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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2013

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Saturn und Neptun sowie M8, M13, M31 und M92 vgl. den Text; Uranus ist zu dieser Zeit noch nicht aufgegangen. Otto Pilzer
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Mit dem Monat Juli ist schon wieder mehr als die Hälfte des Jahres vorbei. Obwohl nun eigentlich erst der richtige Hochsommer beginnt, werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Die "reine Nachtzeit", bei der das Firmament nicht durch Sonnenstrahlen aufgehellt wird, ist aber nach wie vor noch sehr kurz. Sie beträgt zu Monatsanfang nur vier Stunden und zu Monatsende erst fünf Stunden.

Bevor wir uns dem aktuellen Sternenhimmel zuwenden, wagen wir einen Ausblick auf das restliche halbe Jahr und die sich uns hoffentlich bietenden astronomischen "Schmankerl". Zunächst eine schlechte Nachricht: an Finsternissen schaut es leider nicht so gut aus. Am 18./19. Oktober gibt es zwar eine im gesamten Verlauf von uns aus beobachtbare Mondfinsternis, doch handelt es sich hierbei um eine sog. "Halbschattenfinsternis". Dabei wandert der Mond nicht wie bei einer "richtigen" Mondfinsternis durch den Kernschatten der Erde, sondern nur durch den weit helleren Halbschatten. Es kommt dadurch allenfalls zu einer leichten Verdunkelung von Teilen des Mondes, so dass es sich um ein sehr unauffälliges Himmelsereignis handelt. Kurz darauf, nämlich am 3. November, findet eine totale Sonnenfinsternis statt - nur leider nicht bei uns. Die Totalitätszone verläuft zum Großteil über den Atlantik und über das zentrale Afrika, wo sie vom Kongo über Uganda bis hin zu Somalia beobachtbar ist - leider sind diese nicht unbedingt als Reiseländer geeignet. Im Süden Europas, also etwa in Spanien und Teilen Süditaliens sowie Griechenlands, kann diese Sonnenfinsternis immerhin in ihrem partiellen Verlauf verfolgt werden. Ebenfalls im November erwartet uns ein weiterer Komet mit der Bezeichnung ISON. Nach dem derzeitigen Stand sieht es so aus, als ob sich ISON zu einem Jahrhundertkometen entwickelt, der sogar tagsüber zu sehen sein könnte. Allerdings gestaltet sich die genaue Vorhersage immer sehr schwierig, sind doch Kometen ziemlich "unberechenbare Gesellen". Aber wie heißt's so schön: schau'n mer mal...

All diejenigen, die schon jetzt den Nachthimmel beobachten wollen, finden in der abgedruckten Sternkarte eine große Hilfe. Diese zeigt den Himmel am 15.7. um 23 Uhr (alle Zeitangaben in MESZ). Das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, steht hoch im Osten. Hoch im Süden durchschreitet Herkules den Meridian. Herkules war der Sage nach der Sohn des Zeus und der Alkmene und zeichnete sich durch besondere Kraft und Mut aus. Die wirklich lohnenden Objekte im Herkules sind die zwei schönen Kugelsternhaufen M13 und M92. M13 ist der hellste und bekannteste Kugelhaufen auf der Nordhalbkugel und kann schon mit bloßem Auge als kleiner "Nebel" gesehen werden. Beide Kugelsternhaufen sind etwa 25.000 Lichtjahre von uns entfernt. Westlich vom Herkules befindet sich die Nördliche Krone, ein markanter Halbkreis von Sternen. Unterhalb davon liegt der Kopf der Schlange, daneben das ebenfalls ausgedehnte, aber wie auch bei Herkules aus lichtschwachen Sternen bestehende Sternbild des Schlangenträgers. Weiter tief im Süden befindet sich der Schütze, dessen südlichste Teile aber von Mitteleuropa nicht mehr gesehen werden können. In seiner Richtung liegt auch das Zentrum unserer Milchstraße, das sich allerdings hinter Dunkelwolken verbirgt. Besonders reizvoll ist der Schütze für Beobachter mit Teleskopen. Mit seinen zahlreichen galaktischen Nebeln, Kugel- und offenen Sternhaufen beherbergt er einige astronomische "Schätze". Der hellste Nebel ist der Lagunen-Nebel oder M8, der mit einer Helligkeit von 5mag bei guten Sichtbedingungen sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Wenn wir unseren Blick wieder nach Westen wenden, so finden wir das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, mit dem hellen Hauptstern Arcturus (0mag). Unterhalb davon steht die Jungfrau mit der 1,0mag hellen Spica. Oberhalb des Bärenhüters schlängelt sich der Drache zwischen dem Kleinen und dem Großen Wagen hindurch. Der Drache konnte in der griechischen Sage natürlich nur von Herkules besiegt werden und ist zirkumpolar, sinkt also in unseren Breiten nie unter den Horizont. In östlicher Richtung davon befindet sich das ebenfalls zirkumpolare Sternbild des Kepheus, das der griechischen Sage nach auf den König von Äthiopien zurückgeht. Etwas unterhalb liegt das Sternbild der Kassiopeia, der Gemahlin des Kepheus und Mutter der Andromeda. Die fünf hellsten Sterne bilden das auffällige "Himmels-W". Fast am Horizont in nordöstlicher Richtung befindet sich das Sternbild der Andromeda als letztes Familienmitglied mit dem bereits mit bloßem Auge erkennbaren Andromedanebel M31. Diese wurde ausnahmsweise nicht von Herkules, sondern von dem in nördlicher Richtung am Horizont stehenden Perseus gerettet.

Von den Planeten kann Merkur zu Monatsende am Morgenhimmel beobachtet werden. Am 30. geht er gegen 4.15 Uhr am Nordosthimmel auf, ehe er gegen 5 Uhr in der Morgendämmerung wieder verblasst. Venus steht dagegen am Abendhimmel, leider aber etwas horizontnah und daher nicht ganz leicht zu entdecken. Sie wandert durch das Sternbild Krebs und tritt am 12. in das Sternbild Löwe ein. Auch Mars kann endlich wieder aufgefunden werden - und zwar am Morgenhimmel. Am 20. geht er um kurz nach halb vier Uhr im Sternbild Zwillinge auf, kann aber wegen seiner Horizontnähe erst gegen 4 Uhr beobachtet werden. Am 22. kommt es zu einer interessanten Begegnung mit dem größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter. Dieser kann ab Monatsmitte als -1,9mag heller Lichtpunkt im Sternbild Zwillinge aufgefunden werden. Er geht um ca. 4 Uhr auf und kann ca. eine Viertelstunde später nach Verlassen der horizontnahen Dunstschichten betrachtet werden. Auch der Ringplanet Saturn lässt sich diesen Monat am Nachthimmel blicken. Er ist der Planet der ersten Nachthälfte und wird am 9. im Sternbild Jungfrau stationär. Er beendet damit seine Rückläufigkeit und bewegt sich dann wieder in Richtung des Sternbildes Waage. Geht er am 1. erst um kurz nach 2 Uhr unter, verfrüht sich sein Untergang bis Monatsende auf kurz nach Mitternacht. Ebenfalls am Nachthimmel tummeln sich die beiden äußersten Planeten Uranus und Neptun. Beide sind allerdings sehr lichtschwache Objekte und können nur mithilfe eines Teleskops im Sternbild Fische (Uranus) und im Steinbock (Neptun) in der zweiten Nachthälfte beobachtet werden. Damit sind diesen Monat alle Planeten unseres Sonnensystems am Firmament versammelt!

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2013-07-01