachts nicht mehr so tief unter dem Horizont ist. Die Sternkarte zeigt den Nachthimmel am 1. Mai um 24 Uhr. Jede Woche verfrüht sich der Zeitpunkt um eine halbe Stunde.

Der Mondlauf im Mai beginnt mit dem ersten Viertel, d.h. bei Sonnenuntergang steht der halb beleuchtete Mond bereits im Süden. Er hellt den Himmel auf, so dass man sich in der Zeit bis zum letzten Viertel vorzugsweise auf die Planeten und helleren Objekte konzentrieren oder in den Morgenstunden beobachten sollte.

Merkur ist zu Beginn des Monats nach Sonnenuntergang gerade noch im Nordwesten zu sehen. Der 1,1mag helle Planet verschwindet aber schnell in den horizontnahen Dunstschichten. Man sollte die ersten drei Tage nutzen, um diesen Planeten zu finden.

Venus dagegen ist strahlender Morgenstern. Der -4,5mag helle Planet steigt ab 5 Uhr morgens im Laufe des Monats immer höher und strahlt bereits am 2. Mai im größten Glanz - das ist der Fall, wenn wir 30% seiner Fläche beleuchtet sehen. Da er sich von der Erde entfernt, wird er immer kleiner, andererseits sehen wir einen immer größeren Teil seiner Fläche im Sonnenlicht. Beide Effekte kann man im Fernrohr deutlich erkennen. Gegen Ende des Monats sind dann 47% seiner Fläche beleuchtet, der Durchmesser dagegen verringert sich von 40" auf 25". Beobachtet man zwischen 4 Uhr und 5 Uhr morgens, so kann man etwa 7 Grad südöstlich der Venus auch noch Mars finden, der mit 1,35mag deutlich schwächer ist und in der aufkommenden Morgendämmerung bald verschwindet.

Saturn ist in diesem Monat noch ein Planet der ersten Nachthälfte. Bei Sonnenuntergang steht er hoch im Süden im Sternbild des Löwen. Er beendet am 17. seine rückläufige Bewegungsschleife und entfernt sich immer weiter von der Erde. Seine Helligkeit sinkt dadurch im Laufe des Monats geringfügig, liegt aber immer noch bei rund 1mag.

Jupiter wird immer mehr zum Objekt der zweiten Nachthälfte. Während er noch zu Beginn des Monats erst um 3.30 Uhr aufgeht, kann man ihn am Monatsende bereits um 1.40 Uhr beobachten. Er ist auch eine gute Aufsuchhilfe für den nur 7,9mag hellen Planeten Neptun, an dem er am 25. Mai nur 23´ südlich vorbeizieht. Um das zu bemerken, ist aber mindestens ein guter Feldstecher notwendig. Wenn man um 4 Uhr morgens beobachtet, dann stehen beide schon 16° über dem Horizont und der Himmel ist durch den nahenden Sonnenaufgang noch nicht so aufgehellt. Für die Beobachtung des Planeten Uranus sollte man noch einen oder zwei Monate warten.

Gegen Ende der Abenddämmerung, die wegen der Sommerzeit erst sehr spät erfolgt, erblickt man noch den letzten Teil des Wintersechsecks. Am auffallendsten ist dabei zunächst Capella im Fuhrmann. Sie erscheint im Nordwesten nach Sonnenuntergang als erster Stern am Himmel. Mit einer Gesamthelligkeit von 0,1mag spielt dieser (spektroskopische) Doppelstern und zweithellste Stern des nördlichen Himmels in Abwesenheit der Venus den Abendstern. Die Zwillinge Castor und Pollux sind kurz danach gut zu erkennen und auch Procyon im Kleinen Hund, der allerdings schon näher am Horizont erscheint.

Das Frühlingsdreieck mit Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bootes beherrscht den Nachthimmel. Anfang Mai steht es um 22 Uhr MESZ im Südosten und wandert im Laufe des Monats nach Südwesten, wobei sich die nutzbare Beobachtungszeit um eine Stunde weiter verschiebt. Ziemlich genau in der Mitte zwischen den Zwillingen und dem Löwen liegt das relativ unauffällige Sternbild Krebs. In seinem Zentrum befindet sich der offene Sternhaufen Praesepe, die Krippe, der mit einer Gesamthelligkeit von 3,1mag auch mit bloßem Auge zu finden ist. Er liegt in 577 Lichtjahren (LJ) Entfernung, besteht insgesamt aus 350 Sternen und ist schon seit dem Altertum bekannt. Im Feldstecher bietet er mit seiner Ausdehnung von gut drei Monddurchmessern ein eindrucksvolles Bild, auch wenn seine Einzelsterne durchweg schwächer als 4mag sind. Er ist neben den Plejaden und Hyaden (die aber im Augenblick nicht zu sehen sind) unter den zahllosen offenen Sternhaufen einer der wenigen helleren.

Ab Mitternacht taucht im Osten schon das Sommerdreieck mit Atair im Adler, Wega in der Leier und Deneb im Schwan auf. Geht man in gerader Linie vom Schwan über die Leier weiter nach oben, so gelangt man zum Sterbild des Herkules. Haben wir einen klaren, mondlosen Himmel, so sollte man mit dem Feldstecher im Herkules den bekannten Kugelsternhaufen M 13 aufsuchen. Er steht so um die Mitte des Monats hoch im Osten und ist mit 5,9mag ein dankbares und relativ leicht zu findendes Objekt. Mit einer Entfernung von 22.500 LJ und ca. 100.000 Sternen gehört er zu den bekanntesten und auffallendsten Kugelsternhaufen des Nordhimmels. Blickt man von ihm nach rechts oben zu dem Sternbild Kepheus, so fällt dazwischen das kleine, aber charakteristische Sternbild der Nördlichen Krone auf. Sein hellster Stern Gemma, "der Edelstein", liegt in 75 LJ Entfernung und ist ein Veränderlicher mit einer Periode von 17,36 Tagen. Die Schwankung zwischen 2,16mag und 2,30mag fällt allerdings kaum auf.

An Meteorströmen sind im Mai die Eta-Aquariden zu erwähnen, deren deutliches Maximum mit bis zu 60 Sternschnuppen pro Stunde um den 5. Mai erwartet wird. Nachdem ihr Radiant aber sehr horizontnah ist, sind sie bei uns nicht so gut zu beobachten. Man kann sie im Maximum ab 3 Uhr morgens im Osten suchen. Da sie hohe Geschwindigkeiten (65 km/s) haben, hinterlassen sie lange Leuchtspuren. Bei dieser Gelegenheit wünschen wir gleich im Voraus viele klare Beobachtungsnächte.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2009-05-01