- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema November 2013: "Kometen: ISON und Rückblick auf PanSTARRS und Lemmon"Komet PanSTARRS (Aufnahme Gingin Observatory, Mount Dale, West-Australien) [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Wird 2013 doch noch ein Jahr der Kometen? Alle warten darauf, wie der Komet ISON seinen gefährlichen Reiseabschnitt um die Sonne bewältigt. Doch blicken wir zunächst zurück. Als Erster präsentierte sich PanSTARRS C/2011 L4, dessen Höhepunkt im März - April war. Sein Maximum hatte er am 8. März, wo er eine geschätzte Helligkeit von etwa 1.5 mag erreichte. Leider war er da bei uns noch nicht zu sehen. Sein Helligkeitsverlauf war sehr steil, sowohl im Anstieg, wie auch im Abfall, sodass er schon im April unter 6 mag fiel und nur noch mit Fernglas bzw. Teleskop beobachtet werden konnte. Erschwert wurde seine Beobachtung dadurch, dass er sehr horizontnah und nur in der Dämmerung zu sehen war. Trotzdem ergaben sich einige gute Gelegenheiten ihn zu beobachten. Zu Gute kam auch, dass er am Abend zu sehen war, statt morgens in aller Frühe vor Sonnenaufgang. PanSTARRS C/2011 L4 befindet sich auch jetzt noch im Sternbild Nördliche Krone, aber mit einer Helligkeit von ca. 15 mag ist er außerhalb der Reichweite auch größerer Instrumente.
Der im März 2012 entdeckte Komet Lemmon C/2012 F6 war zunächst sehr unauffällig und man erwartete auch keine besondere Helligkeitssteigerung für seinen am 24.3.2013 berechneten Periheldurchgang in nur 109 Millionen km Entfernung von der Sonne. Doch noch im weiteren Verlauf des Jahres 2012 stellte man fest, dass seine Helligkeit sich um einige Größenklassen heller als erwartet entwickelte. Dadurch erweckte er auch das Interesse von Amateurastronomen. Seine nahezu polare Bahn (in Teilen fast parallel zum Kometen PanSTARRS) hatte einerseits den Vorteil, dass er nicht nur in der Dämmerung beobachtet werden konnte, aber andererseits den Nachteil, dass er sich gerade zur Zeit seiner größten Helligkeit am Südhimmel befand. Nachdem er erst Anfang Mai 2013 wieder auf der Nordhalbkugel erschien, hatte seine Helligkeit, die im Maximum immerhin bei 3 mag lag, bereits so abgenommen, dass er nur noch mit Hilfsmitteln wie Fernglas und Teleskop beobachtet werden konnte. Auf der Südhalbkugel konnten dagegen schöne Aufnahmen gemacht werden. So waren diese beiden Kometen zwar interessant, aber nicht sensationell. Komet ISON C/2012 S1 verspricht dagegen etwas Besonderes. Er hat eine ganze Anzahl von außergewöhnlichen Eigenschaften. Da ist zunächst seine Bahn, sie ist fast hyperbolisch, das bedeutet, dass dieser Komet sich wahrscheinlich zum ersten Mal der Sonne nähert. Solche Kometen haben noch einen großen Vorrat an gefrorenem Wasser und Gasen, was einen prächtigen Schweif verspricht. Seine Bahn ist um 62° gegen die Erdbahn geneigt, was zur Folge hat, dass er höher am Himmel stehen wird und nicht nur in der Dämmerung beobachtet werden kann. Leider wird er dann schon schwächer sein. Das Spektakulärste wird aber seine Annäherung an die Sonne sein, wenn er am 28. November das Perihel durchläuft. Dann ist er nur 1,2 Millionen km von der Oberfläche der Sonne entfernt und leider zu diesem Zeitpunkt, selbst wenn er große Helligkeit erreichen sollte, kaum von der Erde aus zu sehen. Aber der Sonnenbeobachtungssatellit SOHO, der sich in 1,5 Millionen km Entfernung von der Erde in einem Lagrange-Punkt befindet, wird ihn gut im Bild haben. Man wird den Weg des Kometen auf der Internetseite http://sohowww.nascom.nasa.gov/data/realtime auf den Bildern LASCO C2 und C3 verfolgen können. Außerdem richten sich die Kameras von 15 weiteren Satelliten auf Ison. Er ist schon von der Sonde Deep Impact und dem Mars Reconaissance Orbiter aufgenommen worden. Bereits im April hat Hubble den Kometen fotografiert und aufgrund dieser Aufnahme schätzt man den Durchmesser von Ison auf knapp vier km. Bei diesem Durchmesser ist es nicht sicher, ob der Komet den nahen Vorbeiflug an der Sonne übersteht oder sich in Bruchstücke auflöst. Das kann der Fall sein, wenn durch die starke Strahlung der Sonne viel Materie verdampft, während gleichzeitig die Gravitation der nahen Sonne auf die im allgemeinen lockere Materie des Kometen einwirkt. Das wäre allerdings das Aus für das erwartete Schauspiel, denn die Bruchstücke entwickeln kaum diese Helligkeit und erzeugen keinen Schweif. Nach den optimistischeren Schätzungen der Astronomen reicht die Größe aber aus um die Annäherung zu überstehen und dann erwartet uns ein großartiges Schauspiel. Nach manchen Schätzungen wird es sogar möglich sein, ihn bei Tage zu sehen.
Bis zum Erreichen des Perihels ist ISON morgens im Südosten auf dem Weg durch das Sternbild Jungfrau bis zum Sternbild Waage zu beobachten, wo um den 23. November die Zeit endet, in der ISON am Morgenhimmel zu sehen ist. ISON wandert dabei vom Mars in Richtung Hauptstern des Sternbilds Jungfrau, Spica, den er am 17. November erreichen und dann bereits mit bloßem Auge sichtbar sein wird. Danach nähert sich der Komet schnell der Sonne und ist in der zunehmenden Morgendämmerung immer schwerer zu beobachten. Vielleicht ist immerhin noch der Schweif sichtbar, der sich inzwischen gebildet haben sollte. Im Dezember beginnt dann die Abendsichtbarkeit. Wenn der Komet sich in den ersten Dezembertagen von der Sonne entfernt hat, kann man ihn schon je nach Helligkeitsentwicklung am Nachmittag in Westsüdwest neben der untergehenden Sonne erkennen (Achtung: auf keinen Fall mit dem Fernglas in Richtung Sonne bzw. Kometen schauen - Erblindungsgefahr!). Ab 15. Dezember ist er noch nach Sonnenuntergang über dem Horizont. Seine Helligkeit nimmt aber laufend ab und dürfte um Weihnachten die Grenze der Beobachtungsmöglichkeit mit bloßem Auge erreicht haben. Die Aufsuchkarte soll das Auffinden erleichtern. Aus dieser Karte ist der Planet Merkur entfernt, da dessen schnelle Bewegung nur verwirrend wäre. Von den Sternbildern sollte allerdings im Dezember wegen der Dämmerungsaufhellung nicht viel zu sehen sein. Es erwarten uns jedenfalls spannende Wochen. Gerardo Inhester
Zum Sternenhimmel November 2013
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