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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. September um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - sie ist die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Der Uranus befindet sich aufgrund der Darstellungsgröße innerhalb des Jupiterscheibchens, für den Neptun empfiehlt sich eine Aufsuchkarte. Otto Pilzer
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Der Sommer neigt sich dem Ende zu und mit dem Monat September beginnt nun das letzte Jahresdrittel. Am 23. September um 6:09 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit überquert die Sonne den Himmelsäquator in Richtung Süden; mit der Tagundnachtgleiche hält der Herbst Einzug in das Land. Von nun an nimmt die Tageslänge stetig ab, auf unserem Breitengrad immerhin um gut dreieinhalb Minuten täglich. Damit ergeben sich für Beobachtungen am Nachthimmel - vorausgesetzt das Wetter spielt mit - immer bessere Bedingungen. Überhaupt ist der Herbst für Sternfreunde oftmals die beste Jahreszeit für Beobachtungen, da die Nächte wieder einigermaßen lang und oftmals noch nicht allzu kalt sind.

Unsere Sternenkarte zeigt den Anblick des Sternenhimmels zur Monatsmitte gegen 23 Uhr. Da die Sterne mit Ausnahme der Zirkumpolaren im Osten auf- und im Westen untergehen und sich die Erde zusätzlich in einem Jahr um die Sonne bewegt, zeigt sich uns jeden Tat ein leicht veränderter Himmelsausschnitt. Beide Effekte zusammen führen dazu, dass diese Sternenkarte, selbstverständlich mit Ausnahme der Planeten und unseres Mondes, nicht nur zur Monatsmitte um 23 Uhr, sondern ebenso zu Monatsanfang um 24 Uhr und zu Monatsende um 22 Uhr gültig ist.

Im Vergleich zum Vormonat August zeigt die Sternenkarte nur leichte Veränderungen. Nach wie vor dominieren die typischen Sommersternbilder Schwan, Leier und Adler mit ihren hellen Sternen Deneb, Vega und Atair den Nachthimmel, wenn auch dieses Sommerdreieck bereits nach Westen hin verschoben ist. Deneb steht nun annähernd im Zenit, wohingegen Vega und Atair den Meridian bereits überschritten haben. Ganz unten im Südwesten taucht noch der verbleibende Teil des Schützen auf, der übrige Teil ist dagegen schon unter die Horizontlinie hinab gesunken. Auch der Schlangenträger steht weiter im Westen nahe der Horizontlinie. Noch weiter im Norden umgarnt das Sternbild des Herkules die Leier, wohingegen der Bärenhüter mit Arcturus nun schon im Nordwesten teilweise unter die Horizontlinie gesunken ist. Doch auch die Herbsternbilder lassen sich schon gut beobachten. Das Himmelspferd Pegasus befindet sich fast senkrecht über uns, weiter im Norden steht Andromeda mit M31, gefolgt von dem Himmels-W, der Kassiopeia. Etwas unterhalb befinden sich Perseus und - wiederum weiter nördlich - der Fuhrmann samt der hellen Capella. Noch ganz im Osten gerade erst im Aufgehen begriffen findet sich der Stier mit dem hellen Aldebaran. Im südöstlichen Himmelsbereich tummeln sich der Walfisch und die Fische, gefolgt vom Wassermann und dem Südlichen Fisch mit dem hellen Stern Fomalhaut. Dieses relativ kleine Sternbild taucht in Mitteleuropa im Herbst gerade noch über den Südhorizont auf. Die Bezeichnung des Hauptsternes leitet sich dabei aus dem Arabischen her und bedeutet soviel wie "Maul des Fisches". Das Tierkreissternbild der Fische ist ebenfalls am besten im Herbst zu beobachten. Nach der griechischen Sage sollen die Fische Venus und Amor darstellen, die sich in Fische verwandelt haben. Auch der Walfisch ist ein Herbsternbild, dessen Bezeichnung aus der Perseus-Andromeda-Sage herrührt.

Mit den Planeten hält der September besondere "Beobachtungs-Schmankerl" bereit. Der innerste Planet Merkur erlaubt zur Monatsmitte hin die zweite Morgensichtbarkeit in diesem Jahr. Ab dem 15. September findet ihn das geübte Auge gegen 6 Uhr morgens als -0,3mag helles Pünktchen ganz tief im Osten stehend. Im weiteren Monatsverlauf nimmt die Helligkeit bis auf -1,1mag zu, zugleich aber verspäten sich seine Aufgänge um täglich etwa 5 Minuten, wodurch sich dessen Auffinden in unmittelbarer Nähe zur aufgehenden Sonne erheblich erschwert. Wer sich nicht unbedingt zu den Frühaufstehern zählt, für den bietet die Venus am 23. September mit einer Helligkeit von -4,8mag die glanzvollste Abendsichtbarkeit des gesamten Jahres! Tief im Westen im Sternbild der Jungfrau stehend erstrahlt unser innerer Schwesterplanet unmittelbar nach Sonnenuntergang den ganzen September über, ehe sie zu Monatsende hin vom Abendhimmel verschwindet. Auch der Kriegsgott Mars tummelt sich im Sternbild Jungfrau, wobei er als 1,5mag helles Pünktchen neben der alles überstrahlenden Venus fast nicht auffällt. Bereits am 1. September kommt es zwischen diesen beiden Planeten zu einer flüchtigen Begegnung, doch braucht man dazu schon lichtstarke Feldstecher, um einen Blick hierauf erhaschen zu können. Und noch einen echten astronomischen Leckerbissen hält der September für uns bereit: Sowohl der größte Planet unseres Sonnensystems Jupiter als auch der deutlich weiter entfernte Uranus kommen am 21. September im Sternbild der Fische zur Opposition zur Sonne. Von uns aus gesehen ganz nah schieben sich die beiden Gasplaneten in etwa 1° Entfernung aneinander vorbei. Doch was ist das für ein ungleiches Paar! Auf der einen Seite Jupiter, der mit -2,9mag seine maximale Helligkeit wie den größten scheinbaren Durchmesser erlangte und damit neben unserem Mond und der sich bereits vom Nachthimmel zurückziehenden Venus zum alles überstrahlenden Himmelsobjekt wird. Auf der anderen Seite Uranus, der nur eine Helligkeit von 5,7mag erreicht, und damit nur bei guten Bedingungen mit einem Feldstecher erkennbar ist. Wer sich einer noch größeren Herausforderung stellen will, kann sich dem äußersten Planeten Neptun zuwenden. Mit einer Helligkeit von gerade einmal 7,8mag treibt er sich schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit bis Mitternacht im Bereich des Meridians herum. Viel Glück beim Auffinden!

Auch unser Mond ist immer wieder ein dankbares Beobachtungsobjekt. Am Monatsersten ist Halbmond, wo sich an der Hell-Dunkel-Linie besonders gut die Mondkrater beobachten lassen. In den nächsten Tagen nimmt der Mond weiter ab, ehe am 8. September Neumond herrscht. Am 15. erscheint der Mond dann wieder halb beleuchtet, am 23. September und damit mit Herbstbeginn ist schließlich Vollmond.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2010-09-01