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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2024

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Otto Pilzer
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"Alles neu macht der Mai" heisst ein altes Lied. Ein bisschen gilt das auch für den Sternenhimmel, dessen Aussehen sich jetzt schnell vom Frühling zum Sommer verändert. Im Gegensatz zur Botanik, die wirklich neue Blätter und Blüten hervorbringt, kommt am Sternenhimmel jedoch nur selten ein wirklich neuer Stern hinzu. Das Groß der Gestirne kennen wir schon aus dem letzten Jahr. Nur die wechselnde Jahreszeit (bzw. das Wandern der Sonne durch den Tierkreis) zeigt uns alle Sterne jedes Jahr aufs Neue.

Es gibt aber schon etwas, das sich auch am Sternenhimmel ständig ändert, nämlich die Position der Planeten. Deshalb werden sie auch Wandelsterne genannt. Bei den inneren Planeten Venus und Merkur hat dieses "Wandeln" in diesem Monat auch Nachteile für uns - wir können sie heuer im Mai nicht sehen, da sie zu nahe bei der Sonne stehen.

Auch bei unserem äußeren Nachbarn Mars müssen wir uns bis ins letzte Monatsdrittel gedulden, ehe versucht werden kann, ihn bei Beginn der Morgendämmerung ganz tief am östlichen Horizont aufzuspüren. An Pfingsten (19. Mai) könnte sein Aufgang um 3:50 MESZ bei guter Horizontsicht schon zu sehen sein. Am Monatsletzten erscheint er um 3:20 Uhr (Zeitangaben gelten für Rupertigau und Chiemgau). Etwa einen Fernglasdurchmesser links von der exakten Ostrichtung (also nördlich davon) wird der dann im Sternbild der Fische stehende Mars aufgehen.

Beim Riesenplaneten Jupiter haben wir in diesem Monat auch Pech. Er steht hinter der Sonne und bleibt unbeobachtbar (Konjunktion am 18. Mai). Erst in der zweiten Junihälfte taucht er langsam wieder auf. Zum Glück gibt es aber noch Saturn, der seine Konjunktion schon einige Zeit hinter sich hat und nun am Morgenhimmel das Regiment übernehmen kann. Zu Monatsbeginn geht der 1 mag helle Ringplanet um 4:20 Uhr auf, am Monatsende können wir ihn bereits zwei Stunden früher entdecken. Der Aufgang des im Sternbild Wassermann stehenden Planeten findet etwa zwei Fernglasbildfelder rechts der exakten Ostrichtung (also südlich davon) statt. Wer mit dem Fernrohr seinen Ring beobachtet, wird feststellen, dass dieser mit ca. 2,5 Grad nur noch sehr wenig geöffnet ist. Am Morgen des 3. und des 31. Mai zieht der abnehmende Mond südlich an Saturn vorbei.

Wie eingangs erwähnt, lässt sich im Osten schon der nahende Sommer erahnen. Zwei bekannte Sommersternbilder sind bereits aufgegangen, die Leier mit der besonders hellen Vega (hellster Stern am Sommerhimmel) und auch den Schwan mit Deneb finden wir unmittelbar über dem Horizont. Lassen wir unseren Blick in die Höhe schweifen, erkennen wir Herkules, die Nördliche Krone und schließlich das Sternbild Bootes mit dem rötlichen Arcturus. Exakt in Südrichtung kulminieren gerade das eher unscheinbare Sternbild Haar der Berenike sowie darunter die Jungfrau. Auf der Westhemisphäre finden wir noch das bekannte Tierkreissternbild des Löwen, den Krebs sowie die Zwillinge, und auch der helle Stern Prokyon im Kleinen Hund ist noch über dem Horizont. Senkrecht über uns leuchtet der allseits bekannte Große Wagen, der markanteste Abschnitt im weitläufigeren Sternbild Großer Bär.

Den Frühlings-Sternenhimmel hat Gott wohl speziell für Galaxienbeobachter erschaffen. Keine andere Jahreszeit ist so reich an diesen fernen Welteninseln. Im Haar der Berenike und der Jungfrau spricht man sogar von Galaxienhaufen - in Anlehnung an die uns bereits geläufigen Sternhaufen. Diese können Hunderte oder Tausende von Einzelgalaxien enthalten, sind aber, wie zu befürchten, meist sehr weit entfernt und deshalb lichtschwach. Ihre Beobachtung bleibt deshalb eher Besitzern von größeren Amateur-Teleskopen vorbehalten.

Im letzten Frühjahr haben wir bereits eine Tour von M 104 (Sombrero-Galaxie) ausgehend über die Jungfrau zu den Galaxien im Haar der Berenike unternommen. Ich will diese Reise heute mit einem der hellsten Objekte im Sternbild Jagdhunde fortsetzen, der Galaxie M 106. Zum Auffinden peilt man am besten zwei bestimmte Sterne an, auf deren gedachter Verbindungslinie sich auf halber Strecke M 106 befindet.

Der erste Stern ist einer der beiden vorderen Kastensterne des Großen Wagens - und zwar derjenige, dem die Deichsel "nicht" entspringt (Gamma Ursa Major). Beim zweiten Stern handelt es sich um den lichtschwächeren der beiden Jagdhunde-Sterne (Beta Canes Venatici). Bei Verwendung eines lichtstarken Feldstechers (sog. Jäger-Glas ab 7x50) passen etwa vier Bildfelder zwischen diese beiden Sterne, so dass es ein Leichtes ist, die Mitte dieser Strecke anzupeilen.

Unter einem richtig dunklen klaren Himmel sollte die 8,3 mag helle Galaxie M 106 dann sofort als kleiner Lichtfleck ins Auge springen. Mit einem 4-Zoll-Teleskop wird ein quer zur Längsachse ausgerichteter Lichtbalken sichtbar, an dem bei noch größerer Öffnung Spiralarme ansetzen. Im Umkreis von weniger als einem Grad finden sich noch zwei weitere 11 mag-Galaxien mit im Bildfeld, nämlich NGC 4217 westlich und NGC 4220 nördlich von M 106. Wer noch nicht genug hat, kann weiter in die Tiefen des Raums vordringen und entlang der beschriebenen Verbindungslinie viele schwache Galaxien entdecken - von M 109 bei Gamma UMa bis NGC 4490 bei Beta CVn. Viel Erfolg dabei.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2024-05-01