- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im November 2009Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. November um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, bei M42 um den bekannten Orionnebel im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion. Wenn sie hoch genug über dem Horizont stehen, sind beide schöne Feldstecher-Objekte; M42 ist nach Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar, bei M13 gelingt dies nur unter guten Bedingungen. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Nachdem in der letzten Oktoberwoche die Uhren wieder auf Normalzeit zurückgestellt wurden, haben auch wir den Sternenhimmel auf Winterzeit umgestellt. Dies betrifft jedoch ausschließlich unsere Sternkarte, die nun zur Monatsmitte wieder für 21 MEZ exakt gültig ist. Aber wie Sie sicher schon wissen, ist sie ein bis zwei Stunden davor und danach auch noch recht gut zu verwenden. Wer unseren inneren Nachbarplaneten Venus in der aktuellen Sichtbarkeitsperiode noch sehen will, muss sich sputen. Eine Chance dazu gibt es nur noch in der ersten Novemberhälfte, wenn man während der Morgendämmerung tief am Osthorizont nach ihr Ausschau hält. Mit -4mag ist sie das hellste Objekt im Sternbild Jungfrau. Auch unser äußerer Nachbar Mars gehört in die zweite Nachthälfte, wenn man bedenkt, dass er eine gewisse Höhe erreicht haben sollte, um gut beobachtet werden zu können. Gleich in den ersten Novembertagen ergibt sich eine besonders schöne Konstellation, wenn sich der Planet nahe des offenen Sternhaufens Praesepe (dt. Krippe) im Krebs befindet. Der rötliche Mars inmitten der weiß leuchtenden Brillianten verspricht ein eindrucksvolles Feldstecher-Erlebnis. Der Gasriese Jupiter ist ein Objekt der ersten Nachthälfte und deshalb auch in unserer Sternkarte zu finden. Mit einer Helligkeit von -2,4mag überstrahlt er alle anderen Gestirne im Steinbock, wo er sich momentan aufhält. Sein Untergang verfrüht sich im Laufe des Monats von 23:30 Uhr auf 22 Uhr. Wer noch einen unbeeinträchtigten Blick auf seine Monde oder die Wolkenbändern seiner Atmosphäre erhaschen will, sollte nicht zu lange warten. Aufgrund seiner südlichen Position (Deklination -16 Grad) verschwindet er nämlich schon geraume Zeit vor seinem Untergang im Horizontdunst. Auch der Ringplanet Saturn bleibt der zweiten Nachthälfte vorbehalten, wenngleich er seine Morgensichtbarkeit beträchtlich ausbaut. Geht er zu Beginn des Monats noch um 3:20 Uhr auf, so verfrüht sich dieser Zeitpunkt auf 1:40 Uhr zum Monatsende. Wie schon die Venus befindet sich auch Saturn im Sternbild Jungfrau.
"Doppelte Sonnenfinsternis" auf JupiterAm 6. November ergibt sich für ambitionierte Fernrohrbesitzer die Chance, einen doppelten Mondschatten-Durchgang zu beobachten. Ganymed und Io wandern vor der Jupiterscheibe vorbei und werfen ihre Schatten gleichzeitig auf seine Oberfläche. Der Schattendurchgang von Io beginnt um 19:49 Uhr und endet um 22:06 MEZ. Ganymed´s Schatten trifft ab 19:58 Uhr auf Jupiter. Der Austritt kann nicht beobachtet werden, weil Jupiter zu diesem Zeitpunkt schon untergegangen ist. Der größere Mond Ganymed verursacht natürlich einen größeren Schatten als Io, dafür ist Io´s Schatten deutlich schneller unterwegs, weil seine Umlaufzeit um Jupiter nur ein Viertel derjenigen von Ganymed beträgt. Wenn man zu diesem Ereignis nach Parallelen auf der Erde sucht, so erkennt man schnell, dass es sich um nichts anderes als eine Sonnenfinsternis handelt, die eben "nur" auf Jupiter stattfindet und nicht auf der Erde. Wir Erdbewohner haben dabei die Möglichkeit, diese im vorliegenden Fall sogar doppelte "Jupiter-Sonnenfinsternis" von außen mit unserem Teleskop zu verfolgen. Die Kontakte der Monde selbst mit dem Jupiterbild ereignen sich z.T. schon früher, nämlich um 18:09 MEZ (Austritt Ganymed), 18:26 (Eintritt Io) und 20:45 (Austritt Io). Auch diese Ereignisse lassen sich mit einem Teleskop gut beobachten, weil der Mond plötzlich verschwindet bzw. wieder sichtbar wird. Die Beobachtung der Monde während des Durchgangs vor Jupiter gestaltet sich dagegen schwierig, weil Mondoberfläche und Jupiteratmosphäre eine ähnliche Flächenhelligkeit besitzen und deshalb wenig kontrastieren. Mit großen Teleskopöffnungen mag dies aber trotzdem gelingen.
Viele SternschnuppenIn der Nacht vom 17. auf den 18. kommen auch diejenigen auf ihre Kosten, die "nur" mit dem freien Auge beobachten. Wir können dann nämlich besonders viele Sternschnuppen sehen, weil die diesjährige Leoniden-Aktivität ihren Höhepunkt erreicht. Wie entsteht so ein Sternschnuppenstrom? Wenn ein Komet ins innere Sonnensystem vordringt, erwärmt er sich durch die zunehmende Einstrahlung. Das führt zum teilweisen Verdampfen der in ihm gebundenen Gase, aber auch zum Freisetzen fester Teilchen unterschiedlicher Größe. Durch die größere Masse der festen Teilchen treiben sie nur langsam auseinander und bleiben so über Tausende von Jahren als relativ kompakte Teilchenspur erhalten. Wenn die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne nun zufällig eine solche Teilchenspur kreuzt, "kollidieren" viele dieser Teilchen mit der Erde und infolgedessen kommt es zu einem vorübergehenden Anstieg der Sternschnuppenaktivität. Das, was wir als Sternschnuppe bezeichnen, ist die Leuchterscheinung, die beim Eintritt des Staubteilchens in die Erdatmosphäre entsteht. Nach umfangreichen Berechnungen wurde für die Nacht vom 17. auf den 18. eine ungewöhnlich hohe Meteorrate vorhergesagt, weil die Erde diesmal den dichteren Bereich des im Jahre 1466 verlorenen Materials des Kometen 55P/Temple-Tuttle durchqueren soll. Das Maximum dürfte um etwa 23 MEZ liegen. Um diese Zeit steht der Radiant (im Kopf des Löwen) nur knapp über dem Osthorizont, so dass wir noch nicht viel mitbekommen. In den folgenden Stunden sollte die Aktivität jedoch ansteigen und wir dürfen bei guten Beobachtungsbedingungen auf bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde hoffen. Bernhard Kindermann
Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln
Zurück zur Home Page der AAL Otto J. Pilzer, 2009-11-01 |