- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im August 2005[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die Sternenkarte zeigt den Nachthimmel am 15. des Monats um 23.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Nicht nur draußen in der Natur ist Hochsommer, sondern auch oben am Firmament. Von allen Sommermonaten eignet sich der August am besten zum Beobachten. Egal ob man gerade in den Bergen wandert oder in südlicheren Gefilden am Strand liegt, die lauen Sommernächte laden einfach dazu ein, den Sternenlauf zu verfolgen. Gerade in unseren Breiten sind dabei die Nächte im Vergleich zum Juni auch schon wieder um fast zwei Stunden länger, so dass man die volle Pracht einer sternenklaren Nacht richtig genießen kann. Quer von Nordosten nach Südwesten schimmert das aus Abertausenden glitzernder Sternen bestehende Band der sommerlichen Milchstraße (vgl. auch Monatsthema März 2003) über den Nachthimmel. Um in den vollen Genuss zu kommen, ist nicht nur jede störende irdische Lichtquelle zu meiden, sondern am besten auch die Neumondphase Anfang August zu nutzen. Die Bezeichnung "Milchstraße" hat ihren Ursprung in der griechischen Mythologie: der Göttervater Zeus wollte den von ihm mit der sterblichen Alkmene gezeugten Herkules die Unsterblichkeit zukommen lassen und legte ihn deshalb seiner schlafenden Gattin Hera an die Brust. Herkules aber saugte so heftig, dass Hera erwachte und ihn wegstieß. Aus der dabei wegspritzenden Milch entstand die Milchstraße. Aber bereits schon Demokrit von Abdera (470 - 380 v. Chr.) gab als Erster die richtige Erklärung für das Phänomen der Milchstraße, indem er behauptete, dass das Lichtband der Milchstraße durch viele, weit entfernte Sterne erzeugt werde. Erst mit Erfindung des Fernrohrs konnte diese Vermutung auch belegt werden. Langwierige und sorgfältige Sternzählungen führten zu der Erkenntnis, dass all diese Sterne zu einem riesigen Sternensystem gehören, der Galaxis, zu der auch unsere Sonne gehört. Sie ist eine von insgesamt rund 100 Milliarden Sternen, die, im äußeren Drittel stehend, an der galaktischen Rotation teilnimmt und so alle 240 Millionen Jahre einmal um das Zentrum wandert. Zahlreiche weitere Beobachtungen führten zur Erkenntnis, dass die Galaxis eine flache Scheibe aus Sternen und interstellarer Materie mit einer deutlichen Verdickung in der Zentralregion, dem so genannten Bulge, darstellt. Könnte man senkrecht von weit außerhalb auf unsere Milchstraße blicken, so würde man außerdem die spiralige Struktur unseres Sternensystems erkennen. Von der Erde aus betrachtet entsteht so der Eindruck eines hell leuchtenden Bandes. Ganz im Nordosten gleich zu Anfang der Milchstraße befinden sich die Sternbilder des Perseus, des Fuhrmanns mit der hellen Capella, Kassiopeia und Kepheus. Schwan mit dem hellen Deneb und die Leier mit deren Hauptstern Vega befinden sich scheinbar im Zentrum der Milchstraße, die Sternbilder des Adlers und des Schildes begleiten schließlich die Milchstraße in ihrem Abstieg nach Südwesten, wo es auf das Sternbild des Schützen trifft. Neben der Leier steht in südöstlicher Richtung das Sternbild des Schwans mit dem hellen Deneb. Zusammen mit Atair im Adler steht das Sommerdreieck damit nun hoch im Süden. Weiter im Osten befinden sich Pegasus und Wassermann, während im Westen Herkules und Bärenhüter mit dem hellen Arcturus am Nachthimmel ihren Glanz entfalten. Nicht nur der Fixsternhimmel auch der Planetenlauf hält diesen Monat wieder einige schöne Beobachtungsgelegenheiten bereit. Saturn ist ab der Monatsmitte am Morgenhimmel in nordöstlicher Richtung zu sehen. Am 15. geht der 0,3mag helle Ringplanet um 4.26 Uhr (MESZ) auf, am 31. hat sich sein Aufgang auf 3.33 Uhr (MESZ) vorverlagert. Der andere Riesenplanet Jupiter kann dagegen in westlicher Richtung am Abendhimmel gesehen werden. Allerdings heißt es sich sputen, um den -1,7mag hellen Riesen noch sehen zu können, da er am 15. bereits um 22.21 Uhr (MESZ) und am 31. schon um 21.23 Uhr (MESZ) unter den Westhorizont versinkt. Ist Jupiter versunken, so kann man sich den im Nordosten stehenden Mars zuwenden. Die Helligkeit des roten Planeten nimmt im Laufe des Monats auf -1,0mag zum Monatsende hin zu. Mit seinem Glanz dominiert Mars den Nachthimmel, nur noch übertroffen von Sirius im Großen Hund. Venus dagegen bleibt Abendstern, steht aber leider nur knapp über dem Westhorizont. Während die -4,0mag helle Venus am 1. um 22.17 Uhr (MESZ) untergeht, versinkt sie zum Monatsende bereits um 21.14 Uhr (MESZ) unter den Westhorizont. Zum Monatsende hin wird am Morgenhimmel auch der sonnennächste Planet sichtbar. Merkur kann ab dem 20. tief am Osthorizont in der Morgendämmerung erkannt werden. Der 0,7mag helle Planet geht um 4.48 Uhr (MESZ) auf, bis zum Monatsende verspäten sich die Merkuraufgänge auf 5.02 Uhr (MESZ), doch nimmt dafür seine Helligkeit rapide auf -1,0mag zu. Benutzt man zur Beobachtung ein Fernrohr, so erkennt man, dass die Merkurscheibe am 25. nur halb beleuchtet ist, die so genannte Dichotomie (Halbphase) tritt ein. Nicht nur Astronomen und astronomisch Interessierte werden daher so manche Nacht mit einer Beobachtung des Nachthimmels verbringen. Die Augustnächte sind aber auch die Nächte der Romantiker und Verliebten. Tausende von Sternschnuppen fallen vor allem in den Nächten zwischen dem 10. und dem 14. August vom Himmel. Helle Objekte, die so genannten Feuerkugeln oder Boliden, sind keine Seltenheit. Das Maximum dieses schönsten und reichsten Sternschnuppenstrom des Jahres ist in der Nacht vom 12. auf den 13. August mit über 110 Sternschnuppen pro Stunde zu erwarten. Die beste Beobachtungszeit dieses Perseidenstroms, im Volksmund nach dem Märtyrer Laurentius auch Laurentius-Tränen genannt, liegt zwischen 23 Uhr und 5 Uhr morgens. Um den 18. August herum treten schließlich auch die Kappa-Cygniden, deren Radiant im Sternbild Schwan liegt und die Cepheiden auf. Beide Ströme dürften aber nur schwach mit jeweils etwa 10 Meteoren ausfallen. Stefan Poller
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