- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Oktober 2010: "Astronomie auf Briefmarken Teil II"

Briefmarken sind kleine Kunstwerke, welche die ganze Welt abbilden, und die Postverwaltungen haben sich - zwar spät - auch astronomischen Themen gewidmet. Im ersten Teil wurden einige Beispiele für Astronomen, Fernrohre, Sternwarten und ein Beispiel aus der Raumfahrt vorgestellt.

In diesem Teil soll auf einige bemerkenswerte astronomische Ereignisse eingegangen werden, die auch auf Briefmarken ihren Niederschlag gefunden haben.

In den Jahren 1964/65 wurde in einem internationalen Projekt der Einfluss der Sonnenaktivität auf die Erde untersucht. Während des Sonnenfleckenminimums vom 1. Januar 1964 bis zum 31. Dezember 1965 beteiligten sich daran 71 Nationen mit verschiedensten Untersuchungen. Etliche Staaten gaben aus diesem Anlass Sonderbriefmarken heraus.

Die DDR gab drei Blocks heraus, von denen hier einer wiedergegeben ist. Auf diesem sind die durch die Messungen von Raketen und Satelliten entdeckten Strahlungsgürtel und zwei Raketenbahnen symbolisch dargestellt. Polen gab dazu eine Briefmarkenserie mit drei Motiven heraus. Das erste zeigt die Erde und eine Satellitenbahn, das Emblem des Internationalen Jahres der ruhigen Sonne vor einer stilisierten Sonne. Das zweite zeigt eine radioastronomische Antenne vor einem Sonnenobservatorium und der Sonne und das dritte schließlich das Sonnensystem.

Eine seltene Planetenkonstellation 1982 mit mehreren nahen Vorbeigängen von verschiedenen Planeten am Nachthimmel versetzte viele sterngläubige Menschen in Aufregung bis hin zu Weltuntergangserwartungen. Bei dieser Gelegenheit sollten die Planeten "in einer Reihe" stehen und sich dadurch besonders stark beeinflussen. Dazu muss man wissen, dass der Begriff "in einer Reihe" bereits verwendet wird, wenn der Winkel kleiner als 80° beträgt und dass die Gravitation mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, so dass für die Erde nur der Mond, wegen seiner Nähe, und die Sonne, wegen ihrer Masse, für die Erde von Bedeutung sind. Trotzdem war es auch astronomisch ein interessantes Ereignis, da man mehrfach verschiedene Planeten gleichzeitig beobachten konnte.

1981 Planeten in einer Reihe
Sonne und Planeten des Sonnensystems
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Rumänien gab 1981 zu diesem Anlass einen schönen Briefmarkensatz heraus, in dem die Sonne und die Planeten des Sonnensystems vorgestellt wurden. Die Reihenfolge geht von der Sonne nach außen, wobei kleinere Planeten auf einer Briefmarke zusammengefasst sind und auch noch Pluto erscheint, der ja inzwischen zum Zwergplaneten herabgestuft wurde. Ein Block mit einem Blick von der Mondoberfläche auf die Erde rundet den Satz ab. Sogar China gab eine Briefmarke zu diesem Thema heraus (beide nicht dargestellt).

Der Halleysche Komet umrundet das Sonnensystem in rund 76 Jahren und sein Erscheinen 1910 kann durchaus als spektakulär bezeichnet werden. Seine Wiederkehr 1986 wurde schon 1985 weltweit durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt gemacht und daher allgemein mit Spannung erwartet. Die Erscheinung entwickelte sich dann leider nicht so großartig wie erhofft, doch man nutzte die Gelegenheit, ihn mit verschiedenen Sonden näher zu untersuchen. Die spektakulärsten Aufnahmen und Ergebnisse lieferte wohl die ESA-Sonde Giotto.

1986 Wiederkehr des Kometen Halley
Halley vor seiner Karte der Kometenbahn, zeitgenössisches Newtonfernrohr, symbolische Bahn des Kometen über Mauritius, Kometensonde Giotto
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Von den zahlreichen Briefmarken, Blocks und Sätzen, die aus diesem Anlass erschienen sind, habe ich den Briefmarkensatz von Mauritius ausgewählt. Auf der ersten Marke ist ein Portrait von Halley und dahinter ein Ausschnitt des Blattes, auf dem er die Bahn des Kometen eingezeichnet hatte. Hierzu sei vermerkt, dass dieser der einzige Komet ist, der nicht nach seinem Entdecker benannt ist. Das Verdienst Halleys bestand darin, zu erkennen und zu beweisen, dass es sich bei verschiedenen historischen Kometenerscheinungen um ein und denselben Kometen handle und daraus seine Periode zu berechnen und seine Wiederkehr vorherzusagen, die er selbst nicht mehr erlebte. Die zweite Marke stellt ein Newtonsches Spiegelfernrohr dar, wie es damals verwendet wurde. Die dritte Marke ist eine phantasievolle Darstellung des Kometen über der Insel Mauritius im Indischen Ozean. Und die vierte Marke schließlich zeigt die europäische Kometensonde Giotto. Deren Name kommt nicht von ungefähr, denn der italienische Maler Giotto di Bondone beobachtete 1301 den Kometen Halley und stellte ihn auf einem Fresko als Stern von Bethlehem dar. Die Sonde lieferte u. a. sensationelle Bilder vom Kern des Kometen.

Es wurden schon verschiedentlich Sonnenfinsternisse auf Briefmarken abgebildet, aber die totale Sonnenfinsternis von 1999, deren Verlauf quer durch Europa zu beobachten war, wurde in vielen Ländern auf Briefmarken verewigt. Fast alle europäischen Postverwaltungen nutzten diese Gelegenheit.

1999 Sonnenfinsternis in Europa
Verlauf der Totalitätszone über Ungarn
Frankreich: Sonnenkorona und verschiedene Phasen der Finsternis
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Ungarn, durch das die Zentrallinie Sonnenfinsternis ging, gab eine Block heraus, auf dem mit Silber die Bahn des Schattens auf der Landkarte Ungarns eingezeichnet ist. Der Nominalwert des Blocks mit 1999 Forint stellt gleichzeitig die Jahreszahl dar und entsprach damals ungefähr 16 DM - ein Betrag, der deutlich auf Sammler abzielte. Manche Staaten brachten Briefmarkenserien, auf denen die verschiedenen Phasen der Sonnenfinsternis wiedergegeben sind. Frankreich hat alles auf einer Briefmarke untergebracht. Im Zentrum ist groß die verdunkelte Sonne mit der Korona abgebildet, während in den vier Ecken verschiedene partielle Phasen dargestellt sind.

Man fragt sich nun, welches denn die ersten Briefmarken astronomischen Inhalts waren und wo sie herausgegeben wurden. Auf diese Frage werde ich in einem späteren Beitrag eingehen.

Gerardo Inhester

Zum Sternenhimmel Oktober 2010

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