- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juni 2012Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Genau anders herum ist es bei Mars und Saturn, die beiden Planeten sollte man beobachten, bevor sie immer weiter in Horizontnähe sinken. Bzgl. M3, M5 und M13 vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die beiden Monate Juni und Juli gelten als die Zeit der kurzen Nächte, und das nicht nur deshalb, weil man die lauen Sommerabende gerne für eine Grillparty nutzt und dabei vielleicht weniger Zeit zum Schlafen verbleibt, sondern auch weil es in nördlicheren Gefilden nach astronomischen Kriterien gar nicht mehr richtig dunkel wird. Die Definition für astronomische Dunkelheit besagt nämlich, dass die Sonne mindestens 18 Grad unter den Horizont sinken muss, und das wird um die Sommersonnenwende am 21. Juni selbst in Mitteldeutschland schon nicht mehr ganz erreicht. Wir im Süden können noch mit knapp zwei Stunden "astronomischer Dunkelheit" rechnen. Freilicht fällt dieser Sachverhalt dem Normalbürger nicht so sehr auf, da es wegen der fast allgegenwärtigen Lichtverschmutzung nur noch an wenigen Orten richtig dunkel zu werden vermag - ein Umstand, der unsere Kinder um ein eindrucksvolles visuelles Erlebnis beraubt. Nicht umsonst hört man bei Übernachtungen auf Berghütten immer wieder den Ausspruch: "Mama, Papa, schaut mal - so viele Sterne". Zum Zeitpunkt 23 Uhr, für den die abgebildete Sternkarte erstellt wurde, ist es also noch gar nicht ganz dunkel. Trotzdem kann schon mit einer ersten Orientierung am Nachthimmel begonnen werden, denn die helleren Sterne sind bereits zu sehen. Auf der westlichen Hemisphäre findet sich noch das bereits aus den Vormonaten bekannte Frühlingsdreieck aus Arcturus, Spica und Regulus, wobei letzterer schon beträchtlich dem Horizont nahe kommt. Im Osten übernimmt dagegen eine andere zur leichteren Orientierung von Astronomen erdachte Hilfskonstruktion das Regiment - das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Wenn die letzte Abenddämmerung entschwindet, werden im Übergangsbereich zwischen diesen beiden Dreiecken die Sternbilder Herkules und Nördliche Krone sichtbar. Die Nördliche Krone ist ein kleines leicht zu identifizierendes Halbrund aus schwachen Sternen vierter Größe. Nur der Hauptstern Gemma (= Edelstein) leuchtet mit 2,2mag deutlich heller. Im Gegensatz dazu beansprucht Herkules wesentlich mehr Himmelsareal, ist deshalb - trotz seiner etwas helleren Sterne - vom Gelegenheits-Sterngucker auch nicht leichter aufzufinden. Mit M 13 beherbergt er einen der hellsten Kugelsternhaufen. Auf einem Berg kann dieser mit freiem Auge gerade noch als kleines diffuses Lichtfleckchen erfasst werden, selbst mit dem kleinsten Feldstecher geht das auch schon vom Tal aus. Erst ein mittelgroßes Teleskop ab etwa 5 Zoll Objektivöffnung zeigt dann seine wahre Pracht, wenn die äußeren Bereiche in Einzelsterne aufgelöst werden. Durch noch größere Öffnungen verwöhnte Dobson-Besitzer lösen den Kugelsternhaufen schließlich ohne Probleme bis ins Zentrum auf - unzählige Sterne bieten mit ihren nadelfeinen Lichtspitzen ein grandioses Feuerwerk für unsere Augen.
Das "Dreieck der Kugelsternhaufen"Als ob M 13 nicht schon genügen würde, finden wir gleich noch zwei weitere Kugelsternhaufen in optimaler Beobachtungsposition am Himmel. Unmittelbar östlich der Jungfrau gesellt sich im Sternbild Schlange ein als Nr. 5 in die Messier-Liste eingetragener Sternhaufen dazu, der mit 5,7mag genauso hell wie M 13 ist und mit diesem damit gemeinsam auf dem Siegertreppchen der hellsten Kugelsternhaufen des Nordhimmels steht. Der Kern von M 5 ist sehr dicht und daher weniger leicht in Einzelsterne aufzulösen als M 13. In den äußeren Bereichen stellt man keine signifikanten Unterschiede fest. Der Dritte im Bunde, M 3, macht unser "Dreieck der Kugelsternhaufen" schließlich komplett. Wir finden ihn im Übergangsbereich der Sternbilder Bärenhüter (lat. Bootes) und Jagdhunde. Mit 5,9mag ist er fast genauso hell wie die beiden anderen und damit auch ein Beobachtungsziel allerersten Ranges. Wie bei M 5 ist auch sein Zentrum sehr dicht und damit schwerer aufzulösen, in den äußeren Bereichen werden ab 100-facher Vergrößerung Einzelsterne sichtbar. Die hellsten Exemplare beginnen bei 12,7mag. Ein wenig beachtetes Sternbild ist der in unseren Breiten zirkumpolare und daher ganzjährig sichtbare Drache, der momentan um Mitternacht seine größte Höhe erreicht. Wegen seiner schwachen Sterne, die sich wie eine Kette beinahe um den halben Himmelspol herum schlängeln, ist er schwerer zu identifizieren. Die momentane Zenitposition bietet aber die beste Voraussetzung, dies mal zu versuchen. Eine weitere Konstellation, die, wenn auch aus anderem Grund, weniger beachtet wird und momentan um Mitternacht kulminiert, ist das Tierkreissternbild Skorpion. In Mitteleuropa sind von ihm nur die nördlicheren Teile sichtbar, v.a. sind der rotfarbene Hauptstern Antares und die zum Nachbarsternbild Waage weisenden Scherensterne zu nennen. Erst in Südeuropa gelangen auch Körper und Stachel so weit über den Horizont, dass die Ähnlichkeit mit dem kleinen gefährlichen Tierchen unverkennbar wird.
Jahrhundert-Ereignis am 6. JuniZum Schluss will ich noch auf das vielleicht wichtigste astronomische Ereignis des Jahres hinweisen, den Venusdurchgang vor der Sonne am 6. Juni, der bei Sonnenaufgang bereits in vollem Gange sein wird. Kaum einer von uns wird so ein Ereignis noch einmal mit verfolgen können, denn selbst ein Kind, das am heutigen Tage geboren wird, müsste dazu über 105 Jahre alt werden. Da eine genaue Beschreibung den Umfang dieses Sternenhimmels überstiegen hätte, haben wir dem Thema einen eigenen Beitrag mit Beobachtungstipps und Hintergrundinformationen spendiert. Ich darf Sie deshalb auf unser Monatsthema verweisen. Bernhard Kindermann
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