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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2012

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. September um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. M13 und M31 sowie Jupiter, Uranus und Neptun vgl. den Text. Otto Pilzer
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Während aus meteorologischer Sicht der Herbst bereits mit dem 1. September beginnt, lässt er sich astronomisch gesehen noch etwas Zeit und tritt erst am 22. um 16:49 Uhr des Monats ein. An diesem Tag ist die Nacht genau gleich lang wie der Tag, das nennt man dann auch Herbst-Tagundnachtgleiche, oder auch Herbstäquinox. An diesem Tag (meist aber an drei aufeinander folgenden Tagen) feierten die Germanen das Herbstopferfest (germanisch: Haustblot), ein wichtiges Fest im Jahreskreis. Ursprünglich wurde hier der Beginn der Jagd gefeiert. Ich zitiere aus einem Lexikon für germanische Bräuche: "Es findet im September nach dem Einholen der Ernte statt. Verehrung von Thor, Sif und Frey. Wird 3 Tage lang gefeiert. Den Göttern wird dabei für die Ernte gedankt. Baldr sinkt in die Unterwelt Hel (die Tage werden kürzer). Als Opfer wird der letzte Apfel am Baum hängen gelassen. Außerdem wird ein Eber geopfert und Wodelsbier gebraut. Aus den letzten Korngarben auf dem Feld wird ein Kranz geflochten." (Zur Erklärung: Baldr ist der germanische Lichtgott, Wodelsbier bedeutet Bier zu Ehren Wotans (Odins), Hel bedeutet Unterwelt, gleichbedeutend mit dem Namen der Herrscherin in der Unterwelt). Soweit ein kurzer Ausflug in die Welt der Germanen.

Die Sonne geht jetzt schon merklich später als im Hochsommer auf und steigt am 1. September um ca. 6:30 Uhr im Osten aus dem Morgendunst auf. Ende des Monats beginnt sie ihren Tageslauf erst gegen 7 Uhr, also eine halbe Stunde später. Das ist günstig für uns Astronomie-Liebhaber, denn wir haben im Sommer den Nachthimmel doch sehr vermisst.

Was machen die Planeten in diesem Monat? Der schnell umlaufende "Götterbote" Merkur entzieht sich den ganzen Monat unseren Blicken, weil er am 10. in oberer Konjunktion mit der Sonne steht. Venus allerdings erfreut uns mit ihrer frühen Aufgangszeit (am 1.9. 2 ½ Stunden nach Mitternacht) und entfaltet ihren strahlenden Glanz mit -4,2 mag Helligkeit am Morgenhimmel. Sollten Sie vielleicht einmal in der Nacht zu früh aufwachen, überwinden Sie sich und schauen gen Osten, da werden Sie die alles überstrahlende Venus zusammen mit vielen hellen Sternen der Sternbilder Orion, Fuhrmann und Perseus sowie den Riesenplaneten Jupiter am Nachthimmel erblicken.

Mars geht früh unter und kann Anfang des Monats nur bei sehr guten Sichtbedingungen tief am Horizont des Abendhimmels im Sternbild Jungfrau erspäht werden. Jupiter wird vom Morgen- zum Abendstern, er geht zum Monatsersten gegen Mitternacht, Ende des Monats schon um ca. 21:45 Uhr auf und ist vor dem Venusaufgang mit -2,5 mag das hellste Objekt am Sternenhimmel. Wie Mars ist auch Saturn Anfang des Monats nur noch bei extrem guter Sicht dicht am Abendhorizont zu sehen und verschwindet dann ganz von der Bildfläche. Uranus steht in Opposition zur Sonne, Neptun hat diese gerade im August hinter sich gebracht. Beide bieten damit für den Beobachter recht günstige Beobachtungsbedingungen, allerdings nur mit einem Feldstecher/Fernrohr. Sie erreichen mit 5,7 bzw. 7,8 mag ihre größte Jahreshelligkeit. Aber nur erfahrene Himmelsbeobachter kommen ohne spezielle Aufsuchkärtchen für die weit außen ihre Bahn ziehenden Planeten aus.

Gegenüber dem Sommernachthimmel zeigt der Blick zum Firmament eine deutliche Veränderung an. Die Sternbilder Schwan, Adler und Leier, deren Hauptsterne bekanntlich das Sommerdreieck bilden, sind nun zum Westen verschoben. Die südlichen Himmelsfelder werden jetzt von Pegasus, Wassermann und Steinbock erobert. Der aus dem Arabischen abgeleitete, aber bereits bei den Babyloniern bekannte Stern Fomalhaut (Alpha PsA) im Südlichen Fisch kulminiert kurz vor Mitternacht tief im Süden, erreicht dabei allerdings in unserer Breite nur 12 Grad über dem Horizont. Fomalhaut erscheint ähnlich bläulich-weiß gefärbt wie der hellste Stern unseres Nachthimmels, Sirius, im Sternbild Großer Hund. Während Sirius 8,6 Lichtjahre entfernt ist, befindet sich Fomalhaut in 25 Lichtjahren Entfernung von unserem Sonnensystem. Interessant ist Fomalhaut auch deshalb, weil er, wie wir heute wissen, von mindestens einem Planeten umkreist wird, welcher in der Staubscheibe um den Stern nachgewiesen werden konnte.

Die Milchstraße mit den Sternbildern Schütze und Skorpion neigt sich im Südwesten zum Horizont und der Herkules mit seinem berühmten Kugelsternhaufen M 13 nähert sich schon seiner Untergangsstelle im Westen. Der helle Hauptstern Arcturus im Bärenhüter ist um 23 Uhr, die Zeit, für die unsere Sternkarte zur Monatsmitte gilt, nur noch bei exzellenten Wetterbedingungen im äußersten Nordwesten auszumachen. Dafür sind bereits die Wintersternbilder Perseus, Fuhrmann und Stier im Osten aufgegangen und lassen uns ahnen, was wir in wenigen Monaten zu erwarten haben. Der berühmte Andromedanebel, der ja eine Galaxie wie unsere Milchstraße und kein Nebel ist, steht hoch im Osten. Messier 31, wie die Andromedagalaxie im Katalog von Charles Messier genannt wird, stellt ein ideales Objekt für Fernrohr- oder Fernglasbesitzer dar. M 31 und der Orionnebel sind die lichtstärksten "Nebel"-Objekte, die unser nördlicher Himmel zu bieten hat. Man sollte aber doch mit der Beobachtung solch feiner Objekte warten, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, damit der Eindruck im Okular des Fernrohres oder Fernglases maximal gesteigert wird. Dies dauert in der Regel 20 bis 30 Minuten, dann ist das Auge voll empfindlich. Ideal für sog. Deep Sky Objekte wie Nebel und Sternhaufen sind die zweite und dritte Septemberwoche, weil der Mond am 8. das letzte Viertel erreicht und sein Licht fortan den Nachthimmel nicht mehr aufhellen kann.

Zu den eher langsamen Sternschnuppen zählen die Tauriden, die im Sternbild Stier ihren scheinbaren Ursprung haben und von September bis in den Dezember hinein auftreten. Dieser Meteoritenstrom geht auf den Kometen 2P/Encke zurück. Im schwach ausgeprägten Maximum, das erst am 11. November auftritt, ist lediglich mit durchschnittlich 5 Meteoren pro Stunde zu rechnen.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2012-09-01