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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema November 2010: "Astronomie auf Briefmarken Teil III"

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Brasilien 1887 Kreuz des Südens
Mittellitauen 1921 Observatorium der Universität Wilna
Niederlande 1928 Christian Huygens
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Obwohl astronomische Themen und logischer Weise die Raumfahrt erst spät Eingang in die Briefmarkenwelt gefunden haben, so gibt es doch vereinzelte Ausnahmen. Wir hatten im letzten Monat einige Beispiele für astronomische Ereignisse gesehen, die auf Briefmarken ihren Niederschlag fanden. Die Frage, die man sich da gleich stellt ist: Welche sind denn die ersten Briefmarken astronomischen Inhalts und in welchen Ländern sind sie erschienen? Die Suche danach ist naturgemäß schwierig, denn es gibt so viele Länder und viele mit Sprachen und Schriften, die nicht jedermann verständlich sind. Wie will man z.B. darauf kommen, ob auf einer chinesischen Marke ein früher Astronom abgebildet ist, wenn nicht irgendwelche andere Zeichen einen Hinweis geben? Daher erhebt meine Aufstellung nicht den Anspruch endgültig zu sein. Für Hinweise bin ich daher jederzeit dankbar.

Brasilien 1887 Kreuz des Südens

Die ältesten Briefmarken mit astronomischem Inhalt habe ich bei Sätzen aus Brasilien gefunden. Auf ihnen wird das Kreuz des Südens symbolisch abgebildet und die erste davon erschien am 3.1.1887 noch zur Zeit des dortigen Kaiserreichs. Das Motiv wurde in ähnlicher Weise ab 1890 zur Zeit der Republik mit den entsprechenden Änderungen vielfach wiederholt und später auch mit schmückendem Beiwerk versehen wie Tempel, Kind oder Christusfigur. Hier ist diese erste Briefmarke dargestellt, die wegen den zu Zersetzung neigenden Farben blass und abgenutzt erscheint.

Mittellitauen (polnisch: Litwa Srodkowa) 1921 Poczobut-Observatorium der Universität Wilna

Mittellitauen war ein kurzlebiger, kleiner Staat um die Hauptstadt Wilna (Vilnius), der sich 1920 abspaltete und bereits 1922 wieder annektiert wurde. Die Universität in Wilna wurde bereits 1579 gegründet und konnte 1759 durch eine Stiftung eine Sternwarte bauen. Diese wurde auf den dritten Stock des Hauptgebäudes der Universität gesetzt und umfasste zwei Säle, die von drei Stockwerke hohen reich verzierten Türmen flankiert waren - dies ist auf der Briefmarke abgebildet. Benannt wurde das Observatorium nach Marcin Poczobut, der es 44 Jahre lang bis 1809 leitete und dessen Positionsmessungen es Lalande ermöglichten die Merkurbahn zu berechnen. Diese Briefmarke ist die erste europäische Briefmarke mit astronomischem Inhalt.

Niederlande 1928 Christian Huygens

Von allen Astronomen wurde als erster Christian Huygens auf einer Briefmarke der Niederlande von 1928 verewigt. Sie gehört zu einer Wohltätigkeitsserie von vier berühmten niederländischen Wissenschaftlern. Huygens entdeckte mit seinem selbstgebauten Teleskop 1655 erstmals den Saturnmond Titan. Damit war der Saturn der zweite Planet nach dem Jupiter (von der Erde abgesehen), bei dem Monde nachgewiesen werden konnten. (Galilei hatte schon 1610 die vier größten Jupitermonde entdeckt.) Titan ist zweifellos der bekannteste Saturnmond.

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Mexiko 1942 Einweihung des Observatoriums Tonanzintla: Pferdekopfnebel, Sonnenfinsternis, Whirlpool-Galaxie M 51, Sombrero-Galaxie M 104, Ringnebel in der Leier M 57 und Hertzsprung-Russell-Diagramm
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Mexiko 1942 Einweihung des Observatoriums Tonanzintla

Einen richtigen Ausflug in die Tiefen des Weltraums erlaubte sich Mexiko 1942, wo anlässlich der Einweihung des Observatoriums von Tonanzintla im Bundesstaat Puebla ein Satz von sechs Briefmarken herausgegeben wurde, der Aufnahmen von Himmelsobjekten zeigt, die man für die damalige Zeit als sensationell bezeichnen kann. Dargestellt waren der Pferdekopfnebel im Orion, eine totale Sonnenfinsternis, der Spiralnebel M 51 in den Jagdhunden, die Sombrero-Galaxie M 104, der Ringnebel in der Leier M 57 und schließlich noch das Hertzsprung-Russell-Diagramm, in dem der Zusammenhang zwischen der absoluten Helligkeit der Sterne und ihrer Oberflächentemperatur dargestellt wird.

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Slowakei 1939 Milan Stefanik
USA 1948 Mount Palomar Observatorium
UdSSR 1957 Fall des Meteoriten Sikhote Alin
Quelle: aus der Sammlung des Autors
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Slowakei 1939 Milan Stefanik

Eine sehr interessante Briefmarke ist die der Slowakei von 1939. Sie stellt Milan Stefanik dar. Dieser vielseitige Slowake war Politiker, Astronom, Diplomat, Abenteurer und Offizier, französischer Militärpilot und später General. 1912-1918 war er französischer Staatsbürger und ab 1918 Kriegsminister der Tschechoslowakei. Er ging 1906 an das bedeutende Pariser Observatorium und nahm an Forschungsreisen für astronomische Beobachtungen, die vor allem Sonnenfinsternisse betrafen, nach Brasilien, Neuseeland, Tonga, Tahiti und den Galápagos-Inseln teil. Ab 1909 war er Mitglied der Royal Astronomical Society und wurde 1914 für seine wissenschaftliche Tätigkeit zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Er starb 1919 39jährig beim Absturz seines Flugzeugs. Auf der Briefmarke wird er in seiner Uniform als General dargestellt, außerdem der Halleysche Komet, den er auf Tahiti beobachtete und sein Grabmal auf dem Berg Bradlo. Die Slowakei gab aus Anlass seines zwanzigsten Todestags 1939 einen ganzen Briefmarkensatz heraus, von dem die dargestellte Marke der Spitzenwert ist. Auch dieses sind die ersten Briefmarken astronomischen Inhalts der Slowakei.

USA 1948 Mount Palomar Observatorium

Die erste Briefmarke astronomischen Inhalts der USA erschien erst im Jahr 1948 und stellt das Mount Palomar Observatorium dar. Sie wurde anlässlich der Einweihung des Hale-Teleskops herausgegeben, das mit einem Durchmesser von 5,08 Metern bis 1975 das größte Teleskop der Welt war. Mit diesem Teleskop gelangen Edwin Hubble eine große Anzahl von Entdeckungen, darunter die ersten Hinweise auf die Expansion des Universums.

UdSSR 1957 Sikhote Alin

Am Morgen des 12. Februar 1947 trat ein ca. 100 Tonnen schwerer Eisenmeteorit mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 50.000 km/h in die Erdatmosphäre ein. Der Meteorit raste als Bolide über das sibirische Sichote-Alin-Gebirge (Ostsibirien, 500 Kilometer nördlich von Wladiwostok) hinweg, wobei er eine Rauchspur von mehr als 30 Kilometern Länge hinter sich her zog. Der Meteoritenfall wurde von zahlreichen Menschen beobachtet, darunter den Maler Pjotr I. Medwedew, der gerade ein Bild malte, in welches er die Rauchwolke integrierte. Zum zehnten Jahrestag gab die UdSSR eine Briefmarke auf Grundlage dieses Bildes heraus.

Inzwischen haben sich die Themen astronomischer Briefmarken auf alle Bereiche, bis hin zu Zukunftsvisionen ausgeweitet. Zahlenmäßig liegen allerdings die Marken zu Raumfahrtthemen absolut vorne.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2010-11-01