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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2012

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 ist als hellste Galaxie am nördlichen Himmel ein schönes Feldstecher-Objekt, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Bzgl. Jupiter und M42 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Zu Beginn des neuen Jahres bietet es sich an, eine Vorschau darüber anzustellen, was sich in den nächsten Monaten am Himmel ereignen wird. Aber hier ist Geduld angesagt, denn weder Mond- noch Sonnenfinsternisse können wir dieses Jahr in Deutschland beobachten. Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 20./21. Mai ist in Asien und Nordamerika sichtbar und die partielle Mondfinsternis am 4. Juni findet während der Tagstunden statt. Dafür können wir am 6. Juni wenigstens die Endphase des Venustransits verfolgen. Dies ist die letzte Gelegenheit vor 2117, denn Venusdurchgänge vor der Sonne sind ein ausgesprochen seltenes Ereignis. Es finden nur vier innerhalb von 243 Jahren statt, aber nicht in gleichmäßigen Zeitabständen, sondern immer zwei kurz hintereinander und dann ist wieder eine lange Pause. Wir hatten ja 2004 die Gelegenheit, den letzten Venustransit ganz zu beobachten. Außerdem bestehen noch gute Aussichten, dass der Komet Garradd in den ersten Monaten des Jahres zu einem sehenswerten Ereignis wird. Zwischen Januar und April wird seine größte Helligkeit erwartet und sie erreicht immerhin 6 mag - aber Kometen sind bekanntlich für Überraschungen gut.

Doch wenden wir uns nun den regulären Ereignissen zu. Die Wintermonate mit ihren langen Nächten und besonders dunklem Himmel sind ja eine gute Zeit zur Himmelsbeobachtung, wenn man sich gegen die Kälte gewappnet hat. Anfang des Monats beginnt die Dämmerung erst um 7 Uhr morgens und die Abenddämmerung endet schon gegen 18 Uhr. Diese Zeiten verschieben sich im Laufe des Monats nur um etwa eine halbe Stunde. Da kann man sich in den mondlosen Nächten gut den lichtschwächeren Objekten widmen. Das ist aber erst in der zweiten Monatshälfte der Fall, denn zu Beginn des Monats steht der Mond schon im ersten Viertel. Aber auch der Mond ist ein dankbares Objekt, wenn man ihn in der Sichelphase mit dem Feldstecher oder im Fernrohr beobachtet.

Betrachtet man die Sternkarte, so erkennt man sofort, dass die Wintersternbilder im Süden versammelt sind. Leicht findet man das Wintersechseck der hellsten Sterne (die Sterne sind in der Karte mit ihren Namen gekennzeichnet). Beginnen wir im Uhrzeigersinn mit Sirius im Großen Hund, dann Procyon im Kleinen Hund, Castor und Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier und schließlich Rigel im Orion.

Nachdem wir uns orientiert haben, beginnen wir mit unserer Beobachtung im Westen, da diese Sternbilder bald unter den Horizont sinken. Zu Beginn des Monats können wir hier noch das Sommerdreieck mit Atair im Adler, Deneb im Schwan und Vega in der Leier finden. Hier möchte ich daran erinnern, dass diese drei Sternbilder früher als Vogelsternbilder die stymphalischen Vögel darstellen sollten und die Leier als Geier bezeichnet wurde. Im Südwesten begleitet uns noch längere Zeit der -4 mag helle Planet Venus als Abendstern. Hoch im Südwesten erkennen wir das Sternbild Pegasus, dessen vier Hauptsterne das Herbstviereck bilden. Der höchste der vier Sterne, Sirrah, wird gleichzeitig auch dem Sternbild Andromeda zugeordnet. In diesem Sternbild finden wir über dem dritten Stern Mirach fast im Zenit die Andromeda-Galaxie, die einzige auch mit bloßem Auge sichtbare Spiralgalaxie.

Mitten im Süden steht noch im unauffälligen Sternbild Fische der -2.6 mag helle Planet Jupiter, dessen vier Galileische Monde schon mit dem Feldstecher zu sehen sind und bei regelmäßiger Beobachtung das wechselvolle Schauspiel ihrer Bewegungen zeigen. Da ihre Ebene genau auf die Erde zeigt, stehen sie immer in einer Linie und sind deshalb besonders leicht von in der Nähe liegenden Sternen zu unterscheiden. Am 8. Januar wechselt Jupiter dann in das Sternbild Widder.

Das markante Wintersternbild Orion begleitet uns die ganze Nacht. Am 7. Januar steht es um 23 Uhr im Süden, ist aber in der mondlosen zweiten Monatshälfte ein besonders dankbares Objekt. Dann kann man schon mit bloßem Auge unter den Gürtelsternen den 4.0 mag hellen Orionnebel (M42) finden. Er ist ein 1360 Lichtjahre (LJ) entfernter Emissionsnebel und eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in der Nachbarschaft der Sonne. Da er erst im 17. Jahrhundert in Aufzeichnungen auftaucht, vermutet man inzwischen, dass er früher nicht so hell und markant gewesen ist. Oberhalb des Orion liegt der Stier, zu dem die Plejaden (M 45 oder Siebengestirn) gehören. Es handelt sich hier um einen jungen offenen Sternhaufen (ca. 100 Mio. Jahre), dessen hellste Mitglieder mit dem bloßen Auge zu sehen sind. Manchmal kann man nur sechs Sterne erkennen, weil einer von ihnen, Pleione, veränderlich ist und zwischen 4.8 und 5.5 mag schwankt. Die über fünfhundert lichtschwächeren Mitglieder, die man einzeln nicht sehen kann, machen sich als diffuse Hintergrundaufhellung bemerkbar und ergeben eine Gesamthelligkeit von 1.6 mag. Zusammen mit den Hyaden, einem ausgedehnteren, aber unauffälligen offenen Sternhaufen, der rechts unterhalb von Aldebaran liegt, bilden die Plejaden das Goldene Tor der Ekliptik - so genannt, weil zwischen ihnen Sonne, Mond und die Planeten durchziehen.

Gehen wir auf der Ekliptik weiter nach Osten, so kommen wir über die Zwillinge zum Krebs, in dessen Zentrum der offene Sternhaufen Praesepe (Krippe) steht. Er ist ebenso wie die Hyaden ein Objekt für den schwach vergrößernden Feldstecher. Um Mitternacht ist dann auch schon der Löwe so weit im Osten aufgestiegen, dass er beobachtet werden kann. Dort befindet sich jetzt der 0.2 mag helle Planet Mars, der sich der Opposition nähert und dessen Helligkeit daher auf -0.5 mag zunimmt.

Nach Mitternacht taucht im Osten zunächst Saturn auf. Sein Aufgang verfrüht sich im Lauf des Monats von 2 Uhr morgens auf kurz nach Mitternacht und auch seine Helligkeit steigt von 0.7 auf 0.6 mag leicht an. In den ersten Januartagen können wir ab 6 Uhr am Südosthorizont noch einen kurzen Blick auf Merkur werfen. Er hat zwar eine Helligkeit von -0.4 mag, wegen der bereits einsetzenden Dämmerung werden wir aber nur mit einem Feldstecher zum Erfolg kommen.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2012-01-01