- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema Juli 2009: "40 Jahre Mondlandung"Start von Apollo 11 (Quelle: NASA) [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Am 21. Juli 1969 um 3.56 Uhr MEZ (in den USA war es noch der 20. Juli) war es endlich soweit: Mit den Worten "That's one small step for man, one giant leap for mankind!" (Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit") betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Der seit den 1950er Jahren erbittert geführte Wettstreit zwischen der Sowjetunion und den USA fand damit den krönenden Abschluss.
Die Vorgeschichte1957 war das Jahr der Sowjetunion: mit Sputnik verbrachte sie den ersten künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn und wenig später mit der Hündin Laika zudem das erste Lebewesen, das jedoch bereits wenige Stunden nach dem Start vermutlich an Stress und zu großer Hitze verstarb. 1961 folgte mit Juri Gagarin der erste Mensch an Bord des Raumschiffes Wostok 1. Die USA konnten zwar jeweils wenig später nachziehen, doch auch im Folgenden blieben die USA stets zweiter: Mit Walentina Tereschkowa stellte die Sowjetunion 1963 die erste Frau im Weltall, 1965 schließlich verließ der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonow nur an einer Leine gesichert erstmals ein Raumschiff und schwebte für 24 Minuten durch das Weltall. Beabsichtigt waren eigentlich 12 Minuten, als er aber nach 11 Minuten zurückkehren wollte, passte er nicht durch die Einstiegsluke, da sich der Raumanzug aufgebläht hatte, und es dauerte weitere 13 Minuten, bis eine Lösung gefunden war. Auch beim Wettlauf zum Mond sah es zunächst nach einem Sieg für die Sowjetunion aus: mit den Lunik- und Luna-Missionen landeten erstmals von Menschenhand geschaffene Sonden auf der Mondoberfläche. Der "Sputnik-" und der "Gagarin-Schock" bewirkten in den USA jedoch eine tiefgreifende und umfangreiche Erweiterung des bisherigen Raumfahrtprogramms. In seiner Rede zur Lage der Nation am 25. Mai 1961 kündigte der damalige US-Präsident Kennedy an, dass bis zum Ende des Jahrzehnts die NASA einen amerikanischen Astronauten zum Mond hin- und heil wieder zurückbringen werde: "Wir wollen in diesem Jahrzehnt zum Mond fliegen - nicht weil es einfach ist, sondern weil es schwierig ist." Damit fiel der Startschuss für das bis dahin größte und teuerste Raumfahrtprogramm: die Apollo-Missionen, die insgesamt 25 Milliarden US-Dollar kosteten und bei dem ungefähr 400.000 Menschen in 20.000 Unternehmen enthusiastisch mitarbeiteten. Insgesamt investierte man über 500 Millionen Arbeitsstunden, annähernd 20 Prozent davon wurden unentgeltlich in der Freizeit abgeleistet. Diese Arbeiten mussten koordiniert werden, Informationen ausgetauscht und gänzlich neue Technologien unter erheblichem Zeitdruck entwickelt werden. In einer Zeit noch ohne E-Mail, SMS oder gar Telefax transportierte man daher besonders eilige Dokumente per Düsenjet. Auch die Computertechnologie steckte noch in den Kinderschuhen, hochkomplizierte Skizzen wurden dementsprechend noch per Hand angefertigt und von zimmerfüllenden Röhrenrechnern durchgerechnet. Drei ganz wesentliche Teile mussten in erheblichem Umfang gänzlich neu entworfen werden: eine gewaltige Rakete zum Transport in den Weltraum, das eigentliche Raumschiff zum Flug von der Erdumlaufbahn zum Mond und wieder zurück und schließlich die Mondlandefähre. Unter der Leitung von Wernher von Braun wurde mit der Saturn V die bis heute gewaltigste Rakete entwickelt, deren Starts allesamt erfolgreich verliefen. Mit dem als "Command Module" bezeichneten Raumschiff entwarf man die komplexeste Maschine, die bis dahin je von Menschenhand gebaut wurde: Mehr als zweieinhalb Millionen Einzelteile - ein modernes Passagierflugzeug enthält etwa genau so viele - mussten verbaut werden. Das bedeutet wiederum, dass wenn 99,9 Prozent aller Teile fehlerfrei funktionieren, ca. zweieinhalbtausend Komponenten defekt sein können. Die Mondlandefähre war ein Meisterstück der Ingenieurskunst: Filigrane Konstruktionstechniken wurden zur größtmöglichen Gewichtsreduzierung eingesetzt: Allein die Kabinenwände wiesen eine "Dicke" von 0,3 Millimeter, etwa die Stärke von drei Lagen Alufolie, auf. Parallel zum Apollo-Programm lief das Gemini-Programm, mit dem Erfahrungen zu Rendezvous-Manövern im Weltall gesammelt werden sollten. 1967 musste die NASA allerdings einen herben Rückschlag verbuchen: bei Bodentests verbrannten die drei Astronauten der Apollo 1 Mission in ihrer Kommandokapsel, ohne dass es überhaupt zu einem Einsatz der Rakete gekommen war. Im Folgenden kam es mit den Missionen Apollo 5 bis 10 zu umfangreichen Probeläufen, deren erster Höhepunkt der bemannte Start von Apollo 8 am 21. Dezember 1968 war und bei dem die Astronauten Bormann, Lovell und Anders den Mond umrundeten, ohne jedoch darauf zu landen. Die Nachfolgemission Apollo 10 mit den Astronauten Cernan, Stafford und Young näherte sich im Mai 1969 mit der Mondlandefähre bis auf 14 km der Mondoberfläche, wobei sämtliche relevanten Manöver durchgespielt wurden. Bereits zuvor im Januar 1969 begann man mit den Startvorbereitungen für die eigentliche Mondlandemission Apollo 11.
Apollo 11 - Die MondlandemissionZunächst verbrachte man die Mondlandefähre zum Kennedy Space Center in Florida, wenig später folgte das Apollo-Raumschiff. Dort wurde die Mondlandefähre zum Schutz während des Startvorgangs von einem 8,5 Meter hohen Kegelstumpf umgeben und das Apollo-Raumschiff auf dessen Spitze gesetzt. Zeitgleich erfolgte auf der mehrere Tausend Tonnen schweren Startplattform der Zusammenbau der dreistufigen Trägerrakete Saturn V. Schließlich wurden auf die 110m hohe und fast 3000 Tonnen schwere Trägerrakete noch die verpackte Mondlandefähre und das Apollo-Raumschiff aufgesetzt, ehe es im Mai zur eigentlichen Startrampe ging. Endlich, am 16. Juli 1969 um 14.32 Uhr (MEZ) hob Apollo 11 von Cape Canaveral ab. Fast eine Million Menschen verfolgten den Bilderbuchstart live in unmittelbarer Umgebung des Startgeländes, weitere 500 Millionen Menschen saßen weltweit am Fernseher. Nach 12 Minuten erreichte man die Erdumlaufbahn, wo nach eineinhalb Erdumkreisungen erneut die dritte Raketenstufe gezündet und das Raumschiff samt Mondlandefähre in Richtung Mond gebracht wurde. Knapp drei Tagen später gelangte Apollo 11 zum Mondorbit, wo Kommandant Neil Armstrong und Co-Pilot Edwin Aldrin in die Mondlandefähre "Eagle" umstiegen, diese vom Mutterschiff mit dem in der Kommandokapsel "Columbia" verbliebenen weiteren Astronauten Michael Collins abtrennten und mit dem Landeanflug zum Mond begannen.
Am 20. Juli 1969 um 21:17:58 Uhr (MEZ) landete die Mondlandefähre im Mare Tranquillitatis und konnte zur Erde funken: "Houston Tranquility Base here. The Eagle has landed!" (Houston, hier ist der Stützpunkt im Mare Tranquillitatis. Der Adler ist gelandet.). Um 3:56:20 Uhr (MEZ) betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond, 20 Minuten später folgte Aldrin. Schnell gewöhnten sich beide Astronauten an die deutlich geringere Schwerkraft als auf der Erde, wobei sich eine Art "hoppelnder Gang" als optimale Fortbewegungsmöglichkeit erwies (das Video von Neil Armstrong beim Betreten der Mondoberfläche kann auf der Homepage der NASA unter http://history.nasa.gov/alsj/a11/a11v_1092338.mpg eingesehen werden). Wissenschaftliche Instrumente wurden in Betrieb genommen, von denen eins, das Lunar Laser Ranging Experiment, bestehend aus einem Alugehäuse mit 100 Glasprismen, noch heute in Betrieb ist und zur Ermittlung der genauen Mondentfernung dient. Auch hisste man die amerikanische Flagge und selbst der damalige US-Präsident Nixon ließ sich per Funk aus dem Oval Office zu Armstrong und Aldrin verbinden und sprach von dem "historisch bedeutendsten Telefonanruf, der je vom Weißen Haus geführt wurde".
Nach zwei Stunden und 31 Minuten kehrten die Astronauten in ihr Schiff zurück, mit dem sie kurz darauf den Mond wieder verließen. Als Andenken ließen die Astronauten einen kleinen Beutel zurück, der u.a. eine Silikonscheibe von der Größe einer Münze mit fotografisch verkleinerten Botschaften aus 73 Ländern der Erde enthielt. Zudem hatte Armstrong als Erinnerung an die Gebrüder Wright, die ganz in der Nähe von seinem Geburtsort im Jahr 1903 das erste motorgetriebene Flugzeug der Welt entwickelt hatten, zwei kleine Teile dieses "Wright Flyer" mitgebracht: ein paar Quadratzentimeter des Leinenstoffs seiner Bespannung und ein Stück Holz vom linken Propeller. Genauso problemlos wie der Hin- erfolgte auch der Rückflug, die Mondfähre schwenkte in eine Mondumlaufbahn ein, koppelte wieder an die Kommandokapsel an und am 24. Juli 1969 um 17.50 Uhr (MEZ) wasserte die Kapsel im Pazifik. Beim Verlassen der Apollo-Landekapsel mussten die drei Astronauten - aus Angst vor unbekannten Mikroorganismen - Isolationsanzüge tragen und anschließend 17 Tage Quarantäne über sich ergehen lassen.
Spätere MissionenNach Apollo 11 fanden mit Apollo 12 bis Apollo 17 bis Ende 1972 noch 6 weitere Mondlandungen statt, die - mit Ausnahme von Apollo 13 - alle erfolgreich auf den Mond landeten und heil wieder zurückkehrten. So wurde mit Apollo 15 im Jahr 1971 das "Lunar Roving Vehicle" - das Mondauto zum ersten Mal verwendet und auch in den Folgemissionen kam jeweils ein Mondauto zum Einsatz. Diese befinden sich auch heute noch - nebst verschiedenen Sonden- und Missionsüberresten - dort oben. Am 14. Dezember 1972 verließ schließlich der Astronaut Cernan als bislang letzter Mensch die Mondoberfläche.
Verschwörungstheorien und AusblickBereits schon sehr früh wurde am Erfolg wie auch an der tatsächlichen Durchführung der Mondlandungen Zweifel geäußert. Einige äußerten gar, die Mondlandungen hätten in Wirklichkeit nie stattgefunden und wären zu Propagandazwecken vorgetäuscht worden. Leider wird den völlig haltlosen und unsinnigen Behauptungen dieser Verschwörungstheoretikern in den Medien immer wieder ein breites Forum geboten. Wer sich tatsächlich fundiert damit auseinandersetzen möchte, dem sei die Sendung "Alpha Centauri" von Prof. Lesch empfohlen, die im Internet bei Youtube (http://www.youtube.com/) mit den Stichworten "Mondlandung" und "Lesch" in zwei Teilen aufgefunden und angesehen werden kann. Derzeit planen und arbeiten nicht nur die Amerikaner, sondern auch wieder die Russen und neuerdings sogar die Chinesen an neuen Mondmissionen. Erst vor kurzem, am 18. Juni, verbrachte eine Atlas-V-Trägerrakete zwei Sonden in Richtung Mond, die eine exakte Landkarte von der Oberfläche erstellen und damit geeignete Landeplätze für ein bemanntes Raumfahrzeug aufzeigen sowie herausfinden sollen, ob es in den lichtlosen Kratern an den kalten Mondpolen Wassereis gibt. Ab dem Jahr 2020 sollen dann angeblich wieder Menschen zum Mond fliegen, sogar eine Raumstation soll dort errichtet werden, um Weiterflüge zum Mars zu ermöglichen. Ob es dazu aber tatsächlich kommen wird, oder ob es bei den bisherigen Mondbesuchen bleibt, steht noch in den Sternen. Stefan Poller
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