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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2011

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Die Andromedagalaxie M31 als hellste Galaxie am nördlichen Himmel bzw. der Orionnebel M42 im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge als "diffuse Flecken" sichtbar. Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Im Dezember wird der Mond recht häufig zum Objekt oder hilfreichen Begleiter, aber auch zum "Störer" unserer Himmelsbeobachtungen. In den ersten Tagen erscheint er uns als Halbmond und bewegt sich, noch recht tief stehend, durch den Wassermann. Seine Deklination (entspricht sinngemäß der geografischen Breite auf der Erde) nimmt laufend zu und wird am 10. Dezember maximal. Er steht dann so nördlich und damit hoch am Himmel wie sonst nie im Laufe seiner vierwöchigen Bahn um die Erde. Verbunden mit dieser nördlichen Stellung ist auch ein langes Verweilen über dem Horizont oder anders gesagt: Der Mond geht vergleichsweise früh auf und spät unter.

Dies ist am 10. Dezember auch dringend geboten, findet doch im Laufe des späten Nachmittags eine totale Mondfinsternis statt (Mitte der Finsternis um 15:31 Uhr), von der wir zumindest noch den Ausklang mitbekommen wollen. Erst wenn die totale Verfinsterung schon vorbei ist, erhebt sich der Mond über unseren Horizont und wir können vielleicht noch bei guter Sicht den teilverfinsterten Trabanten beobachten. Obwohl Vollmond herrscht, wird er also als Sichel aufgehen. Im Süden entspringt er fast zeitgleich mit der untergehenden Sonne um etwa 16:15 Uhr dem Horizont. In Norddeutschland hat man wesentlich bessere Bedingungen, vollzieht sich sein Aufgang dort doch bereits deutlich früher. Um 17:18 Uhr tritt der Mond aus dem Kernschatten der Erde aus - die dann verbleibende Halbschattenverfinsterung zeichnet sich nur noch undeutlich ab und endet mit dem Austritt aus dem Halbschatten um 18:30 Uhr.

Wenngleich wir diesmal auf die Hauptphase der Verfinsterung verzichten müssen, können sich durch die horizontnahe Erscheinung trotzdem interessante Fotomotive ergeben, wenn man z.B. gezielt den von der hellen Abenddämmerung noch beleuchteten Vordergrund mit einbezieht.

Auch unser innerer Nachbarplanet Venus zeigt sich momentan nur während der Abenddämmerung für einen kurzen Moment. Sie befindet sich ganz tief im Südwesten, ist aber aufgrund ihrer hellen Erscheinung von -4mag bei schönem Wetter trotzdem gut auszumachen.

Der Gasriese Jupiter stiehlt nach wie vor allen anderen Planeten die Schau, obwohl seine Opposition schon über einen Monat zurück liegt. Da er nun zur Monatsmitte bereits um 20:30 Uhr kulminiert (größte Höhe im Süden), kann er schon in den frühen Abendstunden, wenn es noch nicht so kalt ist, bequem beobachtet werden. Dazu brauchen Sie nicht unbedingt ein Teleskop, denn auch ein optisch gutes Fernglas vermag z.B. seine vier hellen Monde vom alles überstrahlenden Planetenkörper zu trennen. Am Abend des 6. Dezember gesellt sich auch noch unser Erdmond hinzu, wenn er in gut vier Grad Abstand langsam nördlich vorbeizieht.

In der zweiten Nachthälfte kommt Mars hinzu. Zur Monatsmitte um 21 Uhr, dem Zeitpunkt, für den die abgebildete Sternkarte gilt, ist er noch nicht aufgegangen. Ganz nah am NO-Horizont tauchen lediglich die ersten Sterne des bekannten Tierkreissternbildes Löwe auf, in dessen südlichem Bereich er sich momentan befindet. Seine Helligkeit beträgt etwa 0.5mag.

Saturn steht momentan in der Jungfrau, also im Sternbild östlich des Löwen. Da die Jungfrau erst nach dem Löwen aufgeht, erhebt sich auch Saturn deutlich später über "unseren" Horizont - am 15. beispielsweise um 3 Uhr morgens. Mit 0.7mag ist er jedoch fast genauso hell wie der rötliche Mars. Am Morgen des 20. Dezember erhält er Besuch von der schmalen abnehmenden Mondsichel, so dass es zu einer recht engen Begegnung zwischen Mond, Saturn und Spica, dem Hauptstern in der Jungfrau, kommt. In einem schwach vergrößernden Feldstecher mit großem Sichtfeld könnten alle drei Gestirne gleichzeitig im Bildfeld sein.

Auch der sonnennächste Planet Merkur zeigt sich im Dezember für kurze Zeit. In der ersten Monatshälfte zieht er auf seiner sonnennahen Bahn an der Erde vorbei und wird ab Mitte des Monats am Morgenhimmel ganz tief im Südosten zwischen Schlangenträger und Skorpion sichtbar. Bis zum 23. wächst sein Winkelabstand zur Sonne, wodurch sich die Beobachtungsmöglichkeiten laufend verbessern. Am 23. könnten wir ab etwa 6:45 Uhr bei extrem klarer Horizontsicht zusätzlich die sehr schmale Mondsichel, die sich noch ein paar Grad näher am Horizont befindet, erspähen. Selbst wenn das Wetter mitspielt, bleibt dies jedoch ein schwieriges Unterfangen (36 Stunden vor Neumond!). Schon drei Tage später endet die Sichtbarkeitsperiode Merkurs recht abrupt.

Die Hauptattraktion für Sternschnuppenjäger im Dezember, die Geminiden, wird dieses Jahr leider ein Opfer des hellen Mondlichts. Nur die hellsten Exemplare der sich mit relativ langsamer Geschwindigkeit (35 km/Stunde) bewegenden Meteore wird man, wenn das Ursprungssternbild Zwillinge aufgegangen ist, erhaschen können. Trotzdem kann man am Maximumstag, den 14. Dezember, mit vielleicht 20 sichtbaren Sternschnuppen pro Stunde rechnen. Auch schon bis zu einer Woche davor und einige Tage danach ist der Strom aktiv.

Der astronomische Winteranfang am 22. Dezember weist zunächst auf die unmittelbar vor uns liegenden kalten Monate hin, kündigt andererseits mit der an diesem Tag einhergehenden Wintersonnenwende aber auch bereits den darauf folgenden Frühling an. Die Zeitungsgruppe der AAL hofft, dass Sie im zu Ende gehenden Jahr auch schöne astronomische Momente erleben durften und wünscht schon jetzt erholsame und gesegnete Weihnachten.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2011-12-01