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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2009

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Die Sternkarte ist für den 15. August um um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Sternenhimmel, er ist ein schönes Feldstecher-Objekt. Otto Pilzer
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Ferienzeit - Zeit für Sterne?

Zur Ferien- und Urlaubszeit im August wird es endlich wieder früher dunkel, so dass wir für unsere Himmelsbeobachtungen nicht mehr so lange warten müssen, wie die letzten Monate. Auch kommen uns die immer noch milden Nachttemperaturen entgegen, die ermöglichen, auch mal länger als nur eine halbe Stunde draußen zu verbringen. Eine gute Gelegenheit, diese momentanen Annehmlichkeiten zu nutzen, bietet uns in der ersten Augusthälfte unter anderem der Erdmond. Es hat sicher jeder schon mal versucht, den "Mann im Mond" zu erkennen. Er tritt durch den Helligkeitsunterschied der dunklen Mare zum übrigen hellen Mondgestein in Erscheinung. Um den Vollmond am 6. August herum bietet sich hierfür eine gute Gelegenheit.

Am 12. August tritt das alljährlich wiederkehrende Maximum der Perseiden auf. Leider stört diesmal der Mond sehr stark, so dass wir nur die hellsten Sternschnuppen erhaschen können. Nicht versäumen sollten wir jedoch einen letzten Blick auf die südliche Sommermilchstraße, da wir wieder bis weit ins nächste Jahr hinein warten müssen, um diese Regionen sehen zu können. Im Bereich der Tierkreissternbilder Schütze und Skorpion finden wir so viele Gasnebel, Dunkelwolken, offene und kugelförmige Sternhaufen, dass sie hier gar nicht alle aufgeführt werden können. Ein gemütlicher Streifzug mit einem lichtstarken Feldstecher bringt immer wieder Neues zutage bzw. in die Pupille. Eigentlich blicken wir hier in den hellsten Bereich unserer Milchstraße (Bulge), trotzdem ist ein klarer dunkler Himmel mit guter Horizontsicht unbedingte Vorraussetzung. Die Übernachtung auf einer Berghütte ist hierfür ideal.

Von den hellen Planeten sind im August ohne optische Hilfsmittel nur drei zu sehen. Unser innerer Nachbarplanet Venus bleibt wie im Vormonat "Morgenstern". Sie bewegt sich momentan extrem weit nördlich durch das Sternbild Zwillinge und ist mit ziemlich genau -4mag wie immer nach Sonne und Mond das hellste Gestirn am Firmament. Anfang des Monats geht sie gegen 2:40 Uhr auf, am Monatsende finden wir sie erst 50 Minuten später über dem Osthorizont.

Auch unser äußerer Nachbar Mars ist ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Anfang des Monats geht er um 1:30 Uhr auf, eilt der Venus also eine gute Stunde voraus. Im Laufe des Monats baut er diesen Vorsprung auf über 2,5 Stunden aus, so dass wir ihn am Monatsende theoretisch bereits 45 Minuten nach Mitternacht sichten können. Die Identifizierung ist allerdings nicht ganz so einfach wie bei Venus, denn am Monatsanfang finden wir ihn ganz nahe bei Aldebaran im Sternbild Stier. Mit einer Helligkeit von +1mag ist Mars fast gleich hell wie Aldebaran. Auch die Farbgebung stellt in diesem Fall kein Unterscheidungskriterium dar, weil beide rötlich erscheinen. Bei Mars ist der hohe Eisengehalt (Rost) im Gestein hierfür ursächlich, bei Aldebaran handelt es sich um einen "späten" Stern von Typ "Roter Riese". Ohne optische Hilfsmittel sind sie also kaum zu unterscheiden. Eventuell zeigt Mars ein ruhigeres Licht, d.h. er flackert nicht so, wie wir es von Sternen gewohnt sind; aber dieser Effekt tritt nur in Horizontnähe deutlich in Erscheinung. Damit Sie Ihrem möglichen Beobachter-Kollegen(in) nicht etwas Falsches erzählen, verrate ich hier: Mars befindet sich Anfang August ca. 7 Grad nordöstlich von Aldebaran. Im Laufe des Monats bewegt er sich in östlicher Richtung zu den Zwillingen.

Zum Star unter den Planeten wird im August jedoch der Gasriese Jupiter. Er gelangt am 14. in Opposition, steht der Sonne also genau gegenüber und ist für uns die ganze Nacht hindurch sichtbar. Deshalb ist er auch in unserer Sternkarte, die exakt für den 15. August um 23 Uhr gilt, eingezeichnet. Jupiter bietet einige Leckerbissen, die immer wieder faszinieren. Seine Gashülle zeigt ein zum Äquator parallel verlaufendes Streifenmuster, das durch die hohe Rotationsgeschwindigkeit des Planeten entsteht. Mit knapp 10 Stunden dreht er sich mehr als doppelt so schnell wie die Erde um die eigene Achse und das bei 11-fachem Erddurchmesser. In diese Wolkenbänder sind immer wieder helle oder dunkle Knoten eingebettet. Die markanteste Struktur ist der sogenannte Große Rote Fleck, der schon seit 200 Jahren in mehr oder weniger starker Ausprägung existiert. Es handelt sich hier um einen Wirbelsturm in dreifacher Erdgröße mit Geschwindigkeiten von 500km/h. Diese Oberflächendetails können freilich nur mit einem Teleskop beobachtet werden.

Was Sie auch schon mit einem guten Fernglas sehen können, sind die vier hellsten Jupitertrabanten, die sogenannten Galileischen Monde. Sie tragen diesen Namen, weil Galileo Galilei sie im Jahre 1610 mit seinem selbstgebauten Fernrohr entdeckt hat - wir bewegen uns hier also auf geschichtlichem Terrain. Die Monde haben unterschiedliche Abstände zum Zentralkörper, woraus nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz entsprechende Umlaufzeiten resultieren. Von innen nach außen tragen sie folgende Namen: Io (Umlaufzeit 1,77 Tage), Europa (3,55 Tage), Ganymed (7,15 Tage) und Kallisto (16,7 Tage). Ihr "Tanz um Jupiter" führt zu ständig wechselnden Ansichten; oft verschwindet auch ein Mond vor oder hinter dem Planeten. Zur Identifizierung existieren in Jahrbüchern sogenannte Sichtbarkeitsdiagramme, die die Mondpositionen bzgl. Jupiter zeigen. Alternativ kann man sie sich unter "http://www.calsky.com/?Jupiterviewer=" auch selbst errechnen lassen. Noch ein Tipp zum Schluss: Wenn man das Fernglas auflegt oder ein Stativ verwendet, steigert sich die Wahrnehmungsfähigkeit deutlich, was wegen des geringen Abstands der Monde zu Jupiter wichtig ist. Es ist nämlich schon eine kleine Herausforderung, die kleinen Lichtpünktchen (Monde) neben dem alles überstrahlenden Zentralgestirn zu erfassen.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2009-08-01