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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2009

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Neptun steht so nahe am Jupiter, dass er sich noch innerhalb des den Jupiter darstellenden Punktes befindet. Bzgl. "M13" vgl. den Text. Otto Pilzer
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Juli! Ferienzeit! Grillzeit! Badezeit! Astronomiezeit?

Diese Frage stellt sich, wenn man sich die verbleibende Nacht- und damit Beobachtungszeit in diesen Tagen vor Augen hält. In unseren Breiten geht die Sonne am 1. Juli um 5:16 Uhr auf und um 21:14 Uhr MESZ unter. Ende des Monats verändern sich diese Zeiten jeweils um eine halbe Stunde später bzw. früher. Wie schon im vorangegangenen Monat bleibt dem Amateurastronomen nach Abzug der Dämmerungszeit nicht mehr viel übrig! Entschädigt wird man allerdings durch die häufig lauen Nächte, die erlauben, die Beobachtungszeit deutlich in die späte Nacht zu verlängern.

Bevor wir den Juli näher beleuchten, ein kurzer astronomischer Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. Da wäre die totale Sonnenfinsternis vom 22. Juli mit der größten Finsternisdauer der letzten Jahrzehnte. Bedauerlicherweise findet diese Finsternis nicht in Europa, sondern in Indien, China, dem südlichen Japan und dem Pazifik statt. Was ist der Grund für diese lange Finsternisdauer? Zum einen steht die Erde am 4. Juli im Aphel, also an ihrem fernsten Punkt zur Sonne. Der scheinbare Durchmesser der Sonne, von der Erde aus betrachtet, ist also kleiner als gewöhnlich. Zum anderen durchläuft der Mond 6 Stunden vor der Verfinsterung der Sonne das Perigäum, den erdnächsten Punkt der Mondbahn. Sein scheinbarer Durchmesser ist damit größer als gewöhnlich. Die größere Mondscheibe schiebt sich vor die kleinere Sonnenscheibe, der Mond kann also die Sonne über einen längeren Zeitraum verdecken. So kommt es zu einer maximalen Verfinsterungsdauer von 6 Min. 39 Sek. zum Beispiel über der Vulkaninsel Iwojima im Pazifischen Ozean zwischen Japan und den Marianen. Im Vergleich dazu dauerte die Finsternis vom 11. August 1999 über dem Chiemgau etwas mehr als 3 Minuten.

Mit der Plejadenbedeckung durch den Mond am 18. Juli geht eine Serie von Plejadenbedeckungen zu Ende, die seit dem Jahr 2006 regelmäßig zu beobachten waren. Die nächste Serie beginnt erst wieder im Jahr 2024. Also früh aufstehen und in der Nacht vom 18. Juli von etwa 3 Uhr bis 5 Uhr früh das Fernglas oder Fernrohr in Richtung Plejaden richten!

Merkur ist Anfang Oktober bis fast Ende des Monats am Morgenhimmel gut zu sehen, wobei er am 8.10. zusammen mit Saturn und Venus ein schönes Bild abgeben wird.

Die Venus beherrscht den Morgenhimmel des 2. Halbjahres, bis sie am 21. November die 10-Grad-Marke über dem Horizont unterschreitet und langsam in der Morgendämmerung verschwindet.

Jupiter steht am 14. August in Opposition zur Sonne und ist anfangs die ganze Nacht gut zu sehen. Bis zum Ende des Jahres geht er allerdings immer früher auf und ist im Dezember nur noch in der Abenddämmerung sichtbar. Ein seltenes Ereignis bietet sich uns in der Nacht vom 3. auf den 4. August. Um 1 Uhr morgens bedeckt die Jupiterscheibe den Stern 45 Capricorni und gibt ihn 2 Stunden später wieder frei. Zur selben Zeit befindet sich der Planet Neptun etwa 2 Grad nordöstlich vom Jupiter. Mit einer Helligkeit von 7,8 mag müsste man ihn bereits in einem lichtstarken Feldstecher identifizieren können.

Den Saturn "ohne Henkel" (Galileo Galilei hatte in einem Brief an Johannes Kepler berichtet, dass an beiden Seiten des Saturn etwas zu sehen sei, was aussieht wie zwei Henkel und hatte, ohne es zu wissen, das Ringsystem beobachtet), so würde man den Planeten am 4. September zu sehen bekommen, ja wenn er nicht in der Abenddämmerung verschwunden wäre! Er steht nämlich am 17. September in Konjunktion zur Sonne und ist damit unsichtbar.

Die Partielle Mondfinsternis am 31. Dezember ist leider wenig spektakulär. Sie ist zwar in Europa zu sehen, der Verfinsterungsgrad durch den Kernschatten beträgt aber nur 0,08 %, d. h. die Bedeckung kann mit freiem Auge nicht wahrgenommen werden.

Von den Meteorströmen sind die Perseiden, auch "Laurentius-Tränen" genannt, mit einer Häufigkeit von bis zu 100 Sternschnuppen je Stunde der stärkste. Vom 17. Juli bis 24. August (Maximum 12. August) kann man nach ihnen Ausschau halten.

Nun zum Sternenhimmel im Juli. Das Sommerdreieck Deneb im Schwan, Atair im Adler und Vega in der Leier beherrschen den Südosthimmel. Am süd- bis südwestlichen Himmel beeindrucken die markanten Sternbilder Herkules mit dem 5,9 mag hellen Kugelsternhaufen M 13, die Nördliche Krone und noch weiter westlich der Bärenhüter mit dem hellsten Stern der Nordhalbkugel, dem Arkturus. Der helle Hauptstern Spica des Tierkreissternbildes Jungfrau steht tief am Horizont im Südwesten. Sollten Sie eine exzellente Sicht nach Süden haben, dann empfiehlt sich ein Blick auf das Sternbild Schütze. Bereits im lichtstarken Feldstecher stellt es eine wahre Fundgrube dar für eine ganze Anzahl von hellen Offenen Sternhaufen und Nebeln. Auch der westlich davon gelegene Skorpion mit dem Überriesen Antares ist eines Blickes wert. Die in unseren Breiten unscheinbaren Tierkreissternbilder Steinbock und Wassermann erheben sich kaum über den südöstlichen Horizont. Dort befindet sich auch der aufgehende Jupiter und macht somit das Aufsuchen dieser Sternbilder leicht. Im Norden dümpeln der Fuhrmann mit Capella und der Perseus dicht am Horizont. Vielleicht versuchen Sie, den Doppelsternhaufen im Perseus, h und chi zu finden. Er ist auch in dieser geringen Höhe sehenswert.

Sonnenflecken sind leider noch rar. Wir befinden uns immer noch im Sonnenfleckenminimum, so dass ein Blick auf die Sonnenoberfläche mittels Sonnenfolie oder einer evtl. noch vorhandenen Sonnenfinsternisbrille nichts Spektakuläres bringt. Der Merkur ist nur noch Anfang des Monats tief am Morgenhimmel zu finden, während die Venus strahlend hell den morgendlichen Himmel bei einer Helligkeit von -4 mag beherrscht. Die beginnende Oppositionsschleife des Jupiter sorgt dafür, dass er trotz der etwas niedrigen Höhe über dem Horizont die ganze Nacht gut zu beobachten ist. Saturn ist kaum noch in der Abenddämmerung wahrzunehmen. Uranus kann in der Monatsmitte bereits ab Mitternacht bei einer Helligkeit von 5,8 mag beobachtet werden. Er ist also durchaus ein Objekt für den Feldstecher - vorausgesetzt, man findet ihn! Ein Aufsuchkärtchen aus dem Internet ist da bestimmt hilfreich, z.B. aus "http://www.astronomie.de/". Neptun steht dicht neben Jupiter (siehe weiter oben). Da der Mond Anfang des Monats im Abnehmen begriffen ist (am 7. Juli findet sogar eine sog. Halbschatten-Mondfinsternis statt, der Mond tritt in den Halbschatten der Erde), ist die erste Hälfte des Monats gut für "Deep-Sky-Objekte": Nebel, Galaxien, Sternhaufen, Milchstrasse etc.).

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2009-07-01