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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2012

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Venus, Mars, Saturn und M13 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Endlich Mai, denkt so mancher nach dem langen, heuer sehr kalten Winter. Die zu erwartenden lauen Nächte haben allerdings auch ihren Preis, sie werden bedeutend kürzer. Die Sonne geht Anfang des Monats kurz vor 6 Uhr früh auf (Ende Mai bereits Viertel nach 5 Uhr) und um 20:20 Uhr unter (Ende Mai 45 Min. später). Berücksichtigt man die Dämmerung, so bleibt für das Hobby der Astronomie nicht mehr viel vom Abend übrig. Das soll uns aber nicht den Spaß verderben, denn immerhin tummeln sich zwei besonders interessante Planeten am Abendhimmel. Der Mars, welcher erst Anfang März seine Oppositionsstellung innehatte und im Mai immer noch im Fernrohr eine Scheibengröße von 2/3 der Größe von Anfang März bieten kann, ist groß genug, um bei guter Sicht Einzelheiten auf seiner Oberfläche, wie die polare Eiskappe, erkennen zu lassen. Da die ellipsenförmige Bahn des Mars ja deutlich ausgeprägter ist als beispielsweise die unserer Erde, sind die Entfernungen zwischen Mars und Erde während der verschiedenen Oppositionen starken Schwankungen unterworfen. Heuer erreichte die Distanz zum Mars riesige 100 Millionen km, bei der Opposition im August 2003 waren es 56 Millionen km. Die nächste günstige Opposition findet erst wieder 2018 statt. Einen großen Vorteil allerdings bringt der Mars auf seiner heurigen Bahn über den Nachthimmel mit: Er erhebt sich bis zu 50 Grad über den südlichen Horizont, was bedeutet, dass er besonders klar mit dem Fernrohr wahrgenommen werden kann. Keine bodennahen Atmosphärenschichten, die das Scheibchen tanzen lassen und das Bild verschmieren. Schon in der Abenddämmerung lohnt sich also ein Blick durchs Okular, denn der Mars kulminiert Mitte des Monats so gegen Viertel nach 8 Uhr und steht am Ende der Dämmerung mit einer Helligkeit von 0,3 mag immer noch 45 Grad hoch am südwestlichen Himmel. Der Mars befindet sich etwa 4 Grad östlich des Hauptsterns Regulus im markanten Sternbild Löwe.

Aber nicht nur der Mars zieht uns im Mai in seinen Bann. Auch der wegen seines Ringsystems schön anzuschauende Saturn steht äußerst günstig am Abendhimmel. Er ist mit 0,4 mag ungefähr so hell wie der Mars, allerdings ist letzterer deutlich rötlicher! Mitte des Monats erreicht Saturn fast genau um 23 Uhr seine höchste Stellung am Himmel. Er erklimmt zwar nicht die Höhe des Mars, aber ansonsten gilt, was die Beobachtbarkeit betrifft, das Gleiche wie beim Mars. Dank der Neigung von fast 14 Grad bieten die Ringe einen prächtigen Eindruck. Der Größte unter den Saturnmonden, Titan, ist selbst in kleineren Fernrohren gut auszumachen.

Die Venus ist Abendstern, ihre Sichtbarkeit nimmt im Laufe des Monats stark ab. Trotzdem lohnt nach Sonnenuntergang ein Blick durchs Fernrohr, da der Planet immer sichelförmiger und damit immer "schlanker" wird. Anfangs noch -4,7 mag hell, vermindert sich die Helligkeit zum 20. des Monats auf -4,1 mag. Ab dem 25. Mai kann sie ohne spezielle Hilfsmittel nicht mehr beobachtet werden.

Merkur, der Riesenplanet Jupiter und die beiden weit entfernten und lichtschwachen äußeren Planeten Uranus und Neptun sind den ganzen Monat unbeobachtbar.

Da am 6. Mai Vollmond ist, eignet sich die erste Monatshälfte nicht besonders zum Beobachten von sog. "Deep Sky"-Objekten wie Galaxien oder Nebel. Sollte der Abendhimmel am 22. Mai gegen 22 Uhr frei von Wolken sein, lohnt es sich gen Westen zu schauen. Die schmale Sichel des Mondes gesellt sich zur hellen Venus, darüber die Sternbilder Fuhrmann und Zwillinge!

Wer sich noch nicht so gut am Sternhimmel auskennt, kann die beiden hellen Planeten Mars und Saturn zur Orientierung nutzen. Saturn bewegt sich momentan im Sternbild der Jungfrau. Dicht unterhalb von ihm finden Sie den Hauptstern Spica, einen Stern, elf Mal größer als unsere Sonne, der auf der Skala der hellsten Sterne unserer Hemisphäre an 15. Stelle liegt. Spica ist ein Bedeckungsveränderlicher, seine Helligkeitsschwankung allerdings visuell kaum wahrnehmbar.

Mars in der Nähe von Regulus im Sternbild Löwe habe ich oben schon erwähnt. Regulus, Spica und Arcturus im Sternbild Bootes (Bärenhüter) bilden das sog. Frühlingsdreieck. Der Bärenhüter ist durch seine besondere Form vielen bekannt. Östlich daneben befindet sich das leicht auszumachende Sternbild Nördliche Krone (Corona Borealis) mit einigen interessanten Doppelsternen. Wiederum weiter östlich finden Sie den Herkules mit dem berühmten Kugelsternhaufen Messier 13. Die Wintersternbilder haben sich vom Nachthimmel zurückgezogen, Orion ist verschwunden, die Zwillinge mit Castor und Pollux, der Fuhrmann mit Capella, das Sternbild Perseus und Kassiopeia, das Himmels-W, liegen tief am westlichen bis nördlichen Horizont. Der Große Wagen steht im Zenit. Diejenigen unter Ihnen, die über Mitternacht hinaus ausharren, können die Sommersternbilder bereits im Osten aufgehen sehen. Adler, Leier und Schwan drängen heran und lassen uns erahnen, was der Sommer bringt. Auch das Band der Milchstraße, spät in der Nacht von Südost bis Nord reichend, kündigt mit seinem Glanz die warme Jahreszeit an.

Bemerkenswert sind im Mai die Eta-Aquariden, manche nennen sie auch Mai-Aquariden, die ihren scheinbaren Ausgangspunkt im Sternbild Wassermann haben und den ganzen Mai bei durchschnittlich 20 Meteoren pro Stunde auftreten können. Maximum ist um den 5. Mai herum, dann können es auch 60 Meteore pro Stunde sein. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass dieser Meteorstrom nicht so gut in unseren nördlichen Breiten beobachtet werden kann. Aber vielleicht macht ja einer der Leser Urlaub im Süden und opfert eine Nacht, um diesen interessanten Sternschnuppenstrom zu bewundern. Taucht dann tatsächlich ein heller Meteor auf, darf er sich was wünschen.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2012-05-01