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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Bzgl. Mars und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Hochsommermonate Juni und Juli gelten als die Zeit der hellen Nächte. Schon in Mittel- aber vor allem in Norddeutschland ist diese Aussage wörtlich zu nehmen, wird es dort nach astronomischen Kriterien (Sonne mind. 18 Grad unter dem Horizont) nicht mehr wirklich dunkel. Es kommt nur noch zu einer ausgeprägten Abenddämmerung, die direkt in die Morgendämmerung übergeht. Wir im Süden haben ab Mitternacht zumindest noch für etwa zwei Stunden einen ideal dunklen Himmel.

In Ausnahmefällen kann es jedoch auch am Tag dunkel werden, z.B. wenn die Sonnenfinsternis vom 11. Juli im Südpazifik ihre Schattenbahn zieht. Sollte es momentan bei uns jemandem zu heiß sein, kann man dieses Schauspiel auch im patagonischen Winter verfolgen, sofern die dort zu erwartenden Schneegestöber einen Blick darauf frei geben. Aber auch die anderen können sich sicher an dem Anblick erfreuen, sei es in den Fernsehnachrichten oder im Internet.

Die Sonnenfinsternis markiert zugleich den Tag des Neumonds, d.h. davor haben wir abnehmenden Mond, danach nimmt er wieder zu. Drei Tage später, am Abend des 14. Juli, können wir die schmale Mondsichel zum erstenmal wieder sehen. Um 21:15 Uhr geht die Sonne unter, eine halbe Stunde später macht es Sinn, am Westhorizont nach dem Mond Ausschau zu halten. Ein Fernglas erleichtert zum einen dieses Ansinnen, unterstützt uns aber auch bei der Suche nach einigen Planeten, die sich dort gerade wie an einer Kette aneinander reihen.

Etwa fünf Grad über der Mondsichel sticht die -4mag helle Venus förmlich ins Auge. Das Bildfeld eines typischen Fernglases zeigt beide Himmelskörper gleichzeitig im Okular, so dass die Venus auch als Aufsuchhilfe für den Mond dienen kann. Rechts von den beiden Himmelskörpern ist zusätzlich Regulus im Sternbild Löwe auszumachen, der mit ihnen am Abend des 14. Juli ein beinahe gleichseitiges Dreieck bildet. Der Helligkeitsunterschied zwischen Regulus und Venus beträgt mehr als fünf Größenklassen. Etwa zwei Fernglasdurchmesser links dieser Dreiergruppe kann man den rötlichen Mars auffinden, der mit seinen 1,5mag momentan etwa so hell ist wie Regulus. Und noch einen Bildfelddurchmesser weiter finden wir schließlich den Ringplaneten Saturn. Exakt in Gegenrichtung könnte in der frühen Abenddämmerung noch Merkur aufgefunden werden. Man muss sich dazu aber sputen, denn er sinkt bereits um 22 Uhr unter den Horizont. Wenn das Wetter am 14. nicht mitspielt, so eignen sind die beiden folgenden Abende ebenso gut. Lediglich der Mond verändert seine Position von Tag zu Tag deutlich. In der zweiten Nachthälfte kann auch Jupiter beobachtet werden. Er steht im Sternbild der Fische und geht zur Monatsmitte gegen Mitternacht auf.

Im Juli ist Hochsaison für Gartenpartys und Grillabende im Freien. Wenn man sich dabei auf eine geringe, dafür aber umso romantischere Beleuchtung beschränkt, kommt bei klarem Himmel zu später Stunde nicht selten die Frage nach diesem funkelnden Lichtermeer über unseren Köpfen auf. Die meisten wissen zwar aus den Zeitungs-Horoskopen, in welchem Sternzeichen sie geboren sind; bei der Frage, wo dieses Sternbild dann aber am Himmel zu finden ist, müssen viele oft passen. Das ist dann die Gelegenheit für uns Sternfreunde, auch mal den astronomischen Laien mit einigen ganz realen Tatsachen über das Weltall vertraut zu machen. Dabei führt alleine schon das nüchterne Zahlenmaterial, z.B. Alter, Entfernungen oder Ausdehnung von astronomischen Objekten, zu oft ungläubigem Staunen.

Das Sommerdreieck, bestehend aus Vega, Deneb und Atair, ist zum Gültigkeitszeitpunkt unserer Sternkarte (15. Juli, 23 Uhr) dem Zenit zwar schon recht nahe gerückt, befindet sich aber immer noch östlich des Südmeridians. Genau im Zenit zeigen sich Herkules und der Kopf des Drachen. Der Drache gehört zu den zirkumpolaren Sternbildern und schlängelt sich in einer langen verschlungenen Schleife um den kleinen Wagen. Zwischen Herkules und dem Sternbild Bootes, das mit dem rötlichen Arcturus den momentan noch am höchsten stehenden Stern des Frühlingsdreiecks beherbergt, finden wir das kleine Halbrund der Nördlichen Krone. Darunter streckt die Schlange ihren Kopf gegen Norden, wobei sich ihr Körper in einem Bogen nach Osten windet und im Schwanz der Schlange endet. Gehalten wird sie vom Schlangenträger, dessen Sterne, genauso wie die der Schlange selbst, überwiegend eher lichtschwach erscheinen.

Knapp über dem Südhorizont treffen wir schließlich auf die Tierkreissternbilder, deren Namen einem jeden geläufig sind. Sie reihen sich entlang der Ekliptik in einem weiten Bogen, der sich zur Beobachtungszeit knapp über dem Horizont von Osten nach Westen spannt. Am einfachsten zu identifizieren ist der Skorpion mit dem roten Antares und den Scherensternen, die deutlich über den Horizont ragen. In westlicher Richtung schließen sich die Sternbilder Waage und Jungfrau an. Vom Löwen sind nur noch Teile sichtbar, sein Hauptstern Regulus ist bereits untergegangen. Östlich des Skorpion finden wir zuerst den Schützen, der die kürzeste Sichtbarkeitsperiode aller Tierkreissternbilder hat, weil die Ekliptik hier am weitesten nach Süden reicht. Danach folgt der Steinbock und auch Teile des Wassermann sind am Osthorizont noch auszumachen. Ich wünsche allzeit klaren Himmel bei Ihren Grillabenden, damit die Gäste auch "himmlische Eindrücke" mit nach Hause nehmen können.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2010-07-01