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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema November 2009: "Charles Messier - der Mann hinter dem Namen"

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Charles Messier im Jahr 1771 gezeichnet von Ansiaume anläßlich seiner Ernennung zum Astronomen der Marine.
Messier trägt die Medaille der Fanzösischen Akademie der Wissenschaften.
(Bild aus dem Observatoire de Paris)
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Alle, die sich mit Astronomie beschäftigen, kommen bald mit dem Namen Messier in Berührung - und sei es auch nur, dass sie fragen, was das große M vor einer großen Anzahl von astronomischen Objekten bedeutet. Doch wie kam es dazu, und wer ist der unbekannte Mann, der hinter diesem bekannten Namen steckt?

Charles Messier wurde am 26.6.1730 als zehntes von zwölf Kindern im lothringischen Badonviller (in Deutschland auch unter dem Namen Badenweiler bekannt) geboren. Dieses gehörte damals zum kleinen, unabhängigen Fürstentum Salm, in dessen Verwaltung sein Vater, Nicolas Messier, beschäftigt war. Die Familie wohnte in einem schönen Haus in Badonviller, doch Charles kannte nur fünf von seinen elf Geschwistern, da die anderen - nicht ungewöhnlich für die damalige Zeit - schon im ersten Jahr nach der Geburt starben. Als er elf Jahre alt war, starb sein Vater und sein ältester Bruder Hyacinthe, der inzwischen 24 Jahre alt war und auch eine Anstellung in der Verwaltung des Fürstentums angenommen hatte, wurde Familienoberhaupt. In dieser Zeit erlitt Charles bei wilden Spielen einen Beinbruch am Oberschenkel, der zwar vollkommen geheilt werden konnte, ihn aber lange Zeit ans Haus fesselte, sodass er von der Schule genommen werden musste. Sein Bruder Hyacinthe unterrichtete ihn und brachte ihm in den folgenden acht Jahren auch methodisches Arbeiten und Verwaltungsgrundlagen bei. Hier lernte er genaues Beobachten und das Gefühl für feine Details, was für seine spätere Laufbahn entscheidend war.

Charles interessierte sich schon in jungen Jahren für Astronomie. Er liebte es, die Sterne und Erscheinungen des Nachthimmels zu betrachten. Als er vierzehn Jahre alt war, erschien der sechsschweifige Komet Klinkenberg, der ihn sehr beeindruckte, genauso wie auch die ringförmige Sonnenfinsternis, die er am 25. Juli 1748 erlebte.

Bei der staatlichen Neuordnung Frankreichs im Jahr 1751 fand auch im Fürstentum Salm ein Gebietsaustausch statt, wobei Badonviller zu Lothringen kam. Nachdem Hyacinthe weiterhin im Dienste des Fürstentums bleiben wollte, zog die Familie ins nahe gelegene Senones um. Für Charles, der inzwischen 21 Jahre alt war, war es an der Zeit Arbeit zu finden. Durch Vermittlung eines Pfarrers fand er eine Stelle als Schreiber bei dem Marineastronomen Joseph Nicolas Delisle in Paris. Ausschlaggebend dafür war seine saubere Schrift und Arbeitsweise. Er konnte auch bei dem älteren und kinderlosen Ehepaar im Collége Royal de France wohnen. Delisles Observatorium war 1748 nach dessen Rückkehr aus Russland in einem Turm des Hôtel de Cluny errichtet worden, das 1480 als Residenz der Äbte des Klosters Cluny für deren vorübergehende Besuche in Paris gebaut wurde. Im 18. Jahrhundert wurde es an die Verwaltung der Königlichen Marine verpachtet. Beide Gebäude waren auf den Ruinen einer römischen Therme erbaut worden.

Messiers erste Aufgabe bestand allerdings darin, eine große Landkarte von China zu kopieren, wozu viel Platz benötigt wurde. Zu diesem Zweck wies ihm Delisle einen großen ungeheizten Raum im Collége Royal zu und einer seiner ersten Biographen (Delambre 1827) vermerkt dazu, dass Messier dadurch schon auf die langen kalten Beobachtungsnächte vorbereitet wurde. Daneben unterwies ihn der Assistent Delisles, Libour, in der Benutzung der Instrumente des Observatoriums und hielt ihn an, alle Beobachtungen genau zu dokumentieren.

Delisle selbst führte ihn in die Grundlagen der Astronomie ein und überzeugte ihn von der Notwendigkeit, die genauen Positionen aller Beobachtungen festzuhalten, sicher einer der Gründe für den Erfolg seines Katalogs. Seine erste festgehaltene Beobachtung war der Merkurtransit am 6. Mai 1753.

1754 erhielt er dann eine feste Anstellung als Schreiber im Arsenal der Marine. Dort gehörte es zu seinen Aufgaben Karten zu zeichnen. Daneben beschäftigte er sich weiterhin mit der Astronomie.

1757 bekam er von Delisle den Auftrag, nach dem Halleyschen Kometen Ausschau zu halten, der für 1758 wieder erwartet wurde, was zu jener Zeit allerdings nur eine Hypothese war. Delisle hatte aus den Durchgängen des Halleyschen Kometen von 1531, 1607 und 1682 eine Bahnberechnung erstellt und Messier zeichnete eine genaue Karte dieser Bahn. Da Delisle bei der Berechnung ein Fehler unterlaufen war, suchte er im falschen Gebiet. Als er später auch in anderen Himmelsbereichen beobachtete, fand er schließlich am 21. Januar 1759 den Kometen, aber der deutsche Astronom Palitzsch hatte ihn schon in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 1758 aufgefunden. Weiterhin entdeckte er am 14. August 1758 einen anderen Kometen, den er bis zum 2. November verfolgte. Seine erste festgehaltene Beobachtung dabei war M 32, der Begleiter der Andromeda-Galaxie M 31. In diesen Nächten fand er auch den Crab-Nebel im Stier (M 1) und machte eine Notiz darüber, um ihn nicht später mit einem neuen Kometen zu verwechseln. Da die Teleskope der Sternwarte zwar veraltet waren, aber einen großen Durchmesser und großes Gesichtsfeld hatten, verlegte er sich auf die Suche nach Kometen, da er hoffte, dadurch zu Ruhm zu gelangen. Über die verwendeten Geräte ist bekannt, dass darunter Refraktoren mit Brennweiten bis zu 7 m und Reflektoren mit bis zu 20 cm Durchmesser waren.

Bei der Beobachtung des Kometen von 1760 entdeckte er ein weiteres nebliges Objekt im Wassermann (M 2) und beschloss nach weiteren Funden schließlich im Jahre 1764, alle diese Objekte zu katalogisieren: Dazu verwendete er auch die von Edmond Halley, Nicolas Louis de Lacaille, Jacopo Filipo und Jean-Baptiste Le Gentil gefundenen Objekte.

Der Messier-Katalog war geboren! Er bestand anfangs aus 40 Objekten, von denen Messier 18 selbst entdeckt hatte. Die erste Fassung des Katalogs wurde 1771 veröffentlicht. Danach ernannte man ihn als Nachfolger von Delisle zum Astronomen der Marine, ein Amt, das mit einer höheren Besoldung verbunden war.

Privat hatte er kein großes Glück: 1770 heiratete Messier die drei Jahre jüngere Marie-Françoise de Vermauchampt, die er schon mindestens 15 Jahre durch seiner Tätigkeit im College de France kannte. Das Ehepaar übernahm Delisles Wohnung ganz, der bereits 1768 gestorben war. 1772 gebar ihm seine Frau einen Sohn, aber beide starben wenige Tage später.

Bis 1782 war der Katalog auf 107 Objekte angewachsen. Danach stellte Messier die Suche nach weiteren Nebeln ein und konzentrierte sich ganz auf Kometen. Der Grund war, dass die Grenze der Leistungsfähigkeit seiner Fernrohre erreicht war und andere Astronomen (insbesondere Herschel) inzwischen über weit bessere Teleskope verfügten.

In den Jahren ab 1785 erschien eine ganze Anzahl Kometen, von denen er selbst einige entdeckte, sodass er kaum zu anderen Beobachtungen kam. In Bodes Astronomischen Jahrbuch von 1786 wurde die erste deutsche Übersetzung seines Katalogs veröffentlicht.

Während der Französischen Revolution verlor er seine Stellung und verarmte. 1796 fand er jedoch eine Anstellung im Bureau des Longitudes. 1800 beschrieb er den Zweck seines Katalogs als Hilfe zum Finden von Kometen mit kurzbrennweitigen Geräten und kündigte einen erweiterten Katalog an, der auch die inzwischen gefundenen schwächeren Objekte umfassen sollte. Dieses Vorhaben konnte er aber nicht mehr ausführen.

1806 verlieh Napoleon ihm das Kreuz der Ehrenlegion. Da seine Sehkraft nachließ, beobachtete er immer seltener. Der letzte Komet, den er gesehen hat (mit der Hilfe anderer), war der "Große Komet" von 1807. 1815 erlitt er einen Schlaganfall; zwei Jahre später kam die Gicht dazu. Er starb in der Nacht vom 11. auf den 12. April 1817 im für seine Zeit sehr hohen Alter von 87 Jahren.

Er hatte 20 Kometen entdeckt, davon sechs gleichzeitig mit anderen Astronomen. Außerdem fand er fast die Hälfte der Objekte seines Katalogs als erster. Er war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2009-11-01