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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 (hellste Galaxie am nördlichen Himmel) bzw. der Orionnebel M42 (im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion) sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Otto Pilzer
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Mit den Silvesterraketen ist das internationale Jahr der Astronomie zu Ende gegangen. Ihr Rauch hat sich gelegt und gibt uns den Sternenhimmel fürs Neue Jahr frei. Ich hoffe, Sie konnten die kleine partielle Mondfinsternis am 31. Dez. mitverfolgen. Wenn nicht, müssen Sie sich über ein Jahr lang gedulden, denn die in 2010 stattfindenden Mond- und Sonnenfinsternisse sind allesamt in Deutschland nicht zu sehen. Nur reiselustige Zeitgenossen kommen in ihren Genuss. Gleich zu Beginn des nächsten Jahres werden wir am 4. Jan. 2011 für diese "Ungerechtigkeit" jedoch durch eine partielle Sonnenfinsternis mit besonders hohem Bedeckungsgrad entschädigt. Die Sonne wird dabei zu drei Vierteln verdunkelt. In der Zwischenzeit beschäftigen wir uns mit dem ganz alltäglichen Sternenhimmel, der natürlich auch so genügend Schmankerl bereithält.

Der Meteorstrom der Quadrantiden befindet sich bereits in voller Aktivität und wir können seine Sternschnuppen noch bis einschließlich 5. Januar beobachten. In den Abendstunden steht der Radiant etwa 10 Grad über dem Nordhorizont, so dass die Suche nach den Sternschnuppen gleich nach Anbruch der Nacht beginnen kann. Wenn dann später der Mond aufgeht, werden die Beobachtungsbedingungen schlagartig schlechter, weil sein helles Licht die leuchtschwächeren Exemplare verschluckt. Am 3. geht der Mond z.B. gegen 20:30 Uhr auf, uns bleiben damit drei Stunden. Solange der Himmel noch dunkel ist, dürfen wir mit etwa 30 Sternschnuppen pro Stunde rechnen. Ihre Geschwindigkeit gilt mit 41 km/Sekunde als durchschnittlich. Trotzdem sind Sie damit tausendmal schneller unterwegs als ein Fahrzeug auf der Autobahn, das 150 km/Stunde fährt.

Beim Betrachten der Sternkarte (gültig für 21 Uhr) erkennen Sie als treuer Leser sofort, dass momentan alle Wintersternbilder im Süden versammelt sind. Ich muss sie nicht mehr alle aufzählen und will stattdessen auf ein besonders schönes Einzelobjekt hinweisen - die Plejaden (M 45 oder Siebengestirn). Es handelt sich hier um einen recht jungen Sternhaufen (50 Mio. Jahre), dessen hellste Mitglieder bereits mit dem bloßen Auge zu sehen sind. Abhängig von den Bedingungen kann man sechs bis neun Einzelsterne auflösen, aber auch die vielen lichtschwächeren Mitglieder, die nicht einzeln zu sehen sind, tragen zur Gesamthelligkeit von 1,2mag bei. Ihr Licht macht sich als diffuse Hintergrundaufhellung bemerkbar, wenn man mit dem freien Auge beobachtet.

Sehr schön üben kann man an diesem Objekt das sogenannte indirekte Sehen. Man blickt dabei absichtlich etwas daneben und kann so die lichtempfindlicheren Bereiche des Auges nutzen. Diese Methode lässt lichtschwache Objekte deutlicher hervortreten, ist Standard bei der visuellen Beobachtung und einfach anzuwenden - versuchen Sie es einmal.

Aber nicht nur mit dem unbewaffneten Auge haben wir hier ein Highlight ersten Ranges vor uns, auch mit dem Fernglas zählen die Plejaden zu den schönsten Sternhaufen des ganzen Himmels. Die Anzahl der Lichtpunkte explodiert im Okular förmlich zu einem mit Brillianten gefüllten Schatzkästchen - aus dem Siebengestirn wird ein "Siebziggestirn" - oder noch mehr, je nachdem, welches Format der Feldstecher hat.

Der Gasriese Jupiter kann noch für kurze Zeit tief im Südwesten beobachtet werden. Am Monatsanfang stehen hierfür zwei Stunden zur Verfügung, bevor er um ca. 20 Uhr untergeht. Zum Monatsende wird er praktisch unbeobachtbar, weil seine Konjunktion mit der Sonne immer näher rückt. Im Februar und März befindet er sich dann hinter der Sonne.

Der Ringplanet Saturn ist erst in der zweiten Nachthälfte gut zu beobachten. Zur Mitte des Monats geht er gegen 22 Uhr auf, aber erst einige Zeit später hat er genügend Höhe erreicht, damit mit einem Teleskop auch Einzelheiten gut erkannt werden können. Der Öffnungswinkel seiner Ringe ist mittlerweile auf beinahe 5 Grad angewachsen, so dass auch die Cassini-Teilung wieder einfacher auszumachen ist. Interessanterweise sinkt der Öffnungswinkel in den nächsten Monaten wieder auf unter 2 Grad, d.h. wir bekommen noch mal die Chance, die Ringe fast von der Seite zu betrachten. Ursächlich für dieses zweite Minimum sind die unterschiedlichen Neigungen der Ringebene und der Bahnebenen von Saturn und Erde um die Sonne.

Ein Muss für den engagierten Planetenbeobachter ist in diesem Monat jedoch der Mars, unser äußerer Nachbar. Er wechselt vom Löwen in den Krebs und ist dort sowohl wegen seiner Helligkeit von bis zu -1.2mag aber auch wegen seiner rötlichen Färbung leicht zu identifizieren. Da er am 29. die Oppositionsstellung erreicht, sind Januar und Februar optimal für einen genaueren Blick auf ihn. Er ist quasi die ganze Nacht hindurch zu sehen, da er sich gegenüber der Sonne befindet. Trotzdem kann es Sinn machen, die Beobachtung in den Zeitraum 21 Uhr abends bis 3 Uhr morgens zu legen, weil er dann recht hoch am Himmel steht und deshalb die Luftunruhe weniger stört.

Verglichen mit der "Jahrtausend-Opposition" im Jahre 2003 hat sich sein scheinbarer Durchmesser mit 14 Bogensekunden zwar beinahe halbiert, jedoch steht er diesmal 38 Grad höher am Himmel, so dass dies zum Teil kompensiert wird. Vorraussetzung ist natürlich, dass man ein Fernrohr mit genügend Öffnung besitzt, damit auch stark vergrößert werden kann (ab ca. 150-fach). Trotzdem darf man nicht erwarten, im Okular Bilder zu sehen, wie sie üblicherweise erst mit hohem technischem Aufwand gewonnen werden. Allein schon, dass Mars als kleines Scheibchen erscheint und sich vielleicht unter guten Bedingungen die uns momentan zugewandte Nordpolkappe ein wenig abhebt, zeigt, dass es sich hier um eine andere Welteninsel handelt, die theoretisch auch einmal von Menschen betreten werden könnte.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2010-01-01