- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juni 2010Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Beobachtungsbedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Venus, Mars und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Endlich Sommer! Vorbei die kalte, dunkle Jahreszeit, Berg und Seen rufen. Was des einen Freud, ist so manchen Astronomen Leid. Denn so richtig dunkel wird es jetzt nachts fast nicht mehr. Am 21. steht die Sonne im Sommerpunkt, es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Das Jahr neigt sich mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht seinem Höhepunkt zu. Bereits schon um 5:15 Uhr morgens geht die Sonne in unseren Breiten auf, während sie erst gegen 21:15 Uhr abends untergeht. Berücksichtigt man noch Dämmerung (Beginn ca. 3:30 Uhr morgens und Ende ca. 22:45 Uhr), so besteht die Nacht nur noch aus knapp fünf Stunden. Für Beobachtungen am Nachthimmel bleibt also nicht mehr allzu viel Zeit übrig. Noch weiter im Norden, wie etwa in Skandinavien, sinkt die Sonne sogar überhaupt nicht mehr unter den Horizont hinab, es herrscht die Zeit der Mitternachtssonne. Die abgebildete Sternenkarte zeigt - wie stets im Sommer - den Nachthimmel um 23 Uhr zur Monatsmitte. Noch ist es dabei nicht ganz dunkel, die letzten Strahlen der Sonne bewirken eine deutlich merkbare Aufhellung am nordwestlichen Horizont. Das erleichtert natürlich nicht unbedingt die Orientierung am Nachthimmel, da lichtschwächere Objekte kaum oder gar nicht erkennbar sind. Am besten hilft einem da noch die Sternenkarte. Dazu hält man diese senkrecht über den Kopf, wobei die obere Seite nach Norden auszurichten ist. Dementsprechend bildet die Karte unten die südlichen Gefilde des nächtlichen Himmels ab, während der Westhimmel rechts und der Osthimmel links auf der Karte dargestellt werden. Mit Ausnahme des Mondes und der Planeten ist diese Karte auch zu Monatsanfang, dann allerdings eine Stunde später und zu Monatsende eine Stunde früher gültig. Beginnen wir am Westhimmel: Dort finden wir immer noch die typischen Frühlingssternbilder, allen voran das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Neben dem Löwen in Richtung Zenit befindet sich das Haar der Berenike und noch etwas weiter der Bärenhüter oder Bootes mit dem hellen Arcturus. Schräg darunter in südwestlicher Richtung liegt das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica, welche zusammen mit dem eingangs erwähnten Regulus das Frühlingsdreieck bilden. Auch zu dieser Zeit stellen diese drei hellen Sterne eine gute Orientierungshilfe am westlichen Sternenhimmel dar. Am östlichen Firmament befinden sich ebenfalls drei helle Fixpunkte: Altair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan. Zusammen bilden sie das so genannte Sommerdreieck, welches damit komplett aufgegangen ist. Von den Wintersternbildern ist als einziges noch die bei uns zirkumpolare Kassiopeia vollständig hoch im Norden beobachtbar, alle übrigen befinden sich dagegen zum größten Teil unter der Horizontlinie. Neben dem Fixsternhimmel sind diesen Monat auch einige Planeten gut zu beobachten, allen voran Venus. Als Abendstern strahlt sie mit einer Helligkeit von -4,1 mag fast bis Mitternacht im Sternbild der Zwillinge. Auch unser äußerer Nachbarplanet Mars ist in der ersten Nachthälfte im Sternbild des Löwen zu beobachten, wobei sich sein Untergang von kurz vor 2 Uhr nachts zu Monatsanfang auf ca. halb ein Uhr nachts vorverlegt. Ebenfalls am Westhimmel im Sternbild der Jungfrau findet sich in der ersten Nachthälfte der Ringplanet Saturn. Diese drei Planeten bilden am Westhimmel nahe des Horizonts zusammen mit dem hellen Regulus im Löwen eine auffallende Lichterkette, zu der sich am 17. auch noch der zunehmende, fast halbe Mond hinzugesellt. Hat man sich an Venus, Mars und Saturn satt gesehen, so taucht in der zweiten Nachthälfte der Riesenplanet Jupiter im Sternbild der Fische mit einer bis Monatsende ansteigenden Helligkeit von -2,5mag auf. Ganz in dessen Nähe findet man auch den zu seiner Oppositionsschleife ansetzenden äußeren Planeten Uranus, der bei guten Sichtbedingungen und einem entsprechend lichtstarken Fernrohr kurz vor der Morgendämmerung am Osthimmel erblickt werden kann. Ebenfalls in der zweiten Nachthälfte kann der äußerste Planet unseres Sonnensystems Neptun mit der sehr geringen Helligkeit von 7,9mag im Sternbild Wassermann aufgefunden werden. Noch vor ein paar Jahren hätte man einen weiteren Planeten beobachten können, doch wurde der bis dahin äußerste Planet des Sonnensystems Pluto durch eine Neubestimmung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) vom 24.8.2006 zum bloßen Zwergplaneten herabgestuft. Ebenso als Zwergplanet gilt Ceres, der sich anders als Pluto nicht am äußeren Rand des Sonnensystems befindet, sondern als größtes Objekt Bestandteil im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ist. Neben der Einstufung als Zwergplaneten ist diesen beiden Objekten ferner gemeinsam, dass beide in diesem Monat sich in Opposition zur Sonne befinden und im Sternbild des Schützen beobachtet werden können. Opposition zur Sonne bedeutet dabei, dass sich beide auf einer gedachten Linie von der Sonne über die Erde der Sonne genau gegenüber und somit der Erde am nächsten befinden. Damit bieten sich für Pluto zum Zeitpunkt seiner Oppositionsstellung am 25. und für Ceres immerhin schon am 18. optimale Beobachtungsbedingungen. Und die wird man auch brauchen, immerhin ist Pluto gerade mal als winziges Pünktchen mit einer Helligkeit von 14,0 mag eben noch so mit einem äußerst lichtstarken Fernrohr beobachtbar. Ceres ist zwar immerhin schon 7,1 mag hell, doch lässt sich dieser vor dem Hintergrund der sternenreichen Milchstraße nur schwer ausmachen. Schließlich taucht der Mond am 26. zumindest teilweise in den Kernschatten der Erde ein, doch ist diese partielle Mondfinsternis von Deutschland aus leider nicht zu beobachten, sondern hauptsächlich in Nord- und Südamerika sowie in Australien zu sehen. Stefan Poller
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