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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Oktober 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Oktober um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den prächtigsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Jupiter, M31 und M33 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Statistisch gesehen bietet der Herbst im Vergleich zum Rest des Jahres überproportional viele klare Nächte. Zusätzlich profitiert vor allem das Alpenvorland recht häufig von Fönlagen, die mit einer exzellenten Transparenz der Atmosphäre einhergehen. Freilich hat man zu dieser Jahreszeit auch oft mit Nebel zu kämpfen, aber der engagierte Sternfreund weiß sich da zu helfen - weicht er doch dann auf Hügel oder Berge aus und geniest von oben den Blick auf die Nebelbänke.

In der letzten Nacht des Monats werden die Uhren wieder auf Normalzeit zurückgestellt. Damit gilt unsere Sternkarte im Oktober das letzte Mal für 23 Uhr MESZ. Generell zeigt sie immer den Anblick des Himmels um die Monatsmitte. Wenn Sie am Anfang des Monats beobachten, so gilt die Karte eine Stunde später, d.h. für Mitternacht - am Monatsende entsprechend eine Stunde früher, also für 22 Uhr.

Wie verwendet man nun diese Karte? Zunächst muss man sich über die Art der Darstellung klar werden. Die Karte zeigt den gesamten sichtbaren Himmel für den angegebenen Zeitpunkt. Die Mitte stellt dabei den Zenit senkrecht über uns dar. Der Rand der Karte entspricht dem Horizont, und zwar für jede Himmelsrichtung. Lassen Sie sich jedoch vom kreisförmigen Horizont auf der Karte nicht verwirren, er entsteht nur durch die Art der Projektion des Himmelsgewölbes auf das ebene Blatt Papier.

Am Rand der Karte sind die vier Himmelsrichtungen eingezeichnet. Man muss die Karte bei der Beobachtung nun so halten, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachtet, unten befindet. Wenn Sie also in Richtung Osten blicken, drehen Sie die Karte so, dass sich die Ostmarkierung unten befindet. Gerade eben aufgegangen können Sie dann über dem Horizont den Stier erkennen, ein Sternbild, das uns den Winter hindurch begleiten wird. Man kann es natürlich auch umgekehrt machen! Wenn Sie eines der Sternbilder irgendwo am Horizont identifizieren und die Karte dann entsprechend drehen, so lassen sich daraus die Himmelsrichtungen ableiten.

Von den fünf hellen mit freiem Auge sichtbaren Planeten zeigt sich uns im Oktober lediglich einer, und zwar der Gasriese Jupiter. Mit -2,9mag leuchtet er momentan in seiner maximalen Helligkeit und ist zwischen den Sternbildern Wassermann und Fische nicht zu übersehen. Das Bewegungsspiel seiner vier hellsten Monde, welche Galilei im Jahre 1610 entdeckt hat, fasziniert immer wieder, denn leichte Positionsveränderungen kann man schon im Stundenrhythmus wahrnehmen. Auch die Wolkenstrukturen in seiner Atmosphäre sieht man schon in kleinen Teleskopen, allen voran das nördliche und das südliche Äquatorialband.

In diesem Monat weist uns Jupiter den Weg zu Uranus, denn der Winkelabstand beider Planeten beträgt derzeit nur wenige Grad. Mit seinen 5,8 Magnituden ist Uranus in unserer lichtverschmutzten Heimat mit dem freien Auge nicht mehr erkennbar. Deshalb nimmt man am besten ein Fernglas zu Hilfe. Wenn man damit Jupiter anpeilt, findet man im Bildfeld gleichzeitig den in leicht grünlicher Färbung leuchtenden Uranus. In den ersten beiden Oktoberwochen befindet er sich nur etwa 1,5 Grad nördlich von Jupiter; gegen Ende des Monats wandert er immer weiter nach Osten, so dass der gegenseitige Abstand auf drei Grad anwächst.

Bei der Beobachtung fällt sofort der große Helligkeitsunterschied zwischen den beiden Planeten auf, der aus obigen Angaben zu 5,8-(-2,9) = 8,7mag errechnet werden kann. Da es sich bei der Angabe in Magnituden um ein logarithmisches Maß handelt, ist der lineare Helligkeitsunterschied weitaus beeindruckender als die Angabe zunächst vermuten lässt. Diese 8,7mag bedeuten nämlich, dass wir von Jupiter 3000mal mehr Licht empfangen als von Uranus. Dabei gibt es hauptsächlich nur zwei Gründe für diesen Unterschied, nämlich die Planetengröße (Jupiters Radius ist 3mal so groß) und die Entfernung von der Sonne (Uranus ist 3,7mal weiter weg als Jupiter). Und genau diese zwei Unterschiede führen im Wesentlichen zu dem enormen Helligkeitsunterschied - kaum zu glauben!

Ein kleiner Schwenk von Jupiter in Richtung Zenit führt zu Pegasus, dem Herbstviereck. Dessen nordöstlicher Eckstern gehört bereits zum Sternbild Andromeda, das sich in östlicher Richtung anschließt. In der Sternkarte ist auch die Andromedagalaxie M31 eingezeichnet, die Sie vielleicht schon kennen. Sie ist die hellste und einzige mit bloßem Auge am Nordhimmel sichtbare extraterrestrische Welteninsel. Wenn man die Position von M31 in Gedanken an der Andromeda-Sternenkette spiegelt, trifft man auf eine weitere Galaxie, den sogenannten Dreiecksnebel M33, der sich nahe der spitzen Ecke des gleichnamigen Sternbilds Dreieck befindet. Verglichen mit M31 hat sie jedoch eine sehr geringe Flächenhelligkeit, so dass die Sichtung neben einem Fernglas optimale Bedingungen (dunkler Himmel, kein Fremdlicht, transparente Atmosphäre) und auch Beobachtungserfahrung voraussetzt.

Einfacher zu entdecken wird dagegen der kurzperiodische Komet 103P/Hartley sein, der sich nach 6,3 Jahren Sonnenumrundung wieder zeigt und zurzeit äußerst günstig am Himmel steht. Er ist den ganzen Monat zu sehen und erreicht voraussichtlich gegen Ende Oktober die maximal vorhergesagten 4 bis 6mag an Helligkeit, weil er dann der Erde bis auf 0,12 AE (= 12% der Entfernung Erde-Sonne) nahe kommt und außerdem kurz vor seinem Perihel (Sonnennähe) steht. Eine Sichtung mit dem Fernglas sollte also kein Problem darstellen, eventuell reicht sogar das unbewaffnete Auge. Da er der Erde sehr nahe kommt, bewegt er sich mit hoher Winkelgeschwindigkeit durch die Milchstraße im Bereich Kassiopeia, Perseus und Fuhrmann. Deshalb entnimmt man die aktuelle Position am besten unserer Aufsuchkarte für Oktober und November im Internet [Die direkten Links: GIF-Bild, PDF-Datei, PS-Datei (Tagesposition jeweils um 0 Uhr UTC, also im Oktober um 2 Uhr MESZ bzw. im November um 1 Uhr MEZ) erstellt mit XEphem von Otto Pilzer] oder tagesaktuell z.B. aus "www.kometarium.com". Nutzen Sie die Chance, denn Komet, Erde und Sonne stehen momentan so günstig zueinander, wie es erst wieder in einigen Jahrzehnten eintreten wird. Viel Erfolg!

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2010-10-01