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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - sie ist die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den prächtigsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Der August ist zwar der Sommer- und Urlaubsmonat, astronomisch kann man aber schon erkennen, dass die Tage kürzer werden und - für uns besonders wichtig - die Nächte länger und dunkler. Trotzdem kann man nachts bei angenehmen Temperaturen beobachten und das lohnt sich, wie wir noch sehen werden. Der Sonnenuntergang verfrüht sich von 20:45 Uhr auf 19:50 Uhr am Ende des Monats, gleichzeitig verspätet sich der Sonnenaufgang von 5:45 Uhr auf 6:25 Uhr (alles MESZ). Die Nacht wird also um eine Stunde und 40 Minuten länger und auch schon etwas dunkler, da die Sonne tiefer unter den Horizont sinkt.

In den ersten Nächten bietet sich noch Gelegenheit den Mond zu beobachten, der kurz vor 23 Uhr aufgeht, aber dann muss man sich bis zum 11. August gedulden, wenn die schmale Mondsichel wieder hinter der Sonne auftaucht und das ist gut so, denn es ermöglicht uns dieses Jahr - gutes Wetter vorausgesetzt - das Highlight des Sommers zu genießen. Die Rede ist von dem alljährlich wiederkehrenden Sternschnuppenstrom der Perseiden.

Der August wird allgemein als Sternschnuppenmonat bezeichnet und dafür sind die Perseiden verantwortlich. Die Perseiden gehen auf den Kometen Swift-Tuttle von 1862 zurück und sind wohl der bekannteste und beständigste Sternschnuppenstrom überhaupt. Dazu kommt noch, dass man sich im warmen August auch lieber und häufiger im Freien aufhält. Nachteilig wirkt sich aus, dass zu dieser Jahreszeit der Himmel nicht so dunkel ist und die beste Gelegenheit viele Sternschnuppen zu sehen immer in die späten Nachtstunden fällt.

Die Perseiden 2010 erreichen Ihr Maximum am 13. August kurz vor Beginn der Morgendämmerung, wenn der Radiant hoch über dem Horizont steht. Dabei ist mit bis über hundert Sternschnuppen pro Stunde zu rechnen, sie treffen mit der ziemlich hohen Geschwindigkeit von 60 km/s auf unsere Atmosphäre und verglühen dort. Die beste Beobachtungszeit liegt zwischen etwa 2 Uhr und dem Beginn der Morgendämmerung. Die Bedingungen sind in diesem Jahr ideal, weil am 10.08. Neumond ist und somit der Erdtrabant mit seinem Licht nicht stören wird.

Unter den Planeten wenden wir uns zunächst dem Trio Venus, Mars, Saturn zu. Venus ist am frühen Abendhimmel zu sehen. Mit einer Helligkeit von -4.5 mag ist sie in der Abenddämmerung bald zu finden. Beobachtet man mit dem Feldstecher, so findet man am Westhorizont Anfang des Monats Mars (1.5 mag) und Saturn (1.0 mag) links sowie etwas oberhalb der Venus, zur Monatsmitte steht Mars links und der Saturn rechts der Venus und zum Monatsende entdeckt man Mars etwas und Saturn schon weiter rechts von der Venus. Dies liegt daran, dass Venus und Mars an Saturn vorbeiziehen, wobei Venus wiederum die Schnellere ist. Nachdem sich das Ganze tief am Westhorizont abspielt, der noch durch die untergegangene Sonne aufgehellt ist, wird die Beobachtung auch bei klarem Himmel nicht leicht, aber damit verabschieden sich diese drei Planeten in den nächsten Tagen um erst gegen Mitte des Monats wegen des sich verfrühehenden Sonnenuntergangs wieder sichtbar zu werden. Dabei zieht Venus unterhalb von Saturn vorbei und wird ab 22. von Mars begleitet. Mit dem Feldstecher kann man ihn auch in der Zwischenzeit verfolgen. Da die Sternkarte den Himmel am 15. August um 23 Uhr zeigt, sind diese Planeten dann schon unter dem Horizont.

Dafür ist der strahlende Jupiter dort zu finden, dessen Helligkeit bis auf -2.9 mag ansteigt, da er sich der Opposition nähert. Er ist ein Objekt der ganzen Nacht. Ungefähr 5° westlich kann man mit dem Feldstecher den 5.7 mag hellen Planeten Uranus finden, der sich ebenfalls der Opposition nähert und seine Lage zu Jupiter während des ganzen Monats kaum verändert. Beide befinden sich im Sternbild der Fische. Um Uranus von den schwachen Sternen zu unterscheiden, ist es hilfreich zu wissen, dass die Planeten sich durch ihr ruhiges Licht von den glitzernden Sternen unterscheiden. Die Ursache dafür ist, dass der dünne Lichtstrahl der Sterne durch die Luftunruhe der Atmosphäre leichter gebrochen wird.

Das warme Wetter bietet auch gute Gelegenheit sich unter den bekannten Sternbildern umzusehen. Im August steht nachts das Sommerdreieck mit den Hauptsternen der "Vogelsternbilder" Schwan, Adler und Leier noch hoch am Himmel. Sie stellten im Altertum die Stympalischen Vögel dar, denn die Leier wurde damals noch als Geier aufgefasst. Sie waren eine der zehn Arbeiten des Herkules, den wir in unmittelbarer Nähe am Himmel finden. Deneb (1.26 mag) im Schwan und Vega (0.03 mag) in der Leier stehen um Mitternacht in der Nähe des Zenits und Atair (0.76 mag) im Adler hoch im Süden. Der Adler und der Schwan gehören zu den Sternbildern bei denen man sich leicht die Figur vorstellen kann, dabei ist zu beachten, dass Deneb den Schwanz des Schwans darstellt, während der Kopf am langen Hals durch den Doppelstern Albireo gebildet wird.

Im Westen steht Bootes, der Bärenhüter mit dem hellen Arktur, der mit -0.05 mag der hellste Stern des Nordhimmels ist (Sirius liegt südlich des Himmelsäquators). Zwischen Bootes und Herkules findet man das kleine, aber charakteristische Sternbild der Nördlichen Krone, dessen Sterne man sich sehr gut als den Bogenreif einer Prinzessinnenkrone vorstellen kann. In der Mitte sticht der Hauptstern Gemma, der "Edelstein", unter den sonst schwachen Sternen heraus. Er ist ein weißer Bedeckungsveränderlicher vom Algol-Typ, dessen Helligkeit in 17.36 Tagen zwischen 2.16 mag und 2.30 mag variiert. Obwohl er nur 2.8-mal so groß wie die Sonne ist, hat er wegen seiner höheren Oberflächentemperatur von 9.500 K die 60-fache Leuchtkraft der Sonne.

Im Osten steigen im Laufe der Nacht die Sternbilder Andromeda und Pegasus immer höher und laden ein, den Andromeda-Nebel, die einzige mit bloßem Auge sichtbare Spiralgalaxie, zu suchen. Hinter ihnen erscheint dann Perseus und darüber das bekannte Himmels-W Kassiopeia. Mit diesem Spaziergang haben wir uns die Zeit verkürzt und können auf das Erscheinen der ersten Perseiden hoffen.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2010-08-01