- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im April 2012Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Venus, Mars und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die Umstellung auf Sommerzeit haben wir hinter uns. Für Sterngucker hat sie den Nachteil, dass man abends eine Stunde länger warten muss, ehe die ersten Sterne in der Dämmerung auftauchen. In der Frühe beim Aufstehen zu Schule oder Arbeit trifft es uns dann umso härter. Der aktive Sternfreund würde sich die Zeitumstellung genau anders rum wünschen. Anfang April ist es ab 21:30 Uhr ausreichend dunkel, zum Monatsende müssen wir schon bis 22:30 Uhr ausharren, bevor wir unserem Hobby frönen können. Für neu hinzugekommene Leser möchte ich kurz erklären, wie die nebenstehende Karte verwendet wird, denn die "runde Darstellung" erschließt sich einem nicht automatisch. Die Sternkarte zeigt den Anblick des Himmels um die Monatsmitte gegen 23 Uhr MESZ (Sommerzeit). Wenn Sie zu Anfang des Monats beobachten, so gilt die Karte eine Stunde später, d.h. für 0 Uhr Mitternacht - zum Monatsende entsprechend eine Stunde früher, also für 22 Uhr. Wie verwendet man nun diese Karte? Zunächst muss man sich über die Art der Darstellung klar werden. Die Karte zeigt den gesamten sichtbaren Himmelsausschnitt für den angegebenen Ort und Zeitpunkt. Die Mitte stellt dabei den Zenit senkrecht über uns dar. Der Rand der Karte entspricht dem Horizont, und zwar für jede Himmelsrichtung. Der kreisförmige Horizont in der Darstellung sollte uns nicht verwirren, er entsteht nur durch die Projektion des Himmelsgewölbes auf das ebene Blatt Papier. Später bei der Beobachtung werden wir ihn uns "gerade denken". Am Rand der Karte sind die vier Himmelsrichtungen angegeben. Man sollte die Karte bei der Beobachtung nun so halten, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachtet, stets unten befindet. Wenn Sie also in Richtung Westen blicken, drehen Sie die Karte so, dass sich das westliche Kreissegment der Karte unten befindet. Im April sehen wir dort beispielsweise noch die Reste des Wintersternhimmels (Orion, Stier, Zwillinge) und wie sie gerade untergehen. Man kann es natürlich auch umgekehrt machen! Wenn Sie ein Sternbild irgendwo am Horizont identifizieren können und die Karte dann entsprechend drehen, so lassen sich daraus die Himmelsrichtungen ableiten und Sie können sich in der Nacht orientieren. Grob orientieren kann sich der erfahrene Sternfreund auch ohne Sternkarte. Wenn er zum Beispiel, so wie jetzt, in den Abendstunden die Sternbilder Löwe und Jungfrau recht hoch am Himmel identifiziert, weiß er zum einen, dass es Frühjahr sein muss. Zum andern zeigt der große Horizontabstand auch die grobe Südrichtung an, denn alle Gestirne nehmen ihre größte Höhe exakt im Süden ein. Im Norden kann man diese zwei Frühlingssternbilder nie sehen und im Osten und Westen haben sie einen geringeren Horizontabstand, da sie dort auf- und untergehen. Ganz hoch im Zenit kulminiert gerade das bekannteste Sternbild am Nordhimmel, der Große Wagen. Seine Deichsel zeigt auf den Bärenhüter, ein weiteres klassisches Frühlingssternbild, dessen hellster Stern Arcturus zusammen mit Spica in der Jungfrau und Regulus im Löwen das Frühlingsdreieck bildet. Regulus kann momentan leicht mit dem Planeten Mars verwechselt werden, da sich dieser nur wenige Grad östlich aufhält und mit -0,4mag deutlich heller in Erscheinung tritt. Das rötliche und gleichmäßigere Licht des Mars (kein Flackern) hilft jedoch bei letzten Unsicherheiten. In der Nacht vom 3. auf den 4. April gesellt sich der fast volle Mond hinzu. Auch die Jungfrau hat momentan Besuch, und zwar vom Ringplaneten Saturn. Exakt zur Monatsmitte erreicht er seine Oppositionsstellung. Der Abstand zur Erde wird dann minimal, sein scheinbarer Durchmesser maximal (Planet 19 Winkelsekunden, Ring 43 Winkelsekunden). Außerdem verweilt er während der gesamten Nacht über dem Horizont - es herrschen also optimale Beobachtungsbedingungen. Mittlerweile ist sein Ring mit 14 Grad wieder weit geöffnet, so dass auch die Cassini-Teilung deutlich hervortritt. Hierbei handelt es sich um die größte Lücke im Ring, aber wie man von hochauflösenden Beobachtungen mit Teleskopen und Satelliten weiß, existieren viele Lücken bzw. Einzelringe. Generell handelt es sich beim Ring nicht um einen massiven festen Körper, sondern um eine Ansammlung unzähliger zumeist kleiner Teilchen und Brocken, die alle voneinander getrennt sind, aber von gravitativen Kräften zu diesem erstaunlich filigranen Gebilde in der Äquatorebene des Saturn zusammen gehalten werden. Die Cassini-Teilung kann man bei ruhiger Luft schon in einem kleineren Teleskop erkennen und auch die hellsten Monde (z.B. Titan, Rhea, Dione) werden sichtbar, wenngleich deren Helligkeit weit hinter den Jupitermonden zurück bleibt. Apropos Jupiter: Wer in den vergangenen Monaten noch nicht genug von ihm gesehen hat, dem bietet sich in den ersten beiden Aprilwochen eine letzte Gelegenheit. Noch während der Abenddämmerung ab ca. 21:30 Uhr kann der -2,1mag helle Gasriese ganz tief im Westen aufgefunden werden. Auch Venus gehört im April zu den optimal sichtbaren Planeten. Als Abendstern erreicht sie gegen Ende des Monats ihren größten Glanz und dominiert mit -4,5mag den Westhimmel. Auf Ihrer Bahn um die Sonne kommt sie der Erde momentan immer näher. Deshalb nimmt ihr Winkeldurchmesser laufend zu und auch die Phasengestalt wird ausgeprägter. Ein besonderes Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte, ereignet sich gleich zu Beginn des Monats. Vom 2. bis 4. April wandert sie durch den offenen Sternhaufen der Plejaden. Das eindrucksvollste Beobachtungserlebnis vermittelt in diesem Fall ein kleiner Feldstecher. Viel Spaß dabei. Bernhard Kindermann
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