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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema September 2010: "Astronomie auf Briefmarken Teil I"

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Astronomen und Astrophysiker aus der Sammlung des Autors
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Briefmarken sind kleine Kunstwerke, welche die ganze Welt abbilden, und die Postverwaltungen haben sich - zwar spät - auch astronomischen Themen gewidmet. In der Anfangszeit, also nach 1840, war die Briefmarkenwelt noch eintönig: Die Briefmarken waren klein, einfarbig und hatten als Motiv durchwegs die Köpfe der aktuellen Herrscher und es gab wenige Werte, die sich nur durch die Farbe unterschieden. Erst im 20. Jahrhundert änderte sich das. Man verwendete dann auch größere Formate, mehr Farben und begann allegorische Motive, Bauwerke und Ereignisse darzustellen. In der Rezession nach dem ersten Weltkrieg erfand man die Zuschlagmarken, die man durch attraktive Motive den Kunden schmackhaft machen wollte. Von da an nutzte man mehr und mehr die Möglichkeit, über die Briefmarke die eigenen Bürger, aber auch die in fremden Ländern, mit der Geschichte und den Schönheiten des eigenen Landes bekannt zu machen. Das erhöhte den Anreiz zum Sammeln, das wohl mit den gestempelten Marken begann. In dem Sammeln postfrischer Marken sahen die Postverwaltungen später eine neue Einnahmequelle, was der Vielfalt und Schönheit der Briefmarken zugute kam. Heute wird schier alles auf Briefmarken abgebildet.

Die Astronomie spielte lange auf der Briefmarke ein Schattendasein. Es begann damit, dass bei den abgebildeten Wissenschaftlern auch Astronomen in Erscheinung traten, dann kamen einige Sternwarten dazu. Erst 1957 mit dem Beginn der Raumfahrt ging es so richtig los. Es wurden bald nicht nur diese Unternehmungen, sondern auch andere astronomische Themen aufgegriffen. Es bietet sich daher an, die Briefmarken nicht chronologisch, sondern nach Themen geordnet zu gliedern. Eine Ausnahme bildet die Raumfahrt, die auch der Astronomie viele neue Möglichkeiten und Ergebnisse geliefert hat. Die Raumfahrt kann sehr wohl auch als eigenes Gebiet betrachtet werden, was insbesondere durch die große Zahl der Briefmarken zu diesem Thema gerechtfertigt wird. Um nicht ins Uferlose zu geraten, werden hier nur Beispiele berücksichtigt, die Unternehmungen zum Ziel hatten, die der Astronomie von Nutzen waren.

Dieser Artikel kann nur einen kleinen Überblick mit Beispielen von verschiedenen Themen geben. In einer kommenden Folge werden dann weitere Bereiche behandelt.

In Briefmarkenserien über berühmte Persönlichkeiten wurden auch Physiker und Astronomen aufgenommen. Anlass dazu waren runde Jahrestage der Geburt, des Todes oder einer bahnbrechenden Veröffentlichung. Hier habe ich drei Beispiele. Zunächst Jan Hevelius, zu dessen 300sten Todestag Polen einen Satz herausgab. Auf der dargestellten Briefmarke wird das von ihm benannte Sternbild Schild mit dargestellt, das er zu Ehren des polnischen Königs Jan III. Sobieski, der Wien von den Türken befreite, "Schild des Sobieski" nannte. Davon blieb aber nur der Name Schild erhalten. Daneben Kopernikus, dessen 400ster Geburtstag in verschiedenen Ländern, darunter die USA, gewürdigt wurde. Sein Verdienst, die Sonne in den Mittelpunkt des Sonnensystems zu stellen, wird auf dieser Briefmarke symbolisch dargestellt. Schließlich Isaac Newton, der Entdecker des Gravitationsgesetzes, dem die Bundesrepublik zu seinem 350sten Geburtstag eine Sondermarke widmete. Auf ihr wird auf seine Erklärung des Spektrums des Lichts hingewiesen, eine seiner weniger bekannten Leistungen.

Sternwarten und Fernrohre, welche kostspielig sind und ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienen, bieten den Anlass, herausragende Beispiele eines Landes bei der Schaffung dieser Einrichtungen zu würdigen.

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Fernrohre und Sternwarten aus der Sammlung des Autors
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Das relativ kleine Land Belgien hat das Königliche Observatorium in Brüssel abgebildet. Anlass war 1966 der zehnte Jahrestag der Entdeckung des Kometen Arend-Roland, der neben der Fernrohranlage mit abgebildet ist. Der Komet wurde dort am 8.11.1956 auf Photoplatten von den beiden belgischen Astronomen entdeckt, nach denen er benannt ist.

Zum zehnten Jubiläum des Observatoriums Selentschukskaja im Kaukasus 1985 brachte die Sowjetunion eine Sondermarke heraus. Das Hauptinstrument dieses Observatoriums, das Sechs-Meter-Spiegelteleskop BTA-6, (6,2m großes Azimutalteleskop), war zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1975 und bis zu Beginn der 90er Jahre das größte Fernrohr der Welt. Allerdings gab es mit dem 42 Tonnen schweren Spiegel aus Borsilikatglas einige Probleme, und so musste dieser 1978 wegen eines Risses ausgetauscht werden. Das Sechs-Meter-Teleskop des Selentschuk-Observatoriums war das erste Großfernrohr, das nicht parallaktisch (äquatorial), sondern azimutal montiert wurde. Dies brachte eine wesentliche Einsparung an Gewicht, aber die Notwendigkeit einer automatischen Bildfeld-Drehung bei Himmelsaufnahmen. Für die Nachführung (Kompensation der Erdrotation) erhielt das Instrument von Beginn an eine Computersteuerung, ebenfalls eine Neuerung.

Das Radioteleskop auf dem Effelsberg in der Eifel wurde 1972 fertig gestellt und war mit einem Durchmesser von 100 Metern bis zum Jahr 2000 das größte bewegliche Radioteleskop der Welt. Es ist wegen kontinuierlicher Verbesserungen immer noch eines der weltweit modernsten Radioteleskope. Deutschland gab ihm einen Spitzenplatz in der Technik-Dauerserie von 1975/76.

Nun noch ein Beispiel aus der Raumfahrt, wobei bemerkenswert ist, dass die damaligen Ostblockländer nach anfänglichem Zögern auch die Erfolge der amerikanischen Raumfahrt darstellten, im Gegensatz zu Amerika und den westlichen Ländern, während sich die Dritte Welt auch nach beiden Seiten offen zeigte.

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Monderkundung durch Apollo 15 aus der Sammlung des Autors
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Nach dem Start des Sputnik 1957 nahmen Briefmarken mit Raumfahrtthemen einen immer größeren Raum ein. Der Block von Ungarn, der dem Unternehmen Apollo 15 gewidmet ist, zeigt neben dem Mondfahrzeug, das zum Einsammeln von Mondmaterial diente, auch die von diesem auf dem Mond zurückgelegten Strecken. Die Mondexpedition von Apollo 15 war von wissenschaftlichem Charakter. Das Unternehmen dauerte vom 26 Juli bis zum 7. August 1971 und führte erstmals ein Mondauto mit, das den Erkundungsradius der Astronauten deutlich erweiterte. Die Mannschaft hielt sich fast zwei Tage auf dem Mond auf. Sie stellten dort Messgeräte auf und entnahmen an verschiedenen Stellen Bodenproben. Durch den Vergleich mit auf der Erde gefundenen Meteoriten konnte insbesondere deren Herkunft vom Mond endgültig bestätigt werden.

In einer weiteren Folge werde ich auf die Darstellung einiger bemerkenswerter astronomischer Ereignisse auf Briefmarken eingehen.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2010-09-01